Kunstmuseum Luzern: Hans Schärerund Robert Wyss
Das Kunstmuseum Luzern zeigt Arbeiten von zwei Freunden. Miniaturen auf Papier und monströse Figuren stehen neben Aquarellen, die sich mit den Tages¬aktualitäten und politischen sowie kulturellen Themen beschäftigen.
Hans Schärer: Das Stundenbuch, die Notizbücher und
weitere Arbeiten auf Papier
Robert Wyss: Ein Briefwechsel in Aquarell, 1985-2004
Die Doppelausstellung ehrt zwei Luzerner Persönlichkeiten – und zwei Freunde, die das künstlerische Leben Luzerns und darüber hinaus wesentlich mitgeprägt haben, und die beide leider nicht mehr unter uns weilen: Hans Schärer (1927-1997), aufgrund einer dominanten Werkgruppe oft auf den „Madonnenmaler“ reduziert, und Robert Wyss (1925-2004) weit herum be¬kannt durch seine Originalgrafiken. Die Ausstellung würdigt in zwei eigen¬ständigen Raumfolgen nun eine weniger bekannte Seite der beiden Künstler, eine Seite, in der sich die Kunst und das Leben vereinen, um gleichsam einen neuen Kosmos zu bilden.
Robert Wyss, sans éspoir, 1992, Aquarell auf Papier, 21 x 14.9 cm
Das Stundenbuch
Im Zentrum der Schärer-Ausstellung steht sein „Stundenbuch“, eine erstaun¬liche Folge von 193 Zeichnungen, Aquarellen und Collagen, die der Künstler zwischen 1966 und 1980 angelegt hatte. Diese Sammlung des „Alltäglichen“ besteht aus faszinierenden Miniaturen, die zwischen Banalität und Einzig¬artigkeit oszillieren. Daneben sind sämtliche seiner Notizbücher und die Leporellos zu sehen, zusammen mit einer kleinen Auswahl weiterer Arbeiten auf Papier, vom intimen Blatt im Format A4 bis zu monströsen Figuren in Lebensgrösse. Die Ausstellung gibt Zeugnis von einem künstlerischen Leben und enthüllt zugleich den Zeitgeist wie einen zutiefst persönlichen Gedan¬kenfundus.
Aquarellierte Tagesaktualitäten
Robert Wyss hat seinen Freunden nicht selten kleine Aquarelle als Präsente oder Dankesbezeugungen überlassen. Die Aquarelle, die nun im Kunstmuseum Luzern ausgestellt werden, sind innerhalb dieses Genres aber eine Besonderheit, denn sie entstammen einem einzigen Briefwechsel, den der Künstler von 1985 bis zu seinem Tod 2004 mit dem Luzerner Verleger und Galeristen Beni Raeber geführt hatte. Wöchentlich wechselte gegenseitig, per Post überbracht, ein Aquarell die Hand, meistens rückseitig kommentiert. Der Austausch regte die beiden Freunde zur Beschäftigung mit den Tagesaktualitäten an, politische und kulturelle Themen, aber auch persönliche Alltagserlebnisse wurden malerisch umgesetzt, meistens mit der „spitzen Feder“ und durchwegs mit hohem künstlerischem Empfinden. Die Auswahl von über 200 Blättern aus den insgesamt 765 aquarellierten Briefen von Röbi Wyss an Beni Raeber liest sich als eine künstlerische Auseinander¬setzung mit dem Alltag wie auch als eine kleine, subjektive Chronik von 20 Jahren Zeit- und Lokalgeschichte.(kl/mc/th)
Reprint&Print
Die Ausstellung von Hans Schärer wird aus Anlass des Reprints des Stundenbuchs veranstaltet
Hans Schärer, Das Stundenbuch, Luzern: Edizioni Periferia, 2004, 2 Bände in Schuber, ISBN 3-907474-10-4, SFr. 190.-
Bd. 1: Nachdruck des Stundenbuchs, 340 Seiten mit Farbabbildungen, Bd. 2: Texte und weitere Abbildungen, herausgegeben von Beat Wismer, 100 S.
Zu Robert Wyss erscheint eine Broschüre
Röbi Wyss: Die Welt als aquarellierter Kosmos: ein Briefwechsel 1985-2004, herausgegeben von Bernhard Raeber, 16 Seiten mit zahlreichen Abbil¬dungen (im Bezug des Museumstickets inbegriffen)