VW-Chef verteidigt Porsche-Einstieg – Sparen eine Milliarde Euro

An der bisherigen Konzernstrategie, den Sanierungsplänen und den Gewinnzielen von VW werde sich auch durch eine vertiefte Kooperation mit Porsche nichts ändern. Über Details möglicher Partnerschaften sagte der VW-Chefs allerdings noch nichts.

Porsche habe vitaleres Interesse an Kooperation
Porsche habe vor allem aus technologischer und finanzieller Sicht ein «vitaleres Interesse» an einer Kooperation als Volkswagen, doch auch die Wolfsburger dürften von einer engeren Zusammenarbeit stark profitieren, versicherte Pischetsrieder. Der Konzernchef errechnet allein für VW ein Einsparpotenzial von rund einer Milliarde Euro. Die endgültige Summe dürfte aber von den gemeinsamen Projekten abhängen, auf die sich beide Konzerne letztendlich einigen sollten.

Einstieg von VW bei Porsche kommt nicht in Frage
Auch Porsche habe eine ähnliche Einsparsumme genannt. Porsche hatte sich bis zum vergangenen Freitag einen Anteil von über 18,5 Prozent von VW gesichert und wird voraussichtlich noch 3,4 Prozent hinzukaufen. Ein Einstieg von Volkswagen im Gegenzug bei Porsche kommt für Pischetsrieder allerdings nicht in Frage. Der Konzern habe nur die Möglichkeit, Porsche-Vorzugsaktien ohne Stimmrecht zu erwerben. Dies mache aus seiner Sicht keinen Sinn, erläuterte der VW-Lenker. Für die rund 13 Prozent von Volkswagen direkt gehaltenen Aktien halte sich VW alle Optionen offen, ergänzte er.

Möglicher Ausstieg aus der Kooperation von VW bei Aktienverkauf von Porsche
Sollte Porsche seine Anteile an VW irgendwann wieder verkaufen wollen, werde sich Volkswagen den Ausstieg aus den Kooperationen vorbehalten, betonte Pischetsrieder. Dies soll in einem Grundlagenvertrag festgehalten werden, den die beiden Konzerne derzeit aushandeln. Der Vertrag werde in den kommenden Wochen unter Dach und Fach gebracht, sagte der VW-Chef. Sämtliche Kooperationen sollen zudem durch ein unabhängigs Audit-Team geprüft und von einem Sonderausschuss im Aufsichtsrat überwacht werden. Konkrete Pläne für gemeinsame Projekte verriet Pischetsrieder nicht. Geplant sei aber eine verstärkte gemeinsame Nutzung einheitlicher Module und Komponenten.

Keine zusätzlichen Oberklasse Modelle in der VW-Palette
Mehr Oberklasse-Modelle in der VW-Palette werde es durch die Zusammenarbeit mit der Sportwagenschmiede aber nicht geben. Auch seinen keine höheren Investitionen, sondern eher eine Reduzierung geplant. Pischetsrieder, der schon seit längerem plant, die Lücke zwischen dem Oberklassenmodell Phaeton und dem Passat durch ein weiteres Modell zu schliessen, sagte jedoch, hier läge ein mögliches Kooperationspotenzial. VW habe hierüber aber noch nicht mit Porsche gesprochen. Pressespekulationen zufolge erwägt Porsche, Rohbau und Lackiererei seines für 2009 geplanten Luxuscoupes Panamera an VW zu vergeben. VW liefert bereits die Karosserie für den Porsche Cayenne, zudem kündigten die Konzerne unlängst zusammen mit der VW-Tochter Audi eine Hybridkooperation an.


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Sanierungskurs bei VW wird beibehalten
Wie Pischetsrieder weiter bekräftigte, wird die Zusammenarbeit mit den Stuttgartern keine Auswirkungen auf bestehende oder zukünftige Kooperationen mit anderen Herstellern haben. Die Zusammenarbeit mit Ford etwa oder mit DaimlerChrysler bei leichten Nutzfahrzeugen werde nicht angetastet. «Wir werden uns nicht an einen einzigen Hersteller binden.» An dem bisherigev Sanierungskurs will VW unabhängig von dem Porsche-Einstieg festhalten.

Der Konzern will laut Keisen in den kommenden vier Jahren rund zehn Milliarden Euro einsparen und hat nach eigenen Angaben einen Personalüberhang von mehreren tausend Mitarbeitern. Dieser soll zum Teil durch Abfindungsverträge und die Ausweitung der Altersteilzeit abgebaut werden. VW könne sich nicht auf dem Einstieg von Porsche ausruhen, zumal die aktuelle Marktsituation nicht leichter würde, unterstrich Fina nzvorstand Hans Dieter Pötsch. «Wir müssen unter allen Umständen unsere Wettbewerbsfähigkeit verbessern». Dabei rücke der Konzern auch von seinem bisherigen Ziel nicht ab, das Vorsteuerergebnis bis 2008 um 4 Mrd Euro auf dann 5,1 Mrd Euro zu verbessern. Hierbei könne die Kooperation mit Porsche allerdings hilfreich sein.

Interessenkonflikt von Piëch Thema an der Vorstanssitzung
Der VW-Aufsichtsrat hatte sich am Montagabend auf einer ausserordentlichen Sitzung mit dem Porsche-Einstieg beschäftigt. Spekulationen über einen Putsch gegen Aufsichtsrats-Chef Ferdinand Piech, der auch Porsche-Grossaktionär ist, bewahrheiteten sich zwar nicht, nach Angaben aus Teilnehmerkreisen wurde der mögliche Interessenkonflikt aber angesprochen.

Porsche will Vertreter im Aufsichtsrat
Konzernchef Bernd Pischetsrieder sprach sich am Dienstag für eine künftige Vertretung von Porsche im Aufsichsrat aus. Bisherigen Angaben zufolge will Porsche mindestens zwei Vertreter in das Gremium schicken. Damit Porsche das bereits vor der regulären Hauptversammlung im April tun kann, ist nach Informationen aus dem Umfeld des Unternehmens inzwischen auch die Einberufung einer ausserordentlichen VW-Hauptversammlung nicht ausgeschlossen. Konkrete Pläne für dieses Szenario gebe es aber noch nicht.

(AWP / MC / hfu)

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