S&P drängt EZB zu Leitzinssenkung

«Falls die EZB die Leitzinsen nicht senkt, ist das Risiko gross, dass die Notenbank die gravierenden Fehler der Bank of Japan vor zwölf Jahren wiederholt, die dazu führten, dass Japans Volkswirtschaft in eine Liquiditätsfalle geriet», sagte S&P-Chefvolkswirt Europa, Jean-Michel Six am Donnerstag.


Leitzinsen berücksichtigen
Die EZB berücksichtige nicht ausreichend, dass die realen Leitzinsen seit Juni 2003 tatsächlich gestiegen seien, weil die Inflation zurückgegangen sei. Obgleich es unzweifelhaft beunruhigende Signale von bestimmten Immobilienmärkten gebe, steckten die grossen Länder der Eurozone seit mehr als einem Jahr in einer Wachstumsflaute.


Zinsen nicht tief genug
Die Zinsen in der Eurozone seien noch nicht tief genug, um die grossen Volkswirtschaften in der Eurozone zu stimulieren. Dies gelte insbesondere für Deutschland, sagte Six. «Die EZB stehe vor einem Dilemma», sagte Six. Die monetären Bedingungen stützten zwar seit der Mitte 2004 in den kleineren Volkswirtschaften der Eurozone das Wachstum, seien aber in den grossen Volkswirtschaften, vor allem Deutschland, restriktiv geblieben.


Ähnlichkeit mit Japan
Die derzeitige Situation in der Eurozone unterscheidet sich Six zufolge nicht gänzlich von der Lage Japans zu Beginn der 90er Jahre. Damals habe die Bank of Japan argumentiert, dass die Zinssätze niedrig genug seien, das Kreditwachstum zu einer ungesunden Spekulationswelle auf dem Häusermarkt und eine weitere Zinssenkung deshalb nur die Inflation anheizen würde. (awp/mc/as)

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