Bundesanwaltschaft ermittelt gegen Clearstream
Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen die Luxemburger Clearstream wegen dem Verdacht der Geldwäscherei. Der Schweizer Ex-Firmenchef André Lussi wurde Anfang Februar in Luxemburg wegen Geldwäscherei angeklagt.
Schweizer Ex-Firmenchef in Luxemburg angeklagtFoto: Serge Waldbillig
Gegen die Finanz-abwicklungsgesellschaft Clearstream laufen in Luxemburg seit 2001 Untersuchungen. Der Schweizer Ex-Firmenchef André Lussi, der im Zuge des Geldwäscherei-Verdachtes im Mai 2001 entlassen wurde, ist Anfang Februar 2004 in Luxemburg wegen Geldwäscherei angeklagt worden.
Auslöser der Kampagne gegen Clearstream und Lussi waren Vorwürfe wegen Unregelmässigkeiten, die im Skandalbuch «Révélation$» erhoben wurden. Gegen einen der Autoren, den Luxemburger Ernest Backes, wurde im nachhinein u. a. von Clearstream ein Prozess angestrengt.
Eine der grossen Gewinnerinnen der Vorgänge war letztlich die Deutsche Börse. Lussi hatte sich im Interesse der Gesellschaft immer vehement gegen eine vollständige Übernahme der Clearing durch das deutsche Börsenunternehmen gestellt. Nach seiner Entlassung war der Weg frei für die Übernahme durch die Deutsche Börse.
Abschluss der Untersuchung in SichtDas bereits seit Juli 2003 laufende Verfahren werde demnächst abgeschlossen, sagte am Montag eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft. «Die hauptsächlichen Ermittlungen finden aber in Luxemburg statt», sagte sie weiter, ohne zusätzliche Details zu nennen.
(sda / mcc / hfu)
Clearstream & Deutsche Börse
Abgang Lussi’s macht den Weg frei
Wenige Monate nach dem erzwungenen Abgang von André Lussi im Mai 2001 geriet Clearstream vollständig unter die Kontrolle der Deutschen Börse. Einer solchen Einverleibung hatte sich der Schweizer Manager im Interesse Luxemburgs und der Gesellschaft stets kategorisch widersetzt. Sein Nachfolger an der Spitze der Wertpapier-verwahrungsgesellschaft, André Roelants, lange Jahre Chef von Dexia-BIL, hatte sich einer Übernahme dagegen nicht in den Weg gestellt. Als Roelants die Führung bei Clearstream übernahm, erschien er in den Augen vieler Beobachter als «Retter in der Not», weil er die krisengeschüttelte Clearinggesellschaft wieder in ruhiges Fahrwasser führte. Im nachhinein wurde jedoch auch deutlich, dass sich der Banker wegen strategischer Meinungsverschiedenheiten schon seit einiger Zeit nicht mehr auf einer Wellenlänge mit wichtigen Aktionärsvertretern von Dexia-BIL befand. Mit Unterstützung von Werner Seifert, dem Chef der Deutschen Börse, damals Hauptaktionär der Luxemburger Clearinggesellschaft, nutzte er die Turbulenzen bei Clearstream als Chance für neue Berufsperspektiven.
Quelle: LW/PoL