Susy Brüschweiler: Gastgeberin dreier Länder
Susy Brüschweiler, CEO der SV-Group, gilt als «Macherin» erster Güte. In drei Nationen bekochen ihre 7200 Angestellten in Personalrestaurants und der Spital- und Heimgastronomie tagtäglich Zehntausende.
Von Marcus Balogh, Redaktion emagazine
Moneycab: Die Schweizer Wirtschaft hat harte Jahre hinter sich. Wie geht es der SV-Group?
Susy Brüschweiler: Die vergangenen Monate waren auch für uns nicht einfach. Der Personalabbau bei den Firmen geht an uns nicht spurlos vorüber. Auf der anderen Seite sehen wir, dass die steife Wirtschaftsbise die Leute eher in die Personalrestaurants als in die Restaurants der öffentlichen Gastronomie treibt.
Die SV-Group präsentiert sich also als kerngesund?
Wir waren flexibel und haben das Kostenmanagement der Situation schnell und effizient angepasst. Es geht uns gut, auch wenn wir wie viele andere Einbussen beim Umsatz verzeichnen mussten.
Die SV-Group versucht nach Deutschland nun auch in Österreich Fuss zu fassen. Wie sieht es dort aus?
Wir haben in Deutschland, wo wir seit 1992 tätig sind, ein gutes Wachstum von rund 10 bis 15 Prozent jährlich erreicht. In Österreich haben wir gerade einen Wechsel der Geschäftsleitung zu verkraften. Ich bin aber überzeugt, dass wir unser Potenzial in Österreich und Deutschland noch lange nicht ausgeschöpft haben.
Die SV-Group, respektive die von ihr betriebenen Personalrestaurants haben ein Imageproblem. Wie gehen Sie damit um?
Es ist sehr schwer, an diesem Image zu arbeiten. Das können wir in erster Linie über das steuern