Luis Correia: «Markt für Krebstherapien mit 15% Wachtsum im nächsten Jahr»

Moneycab: Herr Correia, weshalb ist Krebs ein interessantes Gebiet für die Pharmaindustrie?

Luis Correia: Aus drei Gründen: Erstens gibt sehr viele Patienten, die daran leiden und deshalb einen hohen medizinischen Bedarf. Zweitens sind die Behörden sehr interessiert, neue Medikamente auf den Markt zu bringen und sind daher bereit, selbst bei Medikamenten, die eine geringe neue Wirksamkeit bringen, Nebenwirkungen zu tolerieren. Drittens können die Pharmafirmen für neue Krebsmedikamente hohe Preise erzielen und damit ihre Margen erhöhen.

Welche Unternehmen spielen eine führende Rolle in der Krebsforschung?

Eine führende Rolle spielen Genentech und Roche. In den letzten Jahren haben sich praktisch alle Pharmaunternehmen vermehrt auf den Bereich Krebs fokussiert. Wir erwarten, dass in den nächsten Jahren nicht nur in der Pharmabranche, sondern besonders in der Biotechnologiebranche sehr viele Firmen erscheinen werden, die neue Krebstherapien auf den Markt bringen.

Wie lange müssen wir noch warten, bis Krebs heilbar wird?

Es ist schwierig, ein Datum anzugeben. Realistischer ist zu erwarten, dass manche Krebsarten zu einer Art chronischen Krankheit werden. Bisher haben die Krebspatienten stark gelitten aufgrund der schlechten Nebenwirkungsprofile der Medikamente, die sie nehmen mussten. Die neue Welle der Krebsmedikamente hat geringere Nebenwirkungen und eine erhöhte Wirksamkeit, was eben die Hoffnung erhöht.

Müssen sich innovative Hersteller von neuen Krebsmedikamenten vor Generika fürchten?

Ich glaube, die Pharmafirmen müssen sich generell vor Generika fürchten. Man muss allerdings unterscheiden zwischen den klassischen chemischen Präparaten und den biotechnologisch hergestellten Präparaten. Für eine Generikafirma ist es generell einfacher, ein chemisches Präparat zu produzieren, hingegen wird es bei biotechnologisch produzierten Medikamenten schwieriger für Generika. Also müssen sich die Pharmafirmen, die biotechnologisch hergestellte Krebsmedikamente haben, etwas weniger fürchten.

Die monatlichen Kosten für die Behandlung mit einem neuen Krebsmedikament liegen pro Patient zwischen 2000 und 9000 US-Dollar. Wer soll das bezahlen?

Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren die Regierungen und die Krankenkassen die Kosten weiterhin übernehmen werden. Auf längere Sicht jedoch werden gemäss unseren Prognosen die Kosten so hoch sein, dass die Krankenkassen und die Regierungen von den Patienten verlangen werden, einen Teil dieser Kosten selbst zu tragen. Auf der anderen Seite erwarten wir, dass die Regierungen und Krankenkassen Druck auf die Preise der Hersteller ausüben werden. In den nächsten Jahren wird die Situation noch dadurch gemildert, dass durch Patentabläufe von Medikamenten in anderen grossen Therapiegebieten Mittel frei werden.

Wie wird sich der Markt für Krebstherapien im nächsten Jahr entwickeln?

Wir erwarten ein Wachstum von mindestens 15 Prozent. Das Wachstum wird insbesondere getrieben werden von den neuen Einführungen der Produkte Avastin für Darmkrebs, Tarcewa für Lungenkrebs und Alimta von Eli Lilly, ebenfalls für Lungenkrebs.

Welche Pharmatitel empfehlen Sie den Investoren?

Wir empfehlen von den grosskapitalisierten Unternehmen Novartis und Roche in der Schweiz sowie Amgen und Genentec in den USA. Wer etwas grösseres Exposure haben möchte an Gesellschaften, die ein einziges Produkt entwickelt haben, dem empfehlen wir zum Beispiel OSI, die Tarceva für Lungenkrebs entdeckt hat, oder ImClone, die Erbitux entwickelt hat. Es gibt sowohl grosse Gesellschaften als auch kleinere, produktspezifische Gesellschaften, die in diesem Bereich interessant sind.

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