Daniel Ziegler, Eden Roc Ascona: Man wächst an der Aufgabe, die man mit Leidenschaft löst
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Ziegler, im Eden Roc brechen Sie mit einer alten Tradition und öffnen nun auch während der Wintersaison. Bis anhin ging man davon aus, dass Ascona im Winter in einen Dämmerzustand verfällt. Was hat Sie zu diesem ungewöhnlichen Schritt veranlasst und wie möchten Sie die Wintersaison erfolgreich gestalten?
Das EDEN ROC war zu früheren Zeiten schon bis nach Sylvester geöffnet gewesen. Nach jeder Saison-Schliessung wurden auch der gesamte Mitarbeiterstab in die Winter Pause entlassen. Im Frühjahr darauf mussten die neuen Mitarbeiter ? was praktisch der gesamte Mitarbeiter Stab war – erneut eingearbeitet und dem Standard des Hauses geschult werden. Deshalb haben wir nach der Renovationsphase und dem Totalumbau eine neue Philosophie entwickelt; die, das Haus auf ein Jahresbetrieb umzustellen. Erstens fehlte ein 5 Sterne Ganzjahresbetrieb im Locarnese und zweitens können wir nun 80 von 160 Mitarbeiter eine Jahresstelle anbieten. Diese wiederum können mit viel weniger Aufwand die neu ankommenden Kollegen einarbeiten und entsprechend schulen. Die Gestaltung der Wintersaison basiert auf spezielle Arrangements (Besuch des Trüffelmarktes in Alba, Einkaufstour durch Mailand und Como, Wintergolfangebote in Ascona und Umgebung, Vorlesungen mit dem Hermann Hesse Museum in Montagnola vor dem Kamin, Wintertauchangebote in den Tessiner Flüssen, Besuch des Karnevals in Venedig mit einem gecharterten Privatjet, Besuch des Pferderennen auf dem St. Moritzer See mit einem gecharterten Privatjet, usw?. Zudem haben wir nun ein fantastisches Wellness und Spa Projekt in Planung, welches mit dem Tessiner Architekten Botta bis 2006 realisiert werden soll. Auch da werden wir die Angebote zielgerichtet auf die verschiedenen Jahreszeiten ausrichten.
«Es gibt viele Gelegenheiten gute Ideen zu sammeln, und dies tue ich seit ich 16 Jahre alt bin.» Daniel J. Ziegler, Hoteldirektor Eden Roc Ascona
In der Hotelgruppe von Herrn Karl-Heinz Kipp, zu der das Eden Roc, das Tschuggen und das Valsana in Arosa und das Carlton St. Moritz gehören, baut Mario Botta gleich zwei aussergewöhnliche Wellness-Oasen (Tschuggen und Eden Roc). Mit Carlo Rampazzi haben Sie einen Innenarchitekten, der kaum gegensätzlicher sein könnte als Mario Botta. Wie bringen Sie dieses Stilgemisch unter einen Hut?
Mit feinem Fingerspitzengefühl und einer gewissen Sicherheit, den zwei Architekten unsere Idee und Philosophie der Anlagen vorzutragen. Daraus entsteht eine für jede einzelne Persönlichkeit (Herr Rampazzi / Herr Botta) gestellte Aufgabe. Wir kennen unsere Gäste und deren Gewohnheiten, wir bestimmen die neuenGästesegmente, welche mit der neuen Ausrichtung unserer Hotels gewonnen werden möchten.
Karl-Heinz Kipp ist nicht nur ein grosszügiger Investor sondern auch sehr an den operativen Belangen seiner Investments interessiert. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Herrn Kipp?
Als sein persönliche Delegierten arbeiten Herr Kipp und ich sehr gut zusammen. Ich lerne sehr viel von seiner langen Erfahrung ? und er gibt mir die Gelegenheit, meine persönliche Erfahrung in der Hotellerie in seine Unternehmung einzubringen.
Sie haben das Eden Roc im Juni 2001 in einer turbulenten Phase übernommen (Überschwemmung kurz nach intensiver Umbauphase, Image-Schwierigkeiten, Überalterung der Gästebasis) und viele Beobachter waren sehr skeptisch, ob in diesem Umfeld ein erfolgreicher Neu-Start mit dem Eden Roc überhaupt möglich sei. Nach drei Jahren steht das Eden Roc an der Spitze der Schweizer Hotellerie. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Erfolgsrezepte und daraus entstehende Erfolgsgeschichten gibt es viele ? welches könnte für uns das richtige sein? Ich glaube, dass bei uns die Komponenten (Investor, Gäste, Mitarbeiter und Geschäftsführer) sehr gut aufeinander abgestimmt sind und deshalb das EDEN ROC nach vorne in die Spitzenränge gebracht haben. Man darf dabei das alte Sprichwort nicht vergessen: ohne Fleiss kein Preis!
Mit Ihrem Luxushotel stehen Sie in direkter Konkurrenz zu Ressorts im benachbarten Italien (zum Beispiel die Villa Serbelloni in Bellagio oder die Villa d’Este in Cernobbio). Wo sehen sie Vorteile in der Lage diesseits der Grenze und wo gibt es Verbesserungspotential gegenüber dem EU-Raum?
Zu dieser Frage kann ich Ihnen nur antworten: Wo ein Wille, da ein Weg. Die Mitbewerber sind nicht nur im benachbarten Italien oder EU Raum ? wir kämpfen mit allen guten Ferien Resorts auf dieser Welt. Nach meiner Erfahrung soll oder muss einfach die Preis- / Leistungsstruktur für den Gast stimmen. Es ist einfach und allein dem Hotelier überlassen, ob er die Problematik, welche ihn auch immer umgeben mag, mit den richtigen Instrumenten anpackt.
