IWF besorgt über globale Ungleichgewichte und hohen Ölpreis

Wie am Mittwoch aus dem Bundesfinanzministerium in Berlin weiter verlautete, wachse beim IWF und unter den sieben führenden Industriestaaten (G7) nach dem Rekorddefizit in der US-Handelsbilanz die Sorge um eine stabile Weltwirtschaft. Eine schärfere Dollarabwertung und ein Euro-Anstieg zu Lasten der europäischen Wirtschaft sowie ein abrupter Zinsanstieg in den USA seien nicht auszuschliessen, hiess es vor der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank sowie dem Treffen der G7-Finanzminister und -Notenbankchefs am Wochenende in Washington.


Entwicklung stellt Risiko dar
Die «unausgewogene wirtschaftliche» Entwicklung stelle nach Einschätzung des IWF zunehmend ein Risiko dar, hiess es in Berlin. Das globale Wachstum hänge auf Grund der enttäuschenden Entwicklung in Japan und in der Euro-Zone zu sehr von den USA und China ab. Dies steigere das Risiko eines stärkeren Abschwungs in der Zukunft. Angesichts der globalen Ungleichgewichte bestehe die Gefahr einer «ungeordneten Anpassung». Zum Ölpreis hiess es in Berlin, die Future- M ärkte signalisierten, «dass mit permanent hohen Ölpreisen gerechnet werden muss». Dies könnte das Wachstum beeinträchtigen. Zu einem Investitionsschub in den Förderländern habe das Preisniveau aber nicht geführt. Mit «etwas Sorge» werde das stagnierende Produktionsniveau in Russland gesehen.


Europa und Japan hinken USA und China hinten nach
Nach offiziell nicht bestätigten Medienberichten rechnet der IWF in diesem Jahr mit einem Wachstum der Weltwirtschaft von 4,3 Prozent nach dem Rekordplus von 5,1 Prozent in 2004. Für die Eurozone würden nur noch 1,6 und für Deutschland lediglich 0,8 Prozent erwartet. Auch für Japan würden die Wachstumsaussichten deutlich pessimistischer eingeschätzt und nur noch ein Plus von 0,7 Prozent erwartet, hiess es in mehreren Berichten. Für die USA rechne der IWF dagegen mit einem Wachstum von 3,6 und für China von 8,5 Prozent.


USA stellt Problem mit Handelbilanzdeffizit dar
Der Fehlbetrag in der US-Handelsbilanz ist im Februar auf ein Rekordminus von 61 Milliarden Dollar (47 Mrd Euro) gestiegen. Grund waren vor allem deutlich mehr Einfuhren. Der IWF erwarte kurzfristig nur geringe Fortschritte beim Abbau des Leistungsbilanzdefizits, hiess es in Berlin. «Die jüngsten Zahlen aus den USA sind alles andere als beruhigend.». Aber auch beim Abbau ihres enormen Haushaltsdefizits seien die USA nicht weiter gekommen. Es gebe «keine glaubwürdige mittelfristige Konsolidierungsstrategie». Der IWF kritisiere das Programm der Regierung als nicht ehrgeizig genug.


Kaum Fortschritte gebe es allerdings auch bei den ebenfalls geforderten weiterführenden Strukturreformen in Japan und Europa sowie bei flexibleren Wechselkursen in Asien. Chinas Wechselkurssystem wird voraussichtlich nicht explizit auf der Tagesordnung stehen, da der Finanzminister des Landes nicht an dem G7-Treffen teilnimmt. (awp/mc/as)

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