Internet aus der Gasleitung?
Laut Nethercomm könnte man eine Übertragungsrate von 100 Megabit pro Sekunde erreichen und wäre überdies billiger als bisher bekannte Breitband-Leitungen. Getestet wurde das angekündigte System bisher noch nicht.
Experten zweifeln an der Praxistauglichkeit
Experten stehen der Technologie mit gespaltener Meinung gegenüber. Walter Leeb etwa, Vorstand am Institut für Nachrichten- und Hochfrequenztechnik der TU Wien, hält die Chancen des Systems für sehr gering. «Technisch spricht nichts dagegen, da sich die Funkwellen auch in Hohlleitern ausbreiten. Es ist aber schwierig, wenn man wie im Fall von Gasleitungen auf vorhandene Netze angewiesen ist, da sich der Durchmesser der Rohre sehr stark ändert und es bei metallischen Rohren generell schwierig ist, Funkwellen verlustarm propagieren zu lassen», sagt Leeb im Gespräch mit pressetext.
Nethercomm steht noch völlig am Anfang
Nethercomm will für das System Breitband-Sender und -Empfänger adaptieren und damit drahtlos Signale durch die Leitungen senden, ohne dass die Lieferung von Gas beeinträchtigt wird. Nethercomm plant, Ultra-Breitband-Technologie zu verwenden, bei der hohe Datenraten über kurze Distanzen geschickt werden können. Bislang steckt die Technologie noch in den Kinderschuhen, das 12-köpfige Unternehmen aus Kalifornien versucht derzeit die finanziellen Mittel für ein Pilotprojekt aufzustellen. Eine Zusammenarbeit mit Herstellern von UWB-Equipment ist noch nicht bekannt.
Die Physik spreche nicht gegen das System, meint Leeb, er bezweifle aber, dass Bedarf dafür vorhanden sei. Die Zukunft des Internets seien eher Glasfaserkabel, so der Experte. Der niederösterreichische Energieversorger EVN hat vor über fünf Jahren erste Versuche gestartet, die Glasfaserkabel in Gasrohren mitzuverlegen. «Der Versuch ist daran gescheitert, dass im Gasnetz aus Sicherheitsgründen Absperreinrichtungen, so genannte Schieber, sind. Diese zu umgehen wäre zu teuer gewesen. Nun werden die Glasfaserleitungen zwar auch gemeinsam mit den Gasrohren verlegt, aber neben oder über diesen», sagt Stefan Zach, Sprecher der EVN, gegenüber pressetext.
(pte/mc/hfu)