Flügel, Mantel und Rauschebart
Der rote Klaus mit weissem Besatz am Mantel und grossem Rauschebart ist für uns der Inbegriff des Weihnachtsfestes. Doch bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass die Traditionen nicht immer alt sind oder die Wurzeln bei den Römern liegen.
Von Tanja Hess
Hände über der Brust
Die Überlieferung zu den Bretzeln ist fast zu schön, um wahr zu sein.
Die Geschichte ist so, dass im Jahre 610 ein Mönch in einem südfranzösischen Kloster kleine Teigstreifen vor hatte. Für diese Abgänze der Brotherstellung versuchte er eine neue Verwendung zu finden. Inspiriert von den Knabenarmen, die zum Gebet gekreuzt über die Brust gelegt werden, hat er die Bretzel kreiet. Die Form ist geblieben und so auch die Beliebtheit.
«»C + M + B»»Christus Mansionem Benedicat» «Christus segne das Haus»» Sternsinger
Nikolaus Redesign…
Die Geschichte geht ins Jahr 300 zurück. Myra ist der Ort der Legende. Niklaus von Myra ist dem Kaiser im Traum erschienen und konnte so, drei zu unrecht zu Tode verurteilte, retten. Doch das ist nur ein kleiner Teil der Legende, die ihm den Ruf von Menschlichkeit einbrachte.
Die für den Niklausbrauch bestimmende Legende ist diese: Einer verarmet Familie konnte er helfen, indem er heimlich Goldgeschenke durchs offene Fenster ins Haus warf. Damit konnte er mit den drei Goldkugeln die drei Töchter vor der Prostitution schützen. Eine ähnliche Überlieferung besagt, dass er auch durch das Kamin ins Haus kommt und die Geschenke in den Socken oder Schuhen deponiert.
…von Coca-ColaDear Santa: Have a Coke=welcome at our house. Yours… Werbung der Firma Coca-Cola, 1939.
Auch nicht alt ist der rot-weisse Nikolaus oder Santa Claus alias Weihnachtsmann, der mit einem weissen Rauschebart den Kindern an Heiligabend die Geschenke bringt. Die Geschichte geht auf eine holländische Quelle zurück, es ist die Legende des «Sinterklaas» Der Santa Claus bringt an Weihnachten den Kindern Geschenke. Es war die Firma Coca- Cola, welche in den Dreissigerjahren für die weltweite Verbreitung dieses Bildes des Weihnachtsmannes, dem Nikolaus sorgte. Daher kommt auch die Farbgebung, die Firmenfarben von Coca-Cola.
Countdown
Dass der Kranz ein Symbol für den Sieg ist, das hatte schon bei den Römern eine grosse Tradition. Wir kennen den Kranz auch auf Münzen, wo er einst auf dem Haupte Neros eingeführt wurde, dann die verschiedenen Köpfe der Könige je nach Land zierte, bis er dann als reines Dekorelement an den Münzenrand, rund um die Zahl gewandert ist.
In dieser Sieges-, Freuden- und Ehren-Tradition steht auch der Adventskranzbrauch, wie wir ihn heute kennen.
Es war der evangelische Theologe Johann Wichern (*1808-1881), der Begründer und Bahnbrecher der «Inneren Mission», der den Adventskranz eingeführt hatte. In seinem «Rauhe Haus» im norddeutschen Hamburg-Horn hat er im Jahre 1838 den ersten Adventskranz angezündet. Seine Gäste waren einfache, arme Leute von der Strasse, denen er Essen, Gebet und Obdach gab. Der Kranz war schlicht und ohne Reisig und bestand nur aus vier Kerzen, die zusammen arrangiert waren. Mit den Kerzen würde die Wartezeit bis Weihnachten verkürzt, abgezählt.
Aus den Tagebucheinträgen des Theologen ist ersichtlich, dass das Tannenreisig erst später, nämlich im Jahre 1851 dazugekommen ist und keineswegs einen Bezug hat zum Weihnachtsbaum, oder gar sein Vorläufer dessen ist.
Von Norddeutschland hat sich der Brauch des Adventskranzes dann über ganz Europa und bis nach Amerika ausgebreitet.
O Tannenbaum
Fortführung römischer Traditionen
Dass man sich das Grün zum Jahreswechsel in die Stube holt, das haben die Römer schon gemacht. Man war der Ansicht, dass man sich mit dem Grün ein Stück Lebenskraft, Heilkraft holt. Man schmückte die Häuser mit Lorbeerzweigen. Bei uns waren es eher Mispel, Stechlaub, Buchs, Tanne oder Fichte, welche den Weg in die mittelalterlichen Stuben schafften.
Nach alten Überlieferungen hat man schon im Jahre 1535 die ersten Bäume in den Stuben aufgehängt, ungeschmückt allerdings. Mit der Zeit kam dann der Apfel dazu, dann erst die Kerze. Die Kerze als Baumschmuck wird erstmals 1611 dokumentiert.
Während Goethe den ersten Weihnachtsbaum im Jahre 1770 in Strassburg sah, so wurde der Weihnachtsbaum erstmals im Jahre 1891, quasi im Reisegepäck der deutschen Einwanderer, in der Neuen Welt bekannt.
Die Christbaumkugel- kein Volksbrauch
Funkeln des Adels
Der erste Baumschmuck war der Apfel. Doch man muss sich vergegenwärtigen, dass in den oftmals kargen Winterzeiten ein Apfel eine grosse Bedeutung hatte. Dem Apfel folgte Zuckergebäck.
Im deutschen Adel wurden vorerst die Äpfel vergoldet und dann kamen die ersten versilberten Glaskugeln dazu.
Der glitzernde Baumschmuck kommt also nicht vom Volk, sondern ist eine Invention des Adels.
Ganz entscheidend für den Christbaumschmuck war eine Erfindung aus den Jahre 1870. Es ist die Kunst, Glaskörper von innen zu versilbern. Die thüringische Erfindung wurde durch die von der Gegenreformation bedingte Einwanderung böhmischer Glasbläser begünstigt. Schon im Jahre 1893 waren die Christbaumkugeln nicht mehr wegzudenken vom Christbaum.
Die ursprünglich deutsche Erfindung hat sich über die ganze Welt, bis hin nach Japan, verbreitet.