Daniel Hirschi: „Wir bleiben zuversichtlich, dass wir auch 2005 wachsen werden.“


Saia-Burgess mit Sitz in Murten hat in den ersten neun Monaten 2004 deutlich zugelegt. Im Interview mit Moneycab erklärt CEO Daniel Hirschi die Gründe für das Wachstum, spricht über die wichtige Akquisitionen im laufenden Jahr und zeigt die wichtigsten Kostenreduktions-Massnahmen auf.

Von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Hirschi, Saia-Burgess hat den Umsatz in den ersten neun Monaten 2005 um über 18 Prozent auf 425,6 Mio. Franken gesteigert. Auch der EBITA (+34,8 %) und der Reingewinn (+45,8 %) konnten deutlich erhöht werden? Worauf sind die erfreulichen Zahlen zurückzuführen?
Daniel Hirschi: Sie haben Recht, wir freuen uns sehr über unsere Resultate für die ersten neun Monate 2004. Sehr erfreulich ist, dass die währungsbereinigte Umsatzerhöhung aus internem Wachstum 12.2 % betrug, was wesentlich zum guten Resultat beigetragen hat.

Ihr Unternehmen hat Mitte Jahr zwei Übernahmen getätigt, einerseits wurde von der deutschen Bühler Motoren Gruppe die Sparte Aktuatoren, andererseits der Industriezulieferer Sick/Stegmann zugekauft. Was waren die Gründe für die Übernahmen und wie ist die bisherige Integration verlaufen?
Per 1. Juli 2004 haben wir die Division Aktuatoren für Autoklimaanlagen der Bühler Gruppe akquiriert. Es handelt sich hier um eine strategische Akquisition. Saia-Burgess hat immer gesagt, dass sie der Spezialist und die Nr. 1 für Klimaanlagen-Aktuatoren sein will, unabhängig von der Technologie. Der US-Markt wird weiterhin die DC-Technologie (Gleichstrommotoren) für Autoklimaanlagen verwenden. Saia-Burgess ist die Nr. 1 in der Herstellung von Schrittmotoren für diese Anwendung, besitzt aber die DC-Technologie nicht. Durch die Akquisition der Division Aktuatoren der Bühler Gruppe verfügt Saia-Burgess nun über diese Technologie und wird weltweit Markt-führer für Klappenantriebe von Automobil-Klimaanlagen. Mit dieser Übernahme erreichen wir in Nordamerika die kritische Masse, um eine fokussierte Automobil-Organisation aufbauen zu können.

Per 1. August 2004 haben wir das Synchronmotoren- und Getriebegeschäft der Sick/Stegmann übernommen. Durch diese Akquisition wird unser Marktanteil in Europa bei Kleinstsynchronmotoren von rund 12 % auf über 20 % steigen. Diese Übernahme stärkt unsere Stellung im für uns sehr wichtigen HLK-Markt deutlich.

Die Aktien von Saia-Burgess haben in den letzten Tagen trotz den guten Quartalszahlen nachgegeben. Bank Sarasin und Bank Pictet stuften die Titel sogar zurück. Der Ausblick sei unsicher und Saia werde die höheren Rohstoffpreise kaum an die Kunden weitergeben können. Ihre Stellungnahme zu diesen Prognosen?
Unser Aktienkurs ist in den letzten Monaten sehr stark gestiegen (seit Januar 2004 um +38 %). Die Banken schätzen die heutige wirtschaftliche Situation als sehr ungewiss ein, was aber alle Unternehmen betrifft. Es ist wahr, dass es besonders im Automobilbereich schwierig ist, Preise zu erhöhen. Wir haben jedoch intensiv an unternehmerischen Kostenreduktionsmassnahmen gearbeitet.

Die drei Hauptmassnahmen sind:
Unsere Spezialisten im Einkauf arbeiten sehr hart, um die Verträge mit unseren Lieferanten zu den bestmöglichen Konditionen zu erneuern.Unsere Innovationsabteilung ist laufend dabei, Ersatzmaterialien zu suchen, die den Spezialfunktionen unserer Produkte entsprechen, aber günstiger sind.Wir arbeiten ständig an unserer Produktivität: z.B. Investitionen in Werkzeuge oder eine neue Stanzmaschine, die wir vor knapp einem Monat in Betrieb genommen haben und welche 30 % schneller arbeitet als die bisherige.Alle diese Massnahmen helfen Saia-Burgess, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu halten.

Abgesehen von der letzten Woche haben die Saia-Titel wie Sie erwähnt haben in den letzten Monaten stetig zugelegt. Wie wichtig ist für Sie und Ihre tägliche Arbeit der Aktienkurs Ihrer Unternehmung und was für ein Verhältnis haben Sie zu den Aktionären?
Ich glaube, sagen zu können, dass unsere Kommunikationspolitik sehr offen und transparent ist. Für uns sind unsere Aktionäre sehr wichtig und wir werden alles daran setzen, sie nicht zu enttäuschen.

