Julián Díaz González, CEO Dufry: Interessant ist die Achse Moskau-Peking, wo wir stärker und mit besseren Margen wachsen können.
Von André Schäppi
Moneycab: Herr Diaz, die Zahl der Reisenden ist stetig im Steigen begriffen. Zudem reisen die Leute weniger lange, dafür häufiger. Und bei jeder Ankunft auf einem Flughafen oder in einem Hafen gehen die Resienden fast automatisch auch in einen Duty-free-Shop. Goldene Zeiten für Dufry?
Ja, denn 77% des Umsatzes generieren wir in Flughäfen und 23% in den restlichen Aktivitäten. Und wenn diese Zahl steigt, steigt natürlich auch die Zahl potenzieller Kunden. Aber noch spezifischer ist Folgendes: Die Airport Council International ACI prognostiziert bis 2020 eine Verdoppelung der Zahl der Flugreisenden gegenüber heute. Das ist schon ein riesiges Potenzial und wir sind überzeugt, dass wir von dieser Zunahme auch profitieren werden.
«Ich denke, dass wir zwei Jahre brauchen, bis wir da sind wo wir sein wollen.» Julián Díaz González, CEO Dufry
Traditionell waren es vor allem vermögende Leute, also solche mit hoher Kaufkraft, die reisten. Entsprechend gross waren die Renditen. Durch die wachsende Zahl von Duty-free-Läden – viele Flughäfen gleichen inzwischen Einkaufszentren – sind die Margen jedoch unter Druck geraten. Hinzu kommt, dass dank günstigerer Reiseangebote immer mehr Leute mit einem schmalen Geldbeutel unterwegs sind. Ungünstige Entwicklungen?
Ich sehe das differenzierter: Früher hatten wir vor allem diese vermögenden Leute. Die sind nicht verschwunden, sondern nach wie vor vorhanden. Und wir sprechen diese Käuferschicht immer noch an. Was sich geändert hat, ist die Zunahme des Volumens mit Leuten unterschiedlicher Kaufkraft. Es geht für uns vielmehr darum, wie wir uns auf diese Veränderung ausrichten und davon profitieren. Zusammengefasst bedeutet das also keine Kannibalisierung sondern einen Zusatz an Möglichkeiten.
Und wie hat Dufry darauf reagiert?
Dufry versucht, auf diesen Trend mit neuen Verkaufskonzepten zu reagieren. Speziell auf Billigreisende ist die Ladenkette Bijoux Terner ausgerichtet, die Geschenkartikel, Schmuck, Uhren und Accessoires zum Einheitspreis von 12 Euro offeriert. Daneben bieten wir zusätzlich ein Sortiment mit Luxusartikeln an und erreichen damit auch in dieser Preisklasse Käufer. Gesamthaft gesehen sind wir gut aufgestellt, denn wir haben Erfahrung aus mehr als 30 Ländern und Verkaufsläden von Kambodscha bis Mexiko und von Russland bis Ghana. Das hat keiner von unseren Mitbewerbern.
Europa ist nach wie vor die stärkste Region für Dufry. Bleibt das so?
Bei Europa ist für uns der Mittelmeer-Raum am wichtigsten, dann folgen Zentral- und Südamerika. Ebenfalls interessant ist die Achse Moskau-Peking. Bei diesen Gebieten handelt es sich um attraktive touristische Destinationen, die zudem in Emerging Markets sind. Hier können wir stärker und mit besseren Margen wachsen.
Wie sehen Sie die zukünftige Ausrichtung von Dufry?
Wir werden Reise-Retailer bleiben, daran wird sich nichts ändern. Die strategische regionale Ausrichtung habe ich gerade erwähnt. Wir werden unsere Aktivitäten auf folgende Gebiete fokussieren: Flughafen-Retailer, Verkauf auf Kreuzfahrt-Schiffen und in Häfen und als drittes Joint-Ventures mit Flughafen-Behörden für die längerfristige Entwicklung von Retail-Konzessionen.
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Betriebsintern scheint es noch einiges Optimierungspotenzial vorhanden. Das lässt sich aus Ihren Bemerkungen im Frühling dieses Jahres herauslesen. Damals äusserten Sie, dass noch Anpassungen bei den Managementprozessen, der IT und bei der Administration gemacht werden müssten. Im weiteren sollte das Verhalten der Konsumenten besser verstanden werden, das Marketing und die globale Administration verbessert werden. Hat Dufry seine Hausaufgaben noch nicht gemacht?
Es stimmt, dass wir intern noch einiges Potenzial haben. Wir können noch effizienter werden. aber dieser Punkt ist erkannt und wir arbeiten hart an der Verbesserung.
Wie lange brauchen Sie dafür?
Ich denke, dass wir zwei Jahre brauchen, bis wir da sind wo wir sein wollen.
Der Börseneinstand von Dufry am 6. Dezember ist wohl als eher mässig einzuschätzen. Der erste Handelskurs entsprach exakt dem Emissionspreis von CHF 80. Richtige Kauflust kam am ersten Handelstag nicht auf, der Kurswert fiel im Tagesverlauf unter den Ausgabepreis. Seither hat die Aktie laufend verloren und steht derzeit bei etwas unter CHF 80. Haben die Leute das Interesse an Dufry bereits verloren?
Ich glaube nicht, dass zwei Wochen für eine derartige Beurteilung genug sind. Und in der kurzen Zeit seit dem Börsengang haben wir keine Neuigkeiten verbreitet, weder positive noch negative, die den Preis in irgendeiner weise beeinflussen konnten. Allerdings soll Dufry keine kurzfristige, sondern eine mittel- oder langfristige Investition sein. Wir sind ein gesundes Unternehmen, das in den letzten zwei Jahren sowohl im Umsatz wie auch im EBIT zugelegt hat. Und diese Entwicklung wollen wir auch in Zukunft fortzusetzen. Trotzdem ist für uns klar: Wir müssen jetzt zuerst einmal Glaubwürdigkeit und Sicherheit vermitteln.
Was geschieht mit den rund 326 Mio. CHF, die aus dem Börsengang in die Kassen von Dufry geschwemmt worden sind?
Davon geht rund die Hälfte an die bestehenden Aktionäre und der Rest fliesst in das Unternehmen. Mit diesem Geld wollen wir organisch wachsen. Aktuell haben wir acht neue Projekte und sieben geplante.
Und mit dem Rest des Geldes?
Wir können uns schon vorstellen, mit Akquisitionen zu wachsen. Aber ein Unternehmen muss für Dufry in der Grösse integrierbar sein und uns strategisch ergänzen. Grössenmässig liegt es im Bereich von 100 bis 200 Mio. CHF Umsatz und sollte uns zusätzlich Möglichkeiten in den Regionen Europa, Afrika, Eurasien und Russland bieten.
Zur Person
Der 47-jährige Spanier Julián Díaz González bringt eine langjährige Erfahrung im Duty-free-Geschäft mit. Er arbeitete während sieben Jahre in Mexiko als Manager einer lateinamerikanischen Duty-free-Gesellschaft und war von 1993 bis 1997 für die spanische Duty-free-Kette Aldeasa aktiv. 1997 bis 1999 war Díaz Geschäftsführer der Aeroboutiques de Mexico und 2000 bis 2004 Geschäftsführer der Latinoamericana Duty-Free. Seit 2004 ist er bei Dufry, die er als CEO leitet.
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