Fondation Beyeler Basel: PICASSO surreal
Darüber hinaus präsentiert die Ausstellung eine Gruppe von Schlüsselwerken der Periode 1935-1939: Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs erhielt Picassos Surrealismus eine neue Gestalt, die politisches Engagement und poetische Revolution verband.
Pablo Picasso Femme couchée lisant, 1939 Öl auf Leinwand, 96,5 x 130 cm, Musée Picasso, Paris
Der Beginn einer neuen Bildsprache Bereits 1917 hatten Picasso und der Dichter Guillaume Apollinaire den Begriff »sur-réalisme« geprägt, um das neuartige gestalterische Konzept des Balletts »Parade« zu charakterisieren, dessen Bühnenbild und Kostüme von Picasso entworfen worden waren. In den Jahren 1924 bis 1934 unterhielt Pablo Picasso komplexe Beziehungen zur 1924 von André Breton ins Leben gerufenen surrealistischen Bewegung. PICASSO surreal ist die erste Ausstellung, die sich diesem grossartigen, noch weniger bekannten Werkabschnitt in umfassender Weise widmet. Präsentiert werden zahlreiche bedeutende Gemälde, Plastiken, Zeichnungen, druckgraphische Blätter und Manuskripte. Die über 200 in der Fondation Beyeler ausgestellten Werke ? zum grossen Teil Leihgaben aus dem Pariser Musée national Picasso, zusätzlich aber auch aus anderen hochkarätigen Sammlungen weltweit sowie aus eigenen Beständen ? vermitteln ein bewegendes Bild der vielleicht persönlichsten und zugleich geheimnisvollsten Werkphase des Jahrhundertkünstlers. | L’Acrobate, 18. Januar 1930 Öl auf Leinwand, 162 x 130 cm Musée Picasso, Paris Le Baiser, Sommer 1925 Öl auf Leinwand, 130,5 x 97,7 cm Musée Picasso, Paris |
Stile und Inhalte kreuzen sich Geprägt ist sie nicht zuletzt durch die Begegnung mit Marie-Thérèse Walter im Jahre 1927, dann 1935 mit der bedeutenden surrealistischen Fotografin Dora Maar. Picassos Surrealismus kann auch als die Zeit bezeichnet werden, in der vermehrt ein konzeptuell begründeter Stilpluralismus auftritt: Die einzelnen »Stile« schliessen einander nicht mehr aus, sondern sind verschiedene ? »surreal« kombinierbare ? Möglichkeiten, die Wirklichkeit zu erfassen. Dadurch tritt das Schöpferische selbst als Thema intensiv auf den Plan. | Le Peintre et son modèle, Winter 1928 Öl auf Leinwand, 129,8 x 163 cm The Museum of Modern Art, New York |
»Manche nennen die Arbeiten, die ich in einer bestimmten Periode geschaffen habe, surrealistisch. Ich bin kein Surrealist. Ich bin nie von der Wahrheit abgewichen. Ich bin immer in der Wirklichkeit geblieben.« Pablo Picasso
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Femme nue dans un fauteuil rouge, 27. Juli 1932, Öl auf Leinwand, 129,9 x 97,2 cm, Tate London
Das Surrealistische an Picassos Oeuvre liegt wohl gerade in seiner besonderen psychischen Dimension. Nie Selbstzweck, wird die letztere in den Dienst der Grundfragen gestellt, die Picasso stets beschäftigt haben. Auf Grund der massgeblichen Bedeutung von Natur und Ähnlichkeit für den Künstler könnte man in diesem Zusammenhang von der entscheidenden Qualität einer inneren Ähnlichkeit, sozusagen einer »mentalen Mimesis», sprechen. |
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Breit angelegte Ausstellung | Homme assis au verre, Sommer 1914 Öl auf Leinwand, 238 x 167,5 cm Privatsammlung, New York |
Die Ausstellung zeigt, wie Picasso seine im Kubismus und Klassizismus entwickelten bild-künstlerischen Mittel unter den neuen Vorzeichen des Surrealismus in eine ganz andere Richtung zu lenken wusste. Die Ausstellung ist ausschliesslich in der Fondation Beyeler zu sehen. Sie entstand in enger Kooperation mit dem Musée national Picasso in Paris. Die gepflegte klassizistische Linie wird auf einmal von der Leine gelassen und erfährt ? wenn auch weiterhin bewusst geführt ? eine neue, halluzinatorische Freiheit.(fb/mc/th)