Martin Sonderegger, Hotel Monte Rosa Zermatt: Alpinismus und Geschichte, » the mountaineer’s true home»
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Sonderegger, als junger Hoteldirektor leiten sie das älteste Hotel Zermatts. Was bedeutet Ihnen die Tradition des Monte Rosas?
Martin Sonderegger: Mir bedeuted das Monte Rosa sehr viel. Es ist eine Wurzel des Tourismus in Zermatt und in der Schweiz. Die Tradition des Hauses verpflichtet und macht auch Stolz. Zudem ist es eine Herausforderung dieses schöne Haus zu führen.
«Leider hat Bern noch nicht ganz eingesehen, dass der Tourismus in der Schweiz ein wahnsinnig wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Es wird um Geld gestritten und gekürzt wo es nur geht, dabei ist die Wertschöpfung im Tourismus sehr gross.» Martin Sonderegger, Hoteldirektor Monte Rosa, Zermatt
Als einziges 4-Stern Hotel gehört das Monte Rosa zu den «Leading Small Hotels of the World». Wie haben Sie das geschafft?
Geschafft habe das nicht ich, sondern meine Vorgänger und allen voran die Familie Seiler. Wir sind einerseits von Anfang an bei den Leading Hotels of the World dabei und andererseits machen wir den fehlenden Stern mit unserer Dienstleistung und Ambiente wett.
Die Lage mitten im Dorf und die historische Substanz machen Erweiterungen schwierig. Wellness oder andere raumintensive Angebote werden Sie selbstständig kaum anbieten können. Wie wollen Sie Ihren Kunden solche Leistungen bieten?
Wir werden und können unseren Gästen kein Wellness direkt in unserem Hotel anbieten. Unser Schwesterhotel – das Hotel Mont Cervin – liegt nicht weit von uns entfernt (150m) und in diesem kann der Gast die ganzen Annehmlichkeiten des Wellness geniessen. Umso mehr als zur Zeit der ganze Wellness und Spa Bereich komplett neu gebaut wird und ab dem nächsten Winter mit einem tollen Erlebnis für unsere Gäste zur Verfügung steht.
Wie sieht der typische Gast im Monte Rosa aus. Woher kommt er, was sucht er im Monte Rosa?
Im Hotel Monte Rosa muss der Winter vom Sommergast getrennt werden, da diese recht unterschiedlich sind.
Der typische Wintergast vom Monte Rosa kommt aus Europa – vor allem England – , bringt seine Familie mit und ist sehr sportlich. Er geniesst die Ruhe eines Berghotels, ohne auf den nötigen Komfort zu verzichten. Vor allem ist er sich der Geschichte bewusst, die hier stattgefunden hat und stattfindet und findet dies gut.
Der Sommergast hingegen ist ein Geniesser, welcher gerne wandert und es sich gut gehen lässt. Wir haben viele ältere Gäste welche alleine reisen und sich hier bei uns wohl fühlen, da wir Sie gut kennen, Sie dementsprechend verwöhnen und Ihnen so fast Ferien wie mit der Familie bieten können. Natürlich haben wir auch viele Alpinisten, welche gerne einmal im selben Hotel wohnen möchten wie Edward Whymper ( der Erstbesteiger des Matterhorns). Diese kommen über unsere schönen Berge nach Zermatt und lassen sich sogar per Post von zuhause die Garderobe senden, damit Sie am abend in unserem Restaurant passend angezogen sind – Very british.
Ab welcher Auslastung können Sie einen Gewinn verbuchen und wo liegt die Auslastung im Monte Rosa?
Das Monte Rosa hat eine durchschnittliche Winterauslastung von 85% und im Sommer von 55%. Die Gewinnschwelle liegt im Winter bei einer Auslastung von ca. 70% und im Sommer bei einer Auslastung von ca. 60%. Das Monte Rosa ist aufwändig und wir kämpfen mit dem Sommer und müssen versuchen den Gewinn des Winters nicht im Sommer zu verlieren.
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Die Diskussion um die Bundesbeiträge für Schweiz Tourismus haben hohe Wellen geworfen. Wie wichtig sind die Beiträge für Ihre tägliche Arbeit und wie beurteilen Sie die Resultate von Schweiz Tourismus?
Ohne Schweiz Tourismus ginge es uns sicherlich schlechter. Leider hat Bern noch nicht ganz eingesehen, dass der Tourismus in der Schweiz ein wahnsinnig wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Es wird um Geld gestritten und gekürzt wo es nur geht, dabei ist die Wertschöpfung sehr gross. Uns fehlt es an einer Lobby, welche unsere Interessen nachhaltig vertreten kann. Schweiz Tourismus macht schon sehr viel und ist auch auf dem richtigen Weg, nur leider wird es noch lange gehen, bis der Toursimus den Stellenwert hat, den er verdient hat.