Drei Jahre nach dem Neustart haben Sie schon eine beachtliche, verjüngte Stammkundschaft. Wie hoch ist die Auslastung in Ihrem Hotel und ab welcher Grösse schreiben Sie schwarze Zahlen?
Noch teilen wir unsere Ergebnisse in zwei Saisons: die Sommer Saison dauert von April bis Oktober in welcher wir eine durchschnittliche Belegung von 94% erreichen, hingegen erreicht die Winter Saison von November bis März eine durchschnittliche Belegung von 40 %. Das macht aufs Jahr eine ca, durchschnittliche Belegung von 67%. Mit diesem Ergebnis sind wir bereits in den schwarzen Zahlen.
Wie sieht der typische Gast im Eden Roc aus. Woher kommt er, was sucht er im Eden Roc?
Der typische EDEN ROC Gast setzt auf gute Qualität, Exclusivität und beste Dienstleistung. Er umgibt sich gerne mit schönen Dingen im Leben und geniesst einen unkomplizierten Aufenthalt in unserem Hause. Durch die Mitgliedschaft bei den «The Leading Hotels of the World» ist unsere Gästeschaft aus dem internationalen Umfeld, jedoch Hauptmärkte bleiben die Schweiz und Deutschland.
Die Bundesbeiträge für Schweiz Tourismus sind zurzeit in Diskussion wegen einer möglichen Kürzung. Wie wichtig sind die Beiträge aus Ihrer Sicht und wie beurteilen Sie die Resultate von Schweiz Tourismus?
Die Beiträge sind sehr wichtig, sprechen wir doch von dem drittwichtigsten Exportgut der Schweiz. Leider wird immer wieder vergessen, dass die Schweizer Hotellerie und der Tourismus neben Industrie und Banken einen wichtigen wirtschaftlichen Zweig für die Schweiz darstellt. Unsere Branche hat bereits im 18. Jahrhundert im Ausland eine enorm wichtige Stelle eingenommen (Cäsar Ritz ? Gründer der Ritz Hotels in Paris, Lissabon, Madrid, London) und heute noch sind in den führenden Hotels der Welt Schweizer Hotelmanager anzutreffen! Schweiz Tourismus muss mit mehr Stolz sein Land im Ausland vermarkten ? und eben auf die bekannte Schweizer Qualität im Tourismus als auch in der Hotellerie setzen. Zudem ist die Schweiz sehr modern und aufgeschlossen geworden, trotzdem setzt sie auf Tradition, was ich sehr gut finde. Unsere weltbekannten Hotels könnte man auch für die Werbung der Schweiz einsetzen! Ich bin überzeugt, dass die Hoteliers in diesen Häusern sich gerne dafür einsetzen würden. Wie Schokolade, Banken oder Landschaft, könnte man sicher auch die Hotellerie entsprechend für gute Werbung im Ausland verwenden.
Kreativität, Qualität und Innovation sind in der Hotellerie immer wichtiger. Welche Ziele haben Sie mit dem Eden Roc noch und welche konkreten Schritte zur Umsetzung stehen in der kommenden Zeit an?
Es gibt jedes Jahr neue Akzente zu setzen im EDEN ROC. Ob kleine oder grosse, gewisse Veränderungen oder Anpassungen am Produkt sind auf jeden Fall sehr wichtig, um die Spitzenposition halten zu können. Das nächste grosse Projekt wird der geplante Wellness- und Spabereich von Architekt Botta sein.
In der Luxushotellerie stehen Sie weltweit in Konkurrenz mit anderen Ressorts. An welchen andern Hotels messen Sie sich und wie lassen Sie sich inspirieren für neue Projekte?
Inspirationen nehme ich aus meinen Reisen rund um die Welt. Ich halte überall Augen und Ohren offen. Ob grosse oder kleine Hotels, ob Luxus oder auch nur klein und persönlich, es gibt viele Gelegenheiten gute Ideen zu sammeln, und dies tue ich seit ich 16 Jahre alt bin.
Sie sind seit 2001 Direktor im Eden Roc. Welche Aufgabe könnte Sie sonst noch reizen und wie würde Ihr Traumhotel aussehen?
Man wächst an der Aufgabe, welche man mit grosser Leidenschaft löst. Im Moment habe ich mich so einer Aufgabe gestellt. Ich könnte mir vorstellen, dass ich jederzeit auch eine branchenfremde Aufgabe lösen könnte, da ich ein sehr offener Mensch bin. Mein Traumhotel wird einmal aus meinen gesammelten Notizen, Photos, Zeichnungen, Anekdoten und Erfahrungen entstehen ? wer weiss wann das sein wird?
Sie haben zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?
Jederzeit gute Gesundheit und Zufriedenheit.
Der Gesprächspartner
Direktor Eden Roc Ascona, Delegierter des Verwaltungsratspräsidenten der Grand Hotel Tschuggen AG.
Geboren am 24. März 1962 in Mexico-City.
Abitur in Mecixo-City.
Ausbildung zum Koch,
Zusatzlehre zum Servicefachangestellten (Hotel Metropol in Arbon).
Sprachaufenthalt in den USA, Besuch der University of Minneapolis.
Schweizerische Hotelfachschule Belvoirpark in Zürich, Abschluss als Eidg. dipl. Hotelier.
Weiterbildung an der Ecole Hotelière in Lausanne.
Berufliche Karriere im Montreux Palace,
1985-1990: Albergo Giardino, Sales & Front Office Manager
1990-1996: Hotel Park, Stv. Direktor
1997-1999: Victoria-Jungfrau: Vizedirektor
1999-2001: Tschuggen Grand Hotel, Direktor