Zürich ist immer noch mehr als eine Wirtschaftsmetropole


Wer in der Unternehmensphilosophie die Kernkompetenzen über die Jahre gepflegt hat, konnte sich über die magern Jahre gut bewähren. Moneycab fühlt im Gespräch mit dem Direktor des Hotels Eden au Lac, Zürich einem gelungenen Kerngeschäft auf den Zahn.

Von Tanja Hess


Dario und Kathrin Fumagalli-Bärtschi, Direktion Eden au Lac Zürich.
Moneycab: Herr Fumagalli, Sie repräsentieren den versierten und cosmopoliten Gastgeber aus dem noblen Oberitalien. Bringen Sie ein Stück Lebensgefühl und Stil ins kühle Zürich?

Dario Fumagalli: Ich bin seit über 20 Jahren in der Schweiz. Ich bin sehr dankbar, dass ich hier arbeiten darf und schon seit langer Zeit den hohen Lebensstandard der Schweiz geniessen kann. Persönlich habe ich mich zum Teil auch an die Gegebenheiten und Sitten der Schweiz angepasst. Wenn es dann aber um Stil und Lebensgefühl geht, dann kommt meine «Italianità» hoch. Was ich immer wieder vermisse, sind ein paar typische italienische Bräuche, wie um 11.30 Uhr mit Freunden ein Crodino trinken oder die rosarote Gazzetta dello Sport lesen und über Sportereignisse diskutieren. Im Herz bin ich immer noch 100 % Italiener und daher kann und will ich es auch nicht vermeiden, etwas Italianità in meinen beruflichen Alltag zu bringen. Ich bin spontan und Wir haben in den letzten drei Jahren unser Angebot im Restaurant sanft geändert und eine mediterrane Richtung eingeschlagen. Unser neuer Küchenchef Antonino Alampi, ein in der Schweiz aufgewachsener Italiener, wird diesen Weg der Veränderung mit uns fortsetzen und wir haben mit ihm sicher jemanden gefunden, der die italienische und mediterrane Küche sehr gut beherrscht.

Moneycab: Sie haben das Eden au Lac just im schlechtesten Moment für die Hotellerie übernommen. Wie sind Sie den massiven Problemen des gedämpften Tourismus nach 9-11 begegnet?

Dario Fumagalli: Für uns, meine Frau und ich, war es ein grosser Schock ins Hotel Eden zurück zu kommen und eine andere Ausgangslage anzutreffen als wir erwartet hatten. Ich muss ehrlich sein und gestehen, dass wir uns am Anfang ab und zu schon etwa überfordert fühlten. Wir hatten zwar schon grosse Erfahrung im Gastgewerbe gesammelt, waren aber in dieser Position absolute „Greenhorns“.Die erste Monate waren für uns sehr schwierig. Manchmal hatten wir das Gefühl, dass wir einfach alles falsch machten. Vor allem im 2002 spürten wir die ganze Krise der Wirtschaft in unserem Geschäft. Ich glaube jedoch, dass solche Situationen helfen, erfinderisch zu werden. So versuchten wir es auf jeden Fall. Irgendwann sagten wir uns «…so und jetzt muss etwas Neues her, wir müssen nach vorne schauen und Mut für Veränderungen zeigen“. Es war eine lange und mühsame Arbeit, wir mussten zuerst unsere Ideen durchzusetzen, aber nach sechs Monaten brachten sie erste Früchte. Im 2003 konnten wir unsere Restaurant-Umsätze, die während 3 Jahren immer rückläufig waren, um satte 18% steigen (die Gastronomiebetriebe in Zürich hatten während der gleichen Zeit im allgemeinen durchschnittlich 10-15% weniger Umsatz erzielt). Eigentlich haben wir nicht das Rad neu erfunden, sondern uns auf unsere Kernkompetenzen beschränkt. Wir hatten keine ausserordentlich originelle Idee, doch haben wir unser Produkt ausgefeilt und in minutiöser Arbeit soweit verändert und modernisiert. Den Erfolg, den wir in den letzten Monaten erleben durften, zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir wollen eine der besten Adressen in Zürich sein fürgutes und gesundes Essen und längerfristig unsere komfortablen Zimmer mit einmaligem Ausblick auf den See auch mit Gästen füllen, die ihren Geschäftaufenthalt mit Ferienstimmung verbinden und gleichzeitig unser Gastronomieangebot schätzen.