Die Situation auf dem europäischen und amerikanischen Automobilmarkt ist derzeit schwer einschätzbar, es gibt jedoch nur selten positive Signale. Zuletzt hat GM für Europa einen massiven Stellenabbau angekündigt. Wie stark ist Saia-Burgess als Autoindustrie-Zulieferer generell und insbesondere im „Fall GM“ betroffen?
Über 50 % des Gruppenumsatzes erwirtschaften wir in der Division Automotive. Saia-Burgess wurde bis jetzt nicht tangiert. Aber es ist klar, dass solche Signale die Ungewissheit im Markt noch verstärken. Jedoch muss man aber auch erwähnen, dass es positive Anzeichen gibt, z.B. bei BMW oder Renault/Nissan. Wir bleiben zuversichtlich, dass wir auch 2005 wachsen werden.

Wie sehen Ihre Erwartungen für das Gesamtjahr 2004 aus?
Unter der Voraussetzung stabiler Wechselkurse und ohne Verschlechterung des Wirtschaftsumfeldes rechnen wir mit einem Umsatz von ungefähr 570 Mio. Franken und einer EBITA-Marge von rund 9 Prozent.

Wie zuversichtlich sind Sie für die kommenden zwei Jahre, die Wachstumsstrategie fortsetzen zu können?
Saia-Burgess ist gut positioniert und wir sind zuversichtlich, weiterhin wachsen zu können. Der Trend zu Komfort und Sicherheit – Anwendungen, wo unsere Produkte zum Einsatz kommen – steigt stetig an. Wir haben seit Jahren in allen drei Divisionen in die Innovation investiert, was sicherlich neue Produkte resp. Anwendungen für die Zukunft hervorbringen wird. Zusätzlich lässt unsere Ertragskraft auch Spielraum für neue, in unsere Strategie passende Akquisitionen.

Sie leiten Saia-Burgess seit 2001 als CEO und seit August 2003 als Delegierter des Verwaltungsrates. Welches waren die wichtigsten Momente in den bald vier Jahren, die Sie als CEO das Unternehmen leiten?
Sicher wird mir 2001, das erste Jahr als CEO, immer in Erinnerung bleiben. Das wirtschaftlich schwierige Umfeld war eine grosse Herausforderung. Die Akquisition der Division Aktuatoren für Autoklimaanlagen der Bühler Gruppe, welche wir im Juli 2004 getätigt haben, ist sicherlich auch ein weiterer Meilenstein.

Letzte Frage: Sie sind seit über 20 Jahren für Saia-Burgess tätig. Hat das Unternehmen heute noch etwas gemeinsam mit der Firma, in die sie 1983 eingetreten sind?
Ein börsenkotiertes Unternehmen ist natürlich nicht mehr direkt vergleichbar mit der Saia als Teil des Landis & Gyr Konzerns von 1983. Geblieben sind wichtige Teile der Firmenkultur wie Internationalität, Innovation und Kostenorientiertheit. Die Produktepalette hat sich konsequent weiter entwickelt, aber die Verbindung von Elektromechanik mit Elektronik war bereits vor 20 Jahren eine Stärke von Saia-Burgess. Nicht zuletzt ist der Gruppenhauptsitz immer noch in der Schweiz.


Moneycab Interviews Daniel Hirschi 
CEO und Delegierter des Verwaltungsrates Saia-Burgess

Geboren: 19. März 1956

Zivilstand: verheiratet

Nationalität: Schweizer, Bürger von Rüschegg (BE), Italiener

Qualifikation: qualified automotive engineering and economist

Karriere bei Saia-Burgess:
1983-1986Assistant Marketing and Sales Manager
1986-1987Sales Manager, Landys & Gyr, New York
1988-1989Key Account Sales Manager
1989-1990General Manager Sales Switches
1991-1999COO Business Area Switches
1.1.2000 COO Division Automotive
1.1.2001CEO Sais-Burgess
15.8.2003Delegierter des Verwaltungsrates

Saia-Burgess
Saia-Burgess mit Hauptsitz in Murten verfügt über eigene Produktionsstandorte und Vertriebsnetze in Europa, Nordamerika, Afrika und Asien. Die Gruppe ist auf wachstumsstarke Segmente der Bereiche Automobil und Industrie sowie auf die Infrastrukturautomation fokussiert.Bei den Produkten liegt der Schwerpunkt auf der Entwicklung und Produktion von Schaltern, Sensoren, Motoren, Betätigungs-magneten, elektronischen Steuergeräten und Subsystemen. Im Geschäftsjahr 2003 erzielte die an der SWX kotierte Saia-Burgess einen Umsatz von 490,2 Mio. Franken.

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