Schweizer Wirtschaft hat Trendwende noch nicht erreicht
Ob das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) am 06. Januar an ihrer Jahresmedienkonferenz nachziehen wird, wollte Aymo Brunetti, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik im seco, im Interview mit der «NZZ am Sonntag» nicht verraten. Ende Oktober hat das seco die Wachstumsschätzungen auf 1,3% für 2005 und 1,7% für 2006 angehoben und zeigt sich damit im Vergleich zu anderen Schweizer Ökonomen sehr vorsichtig. Brunetti betonte allerdings, dass dem seco Ende Oktober die Wachstumsraten zum dritten Quartal, die überaus positiv überrascht hatten, noch nicht bekannt gewesen seien.
Trendwende noch nicht erreicht
Gemäss Brunetti hat die Schweizer Wirtschaft die Trendwende noch nicht erreicht. «Aber wir holen nach einer konjunkturellen Schwächephase auf», ergänzte er. Die Wirtschaft habe sich in den letzten Jahren unterhalb des Trendwachstums bewegt, da sei es normal, dass im Aufholprozess ein bis zwei Jahre lang hohe Zuwachsraten generiert würden.
Kapazitäten nicht ausgelastet
Gemäss Brunetti sind die Kapazitäten hierzulande nicht ausgelastet. Das sehe man an der Zahl der Arbeitslosen. Das seco geht davon aus, dass die strukturelle Arbeitslosigkeit in der Schweiz unter 3% liegt. Früher seien in der Schweiz die Arbeitskräfte in der Hochkonjunktur knapp geworden. Diese Knappheit gebe es dank der Personenfreizügigkeit heute weniger, was sehr vorteilhaft sei, sagte der Ökonom im Gespräch mit der NZZaS.
Spezifische Strategien
Für die vier BRIC-Länder – Brasilien, Russland, Indien und China – entwickle die Schweiz derzeit spezifische Strategien für weitergehende handelspolitische Beziehungen. Dabei gehe es um mehr als um den Abbau von Zöllen. «Im Moment sind die aufstrebenden Länder noch relativ kleine Fische im Vergleich zu EU oder USA. Aber wenn die Dynamik anhält, haben sie bald ähnliche Grössenordnungen erreicht», ist Brunetti überzeugt. (awp/mc/gh)