Toshiba kauft Westinghouse für 5,4 Milliarden Dollar
Verkäufer ist das staatseigene britische Nuklearunternehmen British Nuclear Fuels Plc (BNFL), zu dem Westinghouse gehört. Mit dem Kauf steige Toshiba zum weltweit führenden Unternehmen im Nuklearenergie-Geschäft auf, das Atomkraftwerke verschiedener Bauart und dazu gehörige Dienstleistungen anbieten könne, teilte Toshiba mit. Toshiba hatte im monatelangen Verkaufsverfahren den US-Konzern General Electric und die japanische Mitsubishi Heavy Industries ausgestochen.
Renaissance des US-Atomkraftwerkbaus?
Toshiba war nach Darstellung von Branchenkennern bereit, den hohen Kaufpreis zu zahlen, weil das Unternehmen eine Renaissance des Atomkraftwerksbaus in den USA und Europa sowie eine rasch steigende Zahl von Neuaufträgen für Atomkraftwerke in China und anderen rasant wachsenden asiatischen Ländern erhofft. Zudem will Toshiba auch mehrere Minderheitsinvestoren beteiligen. Der japanische Mischkonzern will aber eine mehr als 51-prozentige Beteiligung an Westinghouse behalten und damit der kontrollierende Mehrheitsaktionär bleiben.
Fast 100 Atomkraftwerke geliefert
Die 1886 gegründete Westinghouse Electric (Monroeville/ Pennsylvania) hat die meisten US-Atomkraftwerke gebaut und wies 2005 einen Umsatz von rund 1,9 Milliarden Dollar aus. Das Unternehmen mit weltweit 8000 Mitarbeitern hat
bislang insgesamt 98 Atomkraftwerke geliefert und verfügt über 34 Betriebe in 14 Ländern. Das Unternehmen ist auf Druckwasserreaktoren spezialisiert.
Optimale Ergänzung
Toshiba hat die meisten japanischen Atomkraftwerke gebaut und setzt auf Siedewasserreaktoren. Damit ergänzen sich die beiden Unternehmen hervorragend und können jetzt weltweit die beiden wichtigsten Atomkraftwerks-Technologien aus einer Hand anbieten. Die Umweltprobleme mit Kohle, dem in den USA dominierenden Brennstoff zur Stromerzeugung, sowie die eskalierenden Erdgas- und Ölpreise geben der Atomenergie wieder neuen Reiz, hoffen die Atomkraftwerksbauer. US-Präsident George W. Bush ist ein starker Befürworter neuer Atomkraftwerke.
Keine Probleme zu erwarten
Die Transaktion muss noch von den zuständigen Regierungsstellen genehmigt werden. Angesichts der Tatsache, dass das staatseigene britische Unternehmen BNFL Westinghouse vor einigen Jahren kaufen durfte, dürften kaum Einwände gegen einen Weiterverkauf an Toshiba zulassen, die US-Politiker möglicherweise geltend machen könnten.
Riesengewinn für BNFL
BNFL verbucht mit dem Verkauf von Westinghouse einen riesigen Gewinn. Die Gesellschaft hatte in den späten neunziger Jahren nach Angaben des «Wall Street Journal» für Westinghouse nur 1,2 Milliarden gezahlt. (awp/mc/pg)