Die Zusammenarbeit mit den anderen Seiler Hotels (Mont Cervin, Nicoletta, Schweizerhof, Riffelalp) birgt nebst dem Vorteil der Synergien auch das Risiko der Abwanderung von Gästen in die Partnerhotels. Wie positionieren Sie das Monte Rosa innerhalb der Seiler-Gruppe?
Natürlich gibt es immer ein Risiko der Abwanderung in andere Hotels. Ich glaube aber, dass der Gast das Monte Rosa sehr gezielt bucht und besucht. Wir sind ein komfortables Berghotel, das Hoteltradition, Alpinismus und Geschichte miteinander vereint » It’s the mountaineer’s true home». Auch das schöne Restaurant mit dem historischen Saal, umrahmt von unsere hervorragenden Küche, ist eine Reise wert. Alles in allem bietet das Monte Rosa schöne Bergferien!
Kreativität, Qualität und Innovation sind in der Hotellerie immer wichtiger. Welche Ziele haben Sie mit dem Monte Rosa noch und welche konkreten Schritte zur Umsetzung stehen in der kommenden Zeit an?
Es gibt sicherlich noch einige bauliche Veränderungen, welche im Monte Rosa gemacht werden können. Im Hotel selber besteht noch die Möglichkeit ein ganzes Stockwerk auszubauen. Dies würde uns nochmals ein paar Zimmer geben und wir könnten die Anzahl unsere Suiten und somit auch die Auslastung und Rendite erhöhen.
Wir möchten auch unser Zielpublikum verjüngen und machen diese mit interessanten Sommer- sowie auch Winterprogrammen. Der intensive Gästekontakt wird uns dabei sicher helfen und uns weiterbringen.
In den Überganszeiten (April-Juni, Oktober-Dezember) kehrt auch Ruhe in Zermatt ein. Wie verbringen Sie diese Zeit, wo erholen Sie sich?
Die Zwischensaison wird von mir vor allem zur Vorbereitung der nächsten Saison genützt. Natürlich nicht so intensiv wie wenn das Hotel geöffnet ist. Das gibt mir auch Zeit mich meiner Familie zu widmen und mit Ihnen in die Ferien zu fahren. Wir bevorzugen im Frühling nach Italien zu fahren und im Herbst zieht es uns ans Meer, um Sonne und Energie zu tanken.
Sie haben als junger Hoteldirektor schon eine interessante Aufgabe mit dem Monte Rosa. Welche Herausforderungen würden Sie als nächste reizen, welche nächsten beruflichen Wünsche möchten Sie sich erfüllen?
Wir sind sehr glücklich hier in Zermatt und im Monte Rosa. Aber natürlich gibt es sicherlich auch noch andere reizvolle Hotels in der Schweiz. Ich könnte mir gut vorstellen auch in die 5-Stern Hotellerie vorzustossen.
Sie haben zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?
Natürlich wünsche ich mir Gesundheit für meine Familie und dass wir weiterhin eine so schöne – wenn auch spärliche – Zeit miteinander verbringen können.
Und dass die Zukunft der Welt uns mehr Positives bringt, als was wir in der letzten Zeit erfahren durften.
Der Gesprächspartner
Geburtsdatum: 01. Juni 1965
Geburtsort: Herisau
Verheiratet mit Kim Sonderegger, drei Kinder
Primarschule in Davos, Sekundarschule in Sent
Ausbildung:
Kochlehre im Hotel Engiadina, Ftan
Weiterbildung:
Schweizerische Hotelfachschule Luzern
Abschluss mit Eidg. dipl. Hotelier/Restaurateur HF/SHL
Arbeitgeber:
– Hotel Engiadina, Ftan, Kochlehre
– Restaurant Stucki, Bruderholz, Servicepraktikum und Service
– Hotel Basel, Basel, Rezeptionspraktikum, F&B Manager
– Hotel Europe, Basel, F&B Manager
– Hotel Baslertor, Muttenz, Direktion
– Seiler Hotel Nicoletta, Zermatt, Direktion
– Seiler Hotel Monte Rosa, Zermatt, Direktion
– Seiler Hotels Zermatt AG, Sales & Marketing Direktor
Ämter:
– Vorstandsmitglied des Hotelierverein Zermatt
Mitgliedschaften:
– Mitglied des Kiwanis Club Zermatt
Freizeit:
– Familie, Golf, Mountainbike