Anne-Mie van Kerckhoven ? Europäisches Zentrum für futuristische Kunst

Jede Ausstellung funktioniert als «überlebender Mechanismus» und präsentiert entweder neue Werke oder stellt ältere in einen neuen Zusammenhang. Dabei ist die Logik eher expansiv als limitierend. Wie Anne-Mie van Kerckhoven einige ihrer Arbeiten in einer flexiblen Struktur installiert, ist Ausdruck ihrer unablässigen Auseinandersetzung mit Systemen unsichtbarer Formen der Selbstorganisation, als da sind das menschliche Hirn, ein Computervirus, ein lebender Organismus, eine Ameisenkolonie oder eine Internet-Datenbank.

Zeichnungen und Lichtkörper
In der Ausstellung in der Kunsthalle Bern zeigt Anne-Mie van Kerckhoven Zeichnungen und Lichtkörper sowie eine Serie von HeadNurse Installationen, bestehend aus einer hölzernen Unterlage, an welcher mindestens drei perforierte Metallbleche angebracht sind. Daran befestigt die Künstlerin mittels Magnetbeschichtung Bilder und Computerausdrucke.

Werke für Berner Kunsthalle
Zudem präsentiert die Künstlerin The Populace (2005), eine Installation in der Eingangshalle mit fotografischen Auszügen aus einem kürzlich entstandenen Animationsfilm, in dem das Wachstum von Pilzen in den Vordergrund tritt, sowie eine Diashow im Treppenhaus: Against Meaning (2005) zeigt schwarz-weisse Schmuddel- oder «sleaze»-Bilder.

Fesselnde Bilder im KopfRaum

Deeper (2004) ist eine kreisende Filmprojektion, welche den Bewegungen eines Tänzers folgt und angesichts der bernischen Totentanztradition eine ganz besondere Bedeutung erlangt. Rorty, The HeadRoom (2004) ist eine ambitiöse Installation in einem halbdunklen Raum: Zwei Projektoren zeigen ein mehrschichtiges Bild. Der Besuchende geht durch ein Sensorennetzwerk und aktiviert dabei eine Reihe von Hyperlinks: Animationen, Texte und eine Anzahl «philosophischer» Räume. Hier wird die neurologische Struktur des Gehirns imitiert, indem sich die Komplexität der Installation durch jede neue Besucherinteraktion steigert. (khb/mc/th)


Virtuelle Archetypen
Anne-Mie van Kerckhoven fasziniert die radikale und immer intensivere Verbindung zwischen Mensch und Technologie. Ihr Werk reflektiert unsere Suche nach der Bedeutung der neu entstehenden virtuellen Archetypen. Gleichzeitig integriert es die Zweifel und Ängste, ob wir Menschen mit dieser Übergangssituation umgehen können, wo Maschinen eingesetzt werden, um der Moderne eine neue Chance zu geben. Anne-Mie van Kerckhoven steht aus Notwendigkeit für den Futurismus ein, denn sie hat festgestellt, dass wir uns selber verändern, um in einer von uns drastisch veränderten Umwelt existieren zu können.

Die Ausstellung wird von einer grösseren Publikation begleitet: Anne-Mie van Kerckhoven: The HeadNurse-Files, eine Ko-Produktion von objectif_exhibitions (Antwerpen), NAK Neuer Aachener Kunstverein und Kunsthalle Bern, mit Texten von Filip Luyckx, Corinne Melin, Dorothea Olkowski, Philippe Pirotte, Renate Puvogel, Susanne Titz, Ronald van de Sompel, Wim van Mulders und Patrick van Rossem (Hrsg.)

Schreibe einen Kommentar