Ungenutzte Industrieareale als Alternativen für knappes Bauland

Durch den wirtschaftlichen Wandel werden viele Industriebauten nicht mehr genutzt und die Areale liegen brach. Die Bundesämter für Raumentwicklung (ARE) und Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) haben für einen Überblick dieser Flächen eine Studie in Auftrag gegeben, die sie am Mittwoch an einer Tagung in Zürich präsentierten.

Noch zuviele ungenutzte Areale

Zahlreiche Areale seien bereits umgenutzt worden, sagte ARE-Direktor Pierre-Alain Rumley laut Redetext. Es seien so attraktive innerstädtische Gebiete entstanden. Trotzdem gebe es noch viele ungenutzte Areale, die sich hervorragend etwa zu Wohnzwecken, Büros oder Freizeiteinrichtungen eignen würden.

An bester Lage
Die 17 Millionen Quadratmeter ungenutzte Fläche entspricht der Stadt Genf und Umgebung mit 190´000 Einwohnern und 140´000 Arbeitsplätzen. Laut der Studie befinden sich rund 80 Prozent der Industrieareale in den städtischen Gebieten des Mittellandes. Bei mehr als der Hälfte der Areale wohnt je über eine halbe Millionen Einwohner im Umkreis von 30 Autominuten.

Einnahmenpotenzial von 1,5 Milliarden jährlich

In den ungenutzten Flächen würde ein Einnahmenpotenzial von 1,5 Milliarden Franken pro Jahr liegen, heisst es in einer Mitteilung vom Mittwoch. So würden den Standortgemeinden jährlich 150 bis 250 Millionen Franken Steuergelder entgehen. Die Studie zeigt zudem auf, wie Umnutzungen behindert werden. Die erfolglose Suche nach Investoren oder Interessenten steht dabei an erster Stelle. Bei einem Drittel der Arealbesitzer sind zonenrechtliche Hürden ein Hindernis. Zudem fehlt es oft an Anschubfinanzierung.

Flächen häufig mit Schadstoffen belastet
Für die Arealbesitzer kein unüberwindbares Hindernis sind die Altlasten auf den ehemaligen Industrieareale. Laut der Studie können diese aber ins Geld gehen: Die Kosten für Altlastensanierungen, Entsorgung von belastetem Aushub und Gebäudeabbruch werden mit 1,5 Milliarden Franken beziffert. Laut BUWAL-Direktor Philippe Roch müssen die Altlasten aber im Interesse des Gewässerschutzes dringend saniert werden: Die Flächen seien häufig mit Schadstoffen belastet, sagte er.

«Optische Schandflecken»
Liege ein Areal viele Jahre brach, könnten sich die «optischen Schandflecken» auf die benachbarten Quartiere auswirken. Damit gehe gerade in ehemaligen Industriezentren ein wichtiges Stück Lebensqualität verloren. Dies müsse aber nicht sein: Industrieareale seien oft gut erschlossen.

Wertvermehrung dank Umnutzung
Die Umnutzung eines ehemaligen Industrieareals sei für die Besitzer interessant, wenn der Wert des Landes grösser sei als die Kosten für Sanierung und Umwandlung des Areals, sagte Roch weiter. Dies könnte durch Umzonungen oder verdichtetes Bauen erreicht werden. Zudem könnten Altlastensanierungen auch mit einfacheren Mitteln erfolgen. Anstoss für die Studie war ein politischer Vorstoss der SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer. Der Nationalrat nahm das Postulat im März 2003 an.

(awp/scc/pds)

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