Marchionne übernimmt die Leitung bei Fiat

Der Fiat-Verwaltungsrat hat den Italo-Kanadier Marchionne – mit der Zustimmung der Familie Agnelli – zum neuen Vorstandschef ernannt. Damit gelang es dem Turiner Autokonzern, nach dem Tod des bisherigen Präsidenten Umberto Agnelli Ende letzter Woche, innerhalb kürzester Zeit ein komplett neues Führungsteam zu präsentieren.


Morchio demissioniert
Am Sonntag war der Ferrari-Chef Luca Cordero di Montezemolo (56) zum Nachfolger Agnellis bestimmt worden. Der bisherige Fiat-Chef Giuseppe Morchio hatte daraufhin demissioniert, weil er selber darauf gehofft hatte, Agnellis Posten zu beerben.


Überzeugte Börsengemeinde
Das Tempo der Personalentscheide hat die Börsengemeinde überzeugt. «Die gute Nachricht ist, dass ein ernsthaftes Problem innerhalb von weniger als 24 Stunden gelöst wurde», sagte ein Börsenhändler. Die Fiat-Aktien kletterten am Dienstag nach Bekanntwerden des Entscheids auf den höchsten Stand seit einem Monat. Bezweifelt wird unter Händlern aber, ob Marchionne den Restrukturierungskurs so weiterführt wie von Morchio aufgegleist.


Händler befürchten neue Pläne
«Ich fürchte, dass Marchionne sich veranlasst sieht, einen neuen Plan vorzulegen», äusserte ein Frankfurter Händler seine Bedenken. Jeder neue Kurs bedeute ein Zeitverlust, was sich der Konzern nicht leisten könne.

Verluste für SGS-Titel
Während der Karriereschritt Marchionnes die Fiat-Aktien in die Höhe trieb, mussten die SGS-Titel herbe Verluste verzeichnen. Am Morgen hatte die SGS wegen den Gerüchten um Marchionnes Wechsel den Handel aussetzen lassen. Nach dem Handelsunterbruch eröffneten die SGS-Aktien klar tiefer. Die Marchionne-Vertrauensprämie gehe verloren, sagte ein Händler.

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Dankbarkeit gegenüber Marchionne

SGS äussert im Communiqué gegenüber Marchionne grosse Dankbarkeit. Er habe einen ausserordentlichen Beitrag zur Genesung der SGS in den letzten zweieinhalb Jahren geleistet, wird Verwaltungsratspräsident Georges Muller zitiert.


Wende geschafft
Marchionne hatte bei dem unter einer Führungskrise und an uneinigen Grossaktionären leidenden Genfer Konzern 2003 die Wende geschafft. Marchionne bleibt der SGS als Vizepräsident des Verwaltungsrats erhalten. Dank dem Verbleiben Marchionnes im Verwaltungsrat werde ein sanfter Führungswechsel möglich.


Marchionne mit Vertrauen in Pluss
Der neue SGS-Chef Werner Pluss war zuletzt verantwortlich für das Öl-, Gas- und Chemiegeschäft von SGS. Er arbeitet seit 1966 für SGS. Marchionne erklärte im Communiqué, er habe in den letzten dreissig Monaten intensiv mit Pluss zusammengearbeitet und dieser sei der beste Vertreter des neuen Managementstils. «Ich bin deshalb überzeugt, dass er die derzeitige Strategie stärken und die für 2005 gesetzten Ziele erreicht», wird Marchionne zitiert.


Verbleib im Lonza-Verwaltungsrat
Marchionne soll auch dem Spezialchemiekonzern Lonza erhalten bleiben. Er waltet dort seit seinem Abgang als Konzernchef Anfang 2002 als Präsident des Verwaltungsrats. «Mir sind keine kurzfristigen Änderungen im Verwaltungsrat bekannt», sagte Lonza-Sprecher Walter Eschenmoser. (AWP/scc/pag)

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