«. Mein grösster Wunsch, obwohl er wohl utopisch bleibt, ist aber, dass die Stadt Zürich die Quais um das Seebecken vom Tiefenbrunnen bis zur Waschanstalt als Autofreizone umwandelt, die Strasse am Utoquai und Mythenquai unterirdisch führt und somit Zürich als «die beste Stadt punkto Lebensqualität für die nächsten 100 Jahre» positioniert.» Dario Fumagalli, Direktor Hotel Eden au Lac, Zürich.



Moneycab: Das Hotel Eden au Lac ist eine Familien AG. Damit hat man nicht die komfortablen Finanzpolster, wie es einige Hotels mit grossen Investoren im Hintergrund haben. Ab welcher Belegung erreichen Sie die Gewinnzone und wo stehen Sie heute?

Dario Fumagalli: Nach zwei mageren Jahren, während denen wir keine grosse Investitionen getätigt haben, können wir wieder auf ein bis jetzt deutlich besseres 2004 zurückblicken. Wir haben das Glück, dass im Hotel Eden au Lac in der Vergangenheit ständig renoviert und investiert wurde. Somit konnten wir es verantworten, zwei Jahre nur die üblichen Unterhaltsarbeiten zu tätigen. Zudem befinden wir uns in der glücklichen Lage, dass wir keine grosse Fremdkapitalbelastung haben. Alles was in den letzten dreissig Jahren und mehr investiert worden ist, wurde vom Hotel Eden au Lac selbst erwirtschaftet. Unsere Belegung ist in Moment über dem Zürcher Durchschnitt und wir haben unsere Gewinnzone wieder erreicht. Erfreulich ist, dass dieser Trend seit bald einem Jahr anhält.

Moneycab: Damit können Sie auch als Barometer der Wirtschaft Auskunft über die Wirtschaftslage geben?

Dario Fumagalli: In Moment stehen alle Zeichen auf «vorsichtigem Optimismus». Die Gäste sind in den letzten Monaten wieder ausgabefreudiger geworden. Wir beobachten, dass neue Geschäfte abgewickelt werden und dementsprechend mehr Reservationen eingehen. Auf der anderen Seite sehen wir, dass die Firmen sehr vorsichtig vorgehen. Alles was organisiert und reserviert wird, ist auf jeden Fall notwendig und hat keinen PR- oder Image-Charakter. Die Zeiten vom «Leben auf breiten Schultern» ist definitiv vorbei und wird meiner Meinung nach nicht sehr schnell zurückkommen.

Moneycab: Die Schweizer Hotellerie kann mit den hohen Preisen nur durch Innovation und Qualität wettbewerbsfähig bleiben.Das Eden au Lac ist ein historisches Haus und auf drei Seiten stehen die Fassaden unter Denkmalschutz. Wie gehen Sie mit der Situation um innerhalb eines begrenzten Raumes zu agieren.

Dario Fumagalli: Wir alle wissen, dass das Hotel Eden nicht vergrössert oder allenfalls von aussen verändert werden kann. Doch gerade auch diese Situation können wir als Pluspunkt sehen, sind wir doch privilegiert mit einer fantastischen Lage direkt am Zürichsee. Der imposante Bau des Gebäudes, strahlt eine einmalige Atmosphäre aus. Der persönliche Kontakt, der das ganze Eden-Team mit unseren Gästen pflegt und der ja auch so geschätzt wird, ist auch nur dank unserer überschaubaren Grösse möglich. Nebst dem üblichen Komfort der Geschäftsreisende verlangen (Internet, Wireless Lan, etc.), bieten wir sehr individuell eingerichtete Gästezimmer, die in jeder Hinsicht den heutigen Bedürfnissen einer anspruchsvollen Kundschaft entsprechen. Wie bereits erwähnt servieren wir in unserem Restaurant eine sehr hochwertigen Küche und für Geschäftsessen oder spezielle Anlässe bieten wir in zwei privaten Salons den geeigneten Rahmen.

Moneycab: Zürich ist eines der grossen Touristenmagneten. Das Eden au Lac und die Tourismusbranche sind ein Schicksalspaar. Wo wünschen Sie sich einen Effort seitens der Stadt, wo sind Sie zufrieden, und wo geben Sie der Stadt die Hand.

Dario Fumagalli: Meiner Meinung nach ist Zürich immer noch mehr als Wirtschaftsmetropole denn als Tourismusdestination bekannt. Zu Unrecht, weil wir alle wissen, was Zürich in den letzten Jahren für den Tourismus gemacht hat. Es ist uns klar, dass es, um so grosse Ziele zu erreichen, sehr viel Zeit braucht. Auf jeden Fall sind unsere Verbände der Hoteliers sowie unsere Partner, wie Zürich Tourismus auf dem richtigen Weg. Von der Stadt Zürich wünsche ich mehr Verständnis für unsere Anliegen, wenn es um Tourismusfragen geht wie: Ladenöffnungszeiten, Wochenende und Nachtarbeit sowie ein Bekenntnis, dass wir eigentlich im Export-Sektor tätig sind. Mein grösster Wunsch, obwohl er wohl utopisch bleibt, ist aber, dass die Stadt Zürich die Quais um das Seebecken vom Tiefenbrunnen bis zur Waschanstalt als Autofreizone umwandelt, die Strasse am Utoquai und Mythenquai unterirdisch führt und somit Zürich als «die beste Stadt punkto Lebensqualität für die nächsten 100 Jahre» positioniert.


Moneycab: Zürich ist oft nur eine Destination für internationale Touristen. Was bieten Sie den Schweizreisenden für ein Angebot, um möglichst viel an Landschaft und Kultur kennen zu lernen?

Dario Fumagalli: Wir selber organisieren seit drei Jahren ab Oktober bis März eine Reihe von Veranstaltungen wie unser Jazz Dinner Events. An einem Abend geniessen unsere Gäste bei uns ein hochstehendes Jazz-Konzert umrahmt von einem hervorragenden Dinner. Punkto Kultur bietet Zürich seit eh und je eine grosse Palette an Veranstaltungen jeder Art, wie Opernhaus-Aufführungen, Theater, Museen, Konzerte (Pop, Rock, Jazz oder Klassik), Sportveranstaltungen, Streetparade oder das Feuerwerk am Silvesterabend, organisiert vom Zürcher Hotelier Verein. Schon heute erlebt Zürich fast jedes Wochenende eine Veranstaltung. Wenn Zürich am Wochenende Feste feiert oder Veranstaltungen organisiert und dazu eine breite Palette an Einkaufsmöglichkeiten bietet, dann ist Zürich wirklich fit für die Touristen.

Moneycab: Die Arbeit als Hotelier in der pulsierenden Stadt Zürich ist vereinnehmend. Wo lassen Sie sich inspirieren, wo orientieren Sie sich über Trends und Kultur?

Dario Fumagalli: Grosse Informationsquellen sind Fachzeitschriften und Printmedien. Die meisten von Ihnen verweisen den Leser ebenfalls auf mögliche Internetadressen, die über Trends und Kultur berichten. Doch inspirieren lassen kann man sich fast überall, dies während einer Reise, beim Besuchen von neuen Lokalen oder einfach im Austausch mit anderen Hoteliers. Wenn einer will, hat er immerMöglichkeiten,interessante Sachen zu erleben und diese vielleicht später in irgend einer Art und Weise umzusetzen. Sei es in Italien, in Frankreich, in Deutschland oder nur um die Ecke, überall kann man Neues entdecken und sich inspirieren lassen.


Moneycab Interviews
Der Gesprächspartner 
Dario Fumagalli-Bärtschi
Geboren am 10. Dezember 1963
in Mailand.
Ausbildung als Koch und 1989 Besuch der Hotel Fachschule Thun.
Verheiratet mit Kathrin Fumagalli-Bärtschi, drei Kinder, Luca 10, Mattia 9, Elena 4

Seit November 2001 Direktor im Hotel Eden au Lac zusammen mit
seiner Frau Kathrin.
Hobby: Lesen, Bike und Rennvelo mit den Kindern. Wandern und in Bergseen baden.
Hotel Eden au Lac Reportage 
Hotel Eden au Lac oder wo der Zürichsee himmlisch wird
 
Zürich ist ein schönes Ferienziel, doch noch intensiver lässt sich die Sicht auf den Zürichsee geniessen vom sonnigen Balkon und mit einem Gals Champagner in der Hand. Der Blick vom Balkon Eden in die untergehende Sonne über dem See ist zu schön. weiter..
Hotel Eden au Lac 
5 Sterne
53 Zimmer
Utoquai 45
CH-8023 Zürich
Telefon: +41 (0)1 266 25 25
Fax: +41 (0)1 266 25 00
E-Mail: [email protected]
Homepage: www.edenaulac.ch 
Leitung:
Dario und Kathrin Fumagalli-Bärtschi 
Einzelzimmer
Bad/Dusche 390 CHF
Zweibettzimmer
Bad 580 – 640 CHF
Business-Suite 950 CHF
Suite1300 CHF
Zusatzbett90,60 CHF

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