Eidg.Abstimmung: Knappes Ja zu Sonntagsverkauf und klares Ja zu Gentechinitiative
Das Schweizer Volk will nicht, dass der Sonntagsverkauf in grossen Verkehrsknotenpunkten eingeschränkt wird. Dank dem Übergewicht der Städte wurde der Status quo knapp mit einem Mehr von rund 23’000 Stimmen legalisiert.
Jedem das Seine am Sonntag
Das Ständemehr war nicht verlangt. Mit nur 7 zustimmenden und 13 6/2 ablehnenden Kantonen wäre es klar verfehlt worden.Die städtischen Kantone gaben schliesslich den Ausschlag. Am deutlichsten stimmte mit 62,8% der Kanton Zürich zu – vor Basel-Stadt (58,8), Basel-Landschaft (57,1), Genf (55,1) und Zug (54,6). Im übrigen hiessen nur Bern (52,2) und der Aargau (51,4) die Gesetzesänderung gut.
Land kontra Urbanität
Stark aber erfolglos war der Widerstand auf dem Land und insbesondere in den katholisch geprägten Kantonen. Das höchste Nein meldete mit 78,5% der Jura vor dem Wallis (65,3), Uri (63,3), Appenzell Innerrhoden (61,4), Freiburg (59,6), Thurgau (57,5), Luzern (56,5), Obwalden (55,0), Tessin (54,7) und Waadt (54,4). Sowohl die Gegner als auch die Befürworter der Revision des Arbeitsgesetzes sehen sich durch das äusserst knappe Abstimmungsergebnis in ihren Anliegen bestätigt.
150 Läden wären von einer Schliessung betroffen gewesen
Die Gewerkschaften hatten gegen eine Änderung des Arbeitsgesetzes das Referendum ergriffen, weil sie ein Signal zu immer mehr Sonntagsarbeit auf Kosten der Arbeitnehmenden und der Familien befürchteten. Bei einem Nein hätten rund 150 Läden in grösseren Bahnhöfen und in Flughäfen sonntags schliessen müssen.
Gentechfreie Schweiz
Klarer war der Ausgang bei der Abstimmung über ein fünfjähriges Gentech-Moratorium in der Schweizer Landwirtschaft. Volk und Stände hiessen die von Konsumentenschützern, Umweltverbänden und Bauernorganisationen lancierte Volksinitiative mit grossem Mehr gut. Kein einziger der 26 Stände lehnte das Volksbegehren ab. Damit entschieden sich die Stimmberechtigten gegen den Bundesrat, das Parlament und die drei bürgerlichen Bundesratsparteien SVP, FDP und CVP.
Romandie mit klarstem Votum
Besonders gut kam die Initiative in der Romandie an. Am deutlichsten angenommen wurde sie mit 75,9% im Kanton Jura. Es folgten Neuenburg (65,3), Genf (64,7), Tessin (64,5) und Waadt (62,6) – vor Uri (59,8), Freiburg (59,5) und Schaffhausen (59,2). Sogar die «Chemiekantone» Basel-Stadt und Basel-Landschaft hiessen das Moratorium mit 50,8 bzw. 50,7% gut. Noch knapper fiel das Resultat mit 50,5 bzw. 50,3% in den Kantonen Zürich und Aargau aus.
Verlierer fürchten Folgen um den Forschungsstandort Schweiz
Das Ja zur Gentechfrei-Initiative ist für die Sieger ein klares Signal und ein Schritt in die richtige Richtung. Die Behörden müssten nun dem Volkswillen Rechnung tragen und die Agrar- und Handelspolitik auf Gentechfreiheit ausrichten. Die Verlierer befürchten negative Folgen für den Wirtschafts-und Forschungsstandort Schweiz. Sie fordern die Sieger auf, Wort zu halten und die Forschung nicht zu behindern. (awp/mc/th)