Kurt E. Stirnemann, CEO Georg Fischer: «Wir liegen nicht schlecht im Rennen»

Von Lukas Schweizer

Moneycab: Kurt Stirnemann, Sie sind nun seit einem Jahr CEO des Georg-Fischer-Konzerns. Was ziehen Sie für eine Bilanz?

Kurt E. Stirnemann:
Der Rückblick fällt in so fern positiv aus, dass es mir gelungen ist, rasch die richtigen Hebel anzusetzen. Ich war immer der Meinung, man müsse in den ersten hundert Tagen alle wichtigen Dinge in die Wege leiten. Das habe ich gemacht. Die Auswirkungen schlagen noch negativ zu Buche, aber sie sind der Ausdruck der Prozesse, die wir in Arbeit haben.

Vor einem Jahr sagten Sie, das dringlichste Problem sei, +GF+ wieder profitabler zu machen. Davon sieht man noch nichts im Jahresabschluss.

Es ist auch noch zu früh, um etwas zu sehen. Die Auswirkungen der Restrukturierungen werden ganzjährig erstmals 2005 sichtbar werden. Das haben wir auch immer so kommuniziert. 2004 wird es erste Teileffekte geben.

Sie haben an der Medienkonferenz die stabile Auftragslage in Europa und das bessere zweite Semester 2003 hervorgehoben. Zeichnet sich da für Georg Fischer ein Trend ab?

Als Trend wage ich das noch nicht zu bezeichnen. Wir sind in den zyklischen Bereichen in der Talsohle unten, aber die Situation hat sich nicht mehr verschlechtert. Im 4. Quartal 03 haben wir steigende Auftragseingänge beobachtet. Das wäre ein Indiz dafür, dass der Anstieg tatsächlich kommt.

«Aufbauarbeiten in neue Märkte manifestieren sich nicht von einem Jahr auf das andere mit Gewinnsprüngen. Da steckt harte Knochenarbeit drin.»  Kurt E. Stirnemann, CEO Georg Fischer


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Sie haben von «wichtigen» Finanzierungsschritten des Konzerns gesprochen. Können Sie da etwas genauer werden?

Wir haben eine nachrangige Wandelanleihe in der Höhe von 150 Millionen Franken platzieren können. Ich finde das eine sehr gute Lösung, zumal die Anleihe fast ausschliesslich von unseren eigenen Aktionären gezeichnet wurde. Das ist für mich ein Vertrauensbeweis. Es ist uns weiter gelungen, Agie Charmilles bis 2007 zu finanzieren. Das ist ein wichtiger Baustein. Jetzt sind wir noch daran, die Maturitäten der verbleibenden Kredite in einen längeren Rang zu führen.

Als neue Betätigungsfelder der Georg Fischer sehen Sie die Pharma- und Lebensmittelindustrie. Was hat sich da getan?

Wir sind da vor allem im Rahmen der Sparte Rohrleitungssysteme aktiv. Wir nehmen erfolgreich an Projekten der Lebensmittelkühlung und der Wasseraufbereitung in der Pharmaindustrie teil. Das sind Aufbauarbeiten in neuen Märkten, die sich nicht von einem Jahr auf das andere mit Gewinnsprüngen manifestieren. Da steckt harte Knochenarbeit dahinter.

Ihr CEO-Kollege bei Agie Charmilles, Jürg Krebser, sagte gestern, er sei für das Jahr 2004 leicht positiv eingestellt. Teilen Sie diese Einschätzung?

Agie Charmilles ist ein Teil von +GF+, also teile ich auch den Optimismus meinse Kollegen Jürg Krebser. Agie Charmilles ist jener Teil, der im Moment am meisten leidet. Die Gruppe hat operativ ein negatives Ergebnis ausgewiesen. Ich bin jedoch für die ganze GF-Gruppe insgesamt optimistisch.




Der Gesprächspartner
Kurt E. Stirnemann (59) ist Dr. sc. techn. ETH (Zürich). Stirnemann ist seit Mitte März 2002 ist CEO der Georg Fischer AG und Delegierter des Verwaltungsrats. Seit 1996 ist er bereits Mitglied der Konzernleitung der Georg Fischer AG. Seit 1998 leitet er als CEO und Delegierter des Verwaltungsrats die Agie-Charmilles-Gruppe (Fertigungstechnik). Von 1969 bis 1971 wirkte Stirnemann als Assistent und von 1973 bis 1977 als Dozent an der ETH Zürich. Von 1977 bis 1990 war er bei Rieter (CH) tätig, zuletzt als Geschäftsführer der Maschinenfabrik Rieter AG (CH) und als stellvertretendes Mitglied der Konzernleitung der Rieter Holding AG (CH). Von 1990 bis zur Übernahme durch Georg Fischer war er Direktionspräsident der Agie Gruppe in Losone TI.

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