Aargauer Kunsthaus – Wolkenbilder: Von John Constable bis Gerhard Richter
Wenige Motive sind in der Kunst der letzten Jahrhunderte so oft dargestellt worden wie die Wolken. Unter dem Titel «Wolkenbilder. Von John Constable bis Gerhard Richter» präsentiert das Aargauer Kunsthaus eine Überblicksausstellung zu einem faszinierenden Thema.
Seit Jahrhunderten haben sich Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Perspektiven und unterschiedlichem Interesse mit den Wolken auseinandergesetzt. Die Ausstellung spannt einen Bogen über 200 Jahre Kunstgeschichte und beleuchtet zentrale Aspekte des Themas zwischen malerischer Umsetzung des Naturbildes und inhaltlicher Bestimmung der Wolken. Sie schliesst an eine Reihe von thematischen Ausstellungen an, mit denen sich das Aargauer Kunsthaus in den letzten Jahren einen guten Ruf als Ausstellungsinstitution gemacht hat.
Eine neue Landschaftsmalerei
Um 1800 kann von einer eigentlichen «Entdeckung» der Wolken gesprochen werden: Mit der Wissenschaftsbegeisterung der Aufklärung und zeitgleich mit dem Beginn der modernen Meteorologie waren die Voraussetzungen geschaffen, dass auch Künstler den Himmel mit anderen Augen betrachteten. Die Beobachtung der Wolken wurde zur besonderen Herausforderung für die Maler und verlieh der europäischen Landschaftsmalerei eine grössere Bedeutung: In England etwa durch William Turner und John Constable, in Deutschland durch Carl Gustav Carus, Caspar David Friedrich und Carl Blechen. Die Wolken dienten als Stimmungsträger. Sie spielten eine elementare Rolle in einer auf das Licht hin orientierten Malerei und beflügelte noch die Abstraktion zu Beginn des 20. Jahrhunderts ? etwa bei Emil Nolde, Ferdinand Hodler oder Piet Mondrian.
Vom Stimmungsträger zur inhaltlichen Vielfalt
An der Schwelle zum 20. Jahrhundert setzte eine neue Sicht der Wolken ein, die sich von der reinen Naturbeobachtung löste und dem Motiv wieder vermehrt inhaltliche Dimensionen verlieh. In der Moderne und bis in die Gegenwart kommt der Wolke eine herausragende Rolle im Rahmen verschiedener künstlerischer Konzepte und Strategien zu. In der Kunst des 20. Jahrhunderts werden verschiedene inhaltliche Stränge wichtig, welche die Wolken auch als Metaphern, als Projektionsräume, als Zufallsbilder oder als Ausgangspunkt reiner Malerei erscheinen lassen ? das gilt für Kunst von Ferdinand Hodler bis Markus Raetz, von Alfred Stieglitz bis Balthasar Burkhard und von René Magritte bis Meret Oppenheim. Deshalb folgt die Ausstellung einerseits einer chronologischen Entwicklung der Kunst der vergangenen 200 Jahre, andererseits dienen thematische Gliederungen der Orientierung innerhalb einer überaus reichen Fülle an künstlerischen Auseinandersetzungen mit diesem Thema. (kha/mc/th)