Schrempp-Rücktritt zieht Kreise – Staatsanwalt ermittelt

Dies schrieb die «Stuttgarter Zeitung» in der Donnerstagausgabe.Kopper wird verdächtigt, den Chef des DaimlerChrysler-Grossaktionärs Deutsche Bank , Josef Ackermann, vor der offiziellen Bekanntgabe am 28. Juli über den überraschenden Führungswechsel bei dem Autokonzern unterrichtet zu haben. Dies wäre ein Verstoss gegen das Wertpapierhandelsgesetz. Kopper stand früher selbst an der Spitze der Deutschen Bank.


Verfahren wurde eingeleitet
Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Stuttgart bestätigte, dass ein Verfahren in Stuttgart eingeleitet und dann an die Frankfurter Staatsanwaltschaft weitergegeben worden sei. Diese prüfe gegenwärtig die Übernahme des Verfahrens. Einzelheiten nannte die Sprecherin nicht. DaimlerChrysler wollte sich am Donnerstag nicht zu dem Vorgang äussern.


Aktienpakt von 3,5 Prozent verkauft
Die grösste deutsche Bank hatte am Tag der Bekanntgabe des Schrempp-Rücktritts ein Aktienpakt von 3,5 Prozent verkauft. Die Transaktion hatte ein Volumen von 1,4 Milliarden Euro. Insgesamt wurden 35 Millionen Aktien mit einem Vorsteuergewinn von 337 Millionen Euro platziert. Der Nettobuchgewinn lag aus Bilanzierungsgründen aber nur bei 37 Millionen Euro.


Zeit- und Informationsvorsprung verschafft
Kopper hatte das Rücktrittsszenario gemeinsam mit Schrempp abgestimmt. Dem Aufsichtsrats-Chef wird nun vorgeworfen, sein Insiderwissen angeblich an Ackermann vor der Pflichtmitteilung weitergegeben und der Bank damit einen Zeit- und Informationsvorsprung verschafft zu haben. Allerdings hatte die Bank seit längerem keinen Hehl daraus gemacht, dass man ab einem Kurs der DaimlerChrysler-Aktie von 38,50 Euro aktiv werden würde. Das Kreditinstitut hält jetzt noch 4,4 Prozent an Deutschlands grösstem Unternehmen.


Rücktrittsszenario mit Kopper abgesprochen
Die Rücktrittsankündigung von Schrempp hatte am 28. Juli ein Kursfeuerwerk ausgelöst. Die DaimlerChrysler-Aktie verteuerte sich in der Spitze um mehr als 10 Prozent auf 40 Euro und schloss an jenem Tag bei 39,49 Euro. In seinem letzten Interview als DaimlerChrysler-Chef hatte Schrempp vor Weihnachten der Deutschen Presse-Agentur (dpa) gesagt, wie die Deutsche Bank ihre Industriebeteiligungen abbaue, sei «hochakzeptabel». Zudem stimme die Bank ihr Verhalten in der Regel mit DaimlerChrysler ab. Der Auto-Manager hatte ab Mai 2005 gemeinsam mit Kopper über das Rücktrittsszenario gesprochen. Dabei sei man sich einig gewesen, «dass Ende des Jahres der günstigste Zeitpunkt für einen Führungswechsel ist».


Keinerlei Anhaltspunkte für Insidergeschäfte
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hatte im Vorjahr zunächst auch gegen DaimlerChrysler-Strategievorstand Rüdiger Grube und Kommunikationschef Hartmut Schick ermittelt. Das Verfahren wurde Mitte November eingestellt. Die Behörde teilte damals mit, die Untersuchungen hätten keinerlei Anhaltspunkte für Insidergeschäfte ergeben. Der Konzern hatte betont, man behalte sich weitere rechtliche Schritte gegen den Betreffenden vor, der die Beschuldigung erhoben habe. (awp/mc/ab)

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