Tessiner Staatsanwaltschaft ermittelt im Fall Fiorani wegen Geldwäscherei

Ins Visier genommen haben die Tessiner Ermittler auch zwei Schweizer, die sich derzeit beide auf freiem Fuss befinden. Beim einen handelt es sich um einen 58-jährigen, in Lugano wohnhaften Fondsverwalter und Treuhänder. Dieser wollte sich am Mittwoch auf Anfrage ebenso wenig zu den Ermittlungen äussern wie der zweite Verdächtigte, ein in Mendrisio wohnhafter Anwalt. Laut Auskunft seiner Sekretärin war er am Mittwoch «den ganzen Tag aus geschäftlichen Gründen unerreichbar».


Die eigene Bank geplündert
Die Tessiner und Mailänder Staatsanwaltschaft werfen den beiden wiederholte Geldwäscherei vor. So sollen sie dem 46-jährigen Fiorani und dessen Komplizen bei Transaktionen behilflich gewesen sein. Insgesamt wird gegen knapp dreissig Personen ermittelt. Im Zentrum der Ermittlungen steht Fiorani, der ehemalige Chef der Banca Popolare Italiana (BPI). Er baute das Finanzinstitut aus Lodi bei Mailand in den letzten Jahren rasch aus. Dabei sorgte er offenbar dafür, dass er und seine Weggefährten nicht zu kurz kamen: Fiorani und seine Freunde sollen die BPI zu Lasten der kleinen Sparer regelrecht ausgeplündert haben. Ein Teil der Gelder landete offenbar auf dem Finanzplatz Lugano. Von dort wurden die Millionen entweder nach Italien oder auf Konten Fioranis in ausländischen Fiskalparadiesen weitergeleitet.


Notenbankchef trat zurück
Während die Tessiner Staatsanwaltschaft dem Vorwurf der Geldwäscherei nachgeht, ermitteln die Mailänder Fahnder wegen dem Verdacht auf Bildung einer kriminellen Organisation sowie dem Vorwurf des Insiderhandels. Ausgelöst hatte die Ermittlungen der letztlich gescheiterte Versuch der BPI, die italienische Banca Antonveneta zu übernehmen. Dieser Übernahmekampf kostete den italienischen Notenbankchef Antonio Fazio den Job. Fazio trat am 19. Dezember von seinem Amt zurück, nachdem er der Parteilichkeit, des Amtsmissbrauchs sowie des Insiderhandels bezichtigt worden war. Fazio unterstützte Fioranis BPI beim Versuch, die viel grössere Antonveneta zu übernehmen. Damit sollte die Übernahme des Institutes durch die niederländische Grossbank ABN Amro verhindert werden.

(baz/mc/hfu)

Schreibe einen Kommentar