Dosé-Rücktritt: Zweifel an offizieller Begründung
Die Swiss braucht nach dem Abgang von André Dosé dringender denn je einen Befreiungsschlag. Airline-Experten glauben nicht, dass Dosé freiwillig gegangen ist, und bei den Verhandlungen für neue Gelder fehlt nun eine wichtige Vertrauensperson.
«Der Jahreslohn von 250´000 Franken wird wohl erhöht». Walter Bosch, Swiss-Vizepräsident. (swiss.com)
Wie wichtig ein baldiger Erfolg bei der Suche nach einem neuen Konzernchef für die Swiss ist, liess Verwaltungsrat Walter Bosch am Donnerstag in einem Interview durchblicken: Ohne Dosé «gäbe es diese Airline wahrscheinlich nicht mehr», sagte der neue Vize. Er ist neuer starker Mann in der Swiss neben Pieter Bouw, der zurzeit Präsident, Konzernchef und Verkaufsleiter ist.«Sehr unfair und hart angegangen worden»
Dosé sei von Medien und Politikern wegen der möglichen Mitverantwortung am Absturz von Bassersdorf sehr unfair und hart angegangen worden. Nach dem Angebot des Verwaltungsrates, das Amt vorübergehend ruhen zu lassen, sei sich Dosé «nicht mehr gestützt vorgekommen», sagte Bosch gegenüber Schweizer Radio DRS.«Jahreslohn von 250´000 Franken wird wohl erhöht»
Die Nachfolger-Suche für einen der herausforderndsten Jobs der Schweizer Wirtschaft wird schwierig. Die Suche laufe seit Mittwochabend, sagte Bosch. Die Herkunft sei zweitrangig, auch interne Lösungen seien möglich. Der Jahreslohn von 250´000 Franken werde wohl erhöht, lockte Bosch.Kandidatenkarussell
Als mögliche Kandidaten genannt werden Swiss-Operationschef Manfred Brennwald, William Meaney, der im November nach einem Machtstreit mit Dosé als Verkaufschef zurückgetreten war, Belair-Chef Beat Schär oder der Lufthansa-Sanierer Jürgen Weber. Das sind aber nur Spekulationen.«Eierlegende Wollmilchsau»
«Eine eierlegende Wollmilchsau» sollte es sein, sagte Airline- Analyst Thorsten Ramm zum Anforderungsprofil. Jedenfalls müsse es ein Finanzexperte aus der Airline-Branche sein. Aufweisen sollte er zudem internationale Erfahrungen, um die Zusammenarbeit mit British Airways voranbringen zu können, sowie beste politische Kontakte.Gewerkschafter wollen Dosé-Nachfolger nicht aus Swiss-Umfeld
Gewerkschafter forderten dagegen, Dosés Nachfolger solle nicht aus der ehemaligen Swissair, Crossair oder dem gegenwärtigen Management kommen. Aus der Schweiz müsse der Kandidat nicht unbedingt stammen. Laut Ramm war die mögliche Strafuntersuchung lediglich ein Vorwand, um Dosé loszuwerden. Vielmehr sei davon auszugehen, dass die eingeleiteten Sparmassnahmen noch nicht in dem Masse gefruchtet hätten, um die Swiss wirklich in sichere Gewässer zu führen.Strafuntersuchung nur Vorwand?
Auch die Experten der Zürcher Kantonalbank (ZKB) zweifeln an der offiziellen Begründung. Das Angebot einer Auszeit für Dosé sei aussergewöhnlich und nicht nachvollziehbar.«Rücktritt dürfte nicht förderlich sein»
Probleme sieht die ZKB insbesondere bei der Kreditverhandlung mit den Banken: «Dieser Rücktritt dürfte nicht förderlich sein.» Die jetzige Unsicherheit werde den Abschluss nicht beschleunigen. Die Swiss bemüht sich um einen Kredit in dreistelliger Millionenhöhe von weniger als 500 Millionen Franken.«Swiss muss jetzt ´gute News´ liefern»
Bosch räumte ein, die Swiss müsse jetzt «gute News» liefern, endlich einen guten Quartalsabschluss vorlegen. «Ich bin zuversichtlich, dass wir das bald kommunizieren können», sagte der langjährige Werber und «Blick»-Journalist. Die Swiss plane keine Strategieänderung und auch keinen weiteren Abbau. «Sonst wären wir keine eigentliche Netzgesellschaft mehr.» Die Swiss fliege zurzeit stabil. (awp/scc/pds)