Swissair-Liquidator: Klagen wahrscheinlicher
Ende Jahr soll klar sein, ob gegen einzelne Führungskräfte der zusammengebrochenen Swissair Klage eingereicht wird. Die Wahrscheinlichkeit sei aber inzwischen grösser geworden, sagte Swissair-Liquidator Karl Wüthrich gegenüber Radio DRS.
Sachwalter Karl Wüthrich. Der Schaden aus dem Swissair-Zusammenbruch beträgt bis zu 15 Milliarden.
Die Abklärung zusammen mit dem Gläubigerausschuss laufe noch, sagte Wüthrich im «Tagesgespräch» des Radio DRS vom Freitag. Danach werde zuerst das Gespräch mit den Verantwortlichen gesucht. Möglich sei auch ein aussergerichtlicher Vergleich. Bis Ende 2004 soll die Richtung festgelegt sein. Eine definitive Aussage sei zurzeit noch nicht machbar.
«Da reichen 50 Millionen nicht»
Falls es zu Verantwortlichkeitsklagen komme, werde er das verlangen, was im Rahmen des Schadenpotenzials drinliege, so Wüthrich. Den Schaden aus dem Zusammenbruch der Fluggesellschaft bezifferte er auf zwischen 10 und 15 Milliarden Franken. «Da reichen 50 Millionen Franken nicht», sagte er in Bezug auf Schadenersatzzahlungen.
Vorwurf der Fahrlässigkeit Vorbedinung
Klagen würden aber nur eingereicht, wenn sie auch Erfolg versprächen. Es müsse den Verantwortlichen Fahrlässigkeit nachgewiesen werden können, was schwierig sei. Noch offen sei auch der Ausgang der Auseinandersetzung mit der Swiss über die Marke Swissair.
Ursache für Grounding reicht länger zurück
Das Grounding selbst sieht Wüthrich als Folge von Handlungen, welche längere Zeit vor dem 2. Oktober, und nicht kurz zuvor passiert sind. So kritisierte Wüthrich, dass im Sommer 2001 Gelder für die Bereinigung von Forderungen nach Frankreich geflossen seien, statt diese für das Geschäft in der Schweiz zu verwenden.
Kurzlebiger Lerneffekt
Der Zusammenbruch der Gesellschaft habe sicher bewirkt, dass Verwaltungsratsmandate heute anders gewichtet würden, sagte Wüthrich zur Frage, was aus diesem historischen Ereignis gelernt wurde. «Doch eine solche Wirkung hält nicht lange an», sagte Wüthrich, der über 25 Jahre Erfahrung mit Unternehmen in Krisenphasen verfügt. «Die Chance, dass ähnliche Fehler gemacht werden, ist immer noch da.» (awp/scc/pds)