Baumeisterverband: Guter Umsatz aber miserabler Ertrag
Das Bauhauptgewerbe leidet unter dem teilweise ruinösen Wettbewerb, wie der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) am Donnerstag vor den Medien in Bern ausführte.
«Was gänzlich fehlt, sind Impulse im gewerblich-industriellen Bereich»
Es gebe zu viele Anbieter auf dem Markt, was sich unmittelbar in den tiefen Preisen widerspiegle. «Das führt dazu, dass Aufträge trotz ungenügender Preise angenommen werden», erklärte SBV-Direktor Daniel Lehmann. Kostenüberwälzungen seien nicht möglich und die höheren Kosten würden praktisch vollumfänglich zu Lasten der Erträge gehen. Hauptstütze der Aufwärtsentwicklung ist laut Verband weiterhin der private Wohnungs- und Eigenheimbau. «Was gänzlich fehlt, sind Impulse im gewerblich-industriellen Bereich», sagte Lehmann. Zudem konzentrierten sich die gesteigerten Volumen im Hochbau auf die grossen Agglomerationen. Die ländlichen Gebiete und der Kanton Genf könnten davon kaum profitieren.
Entwicklung im Tiefbau unsicher
Noch unsicher ist die weitere Entwicklung im Tiefbau. Die Arbeitsaufträge seien bereits rückläufig. Hinzu kommt das vom SBV kritisierte Entlastungsprogramm 04 des Bundesrats. «Das Programm mit den geplanten Investitionskürzungen beim Bau und Unterhalt im Strassenbereich wird sich erheblich negativ auf das Gewerbe auswirken», zeigte sich Lehmann überzeugt. Die verzögerte Erschliessung von peripheren Regionen und die aufgeschobene Beseitigung von Engpässen wirkten sich mittelfristig negativ aus auf die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Schweiz.
Stagnierendes Bauvolumen erwartet
In absehbarer Zeit ist laut Lehmann mit einem stagnierenden Bauvolumen zu rechnen. «Die Phasen des allgemeinen Wachstums sind im Bauhauptgewerbe wohl vorbei». Regionale Unterschiede bleiben allerdings bestehen. «Die Branche muss sich darauf einrichten, dass der heutige Anteil des Baus am Bruttoinlandprodukt (BIP) von knapp 10 Prozent künftig noch tiefer sein wird», erklärte Lehmann weiter.
Suche nach neuen Zusammenarbeitsformen und Nischen
Viele Baufirmen kämpfen ums Überleben und sind gezwungen, nach neuen Zusammenarbeitsformen und Nischen zu suchen. Zu kämpfen hat der Baumeisterverband auch mit Nachwuchsproblemen. Wenig junge Leute interessierten sich für eine Lehrstelle im Bauhauptgewerbe.
«Lieber ein glücklicher Maurer als ein überforderter KV-Lehrling»
Alle wollen etwas mit KV, Bank oder Informatik zu tun haben, bedauerten die Verantwortlichen des SBV. Dem müsse künftig mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. «Lieber ein glücklicher Maurer als ein überforderter KV-Lehrling», könnte die Devise lauten. Als grösste Herausforderung für die Branche bezeichnet der Baumeisterverband die Festlegung verlässlicher Rahmenbedingungen für einen geordneten Wettbewerb. Auf betrieblicher Ebene stünden die ausreichende Qualifizierung des Personals im Vordergrund. (awp/mc/gh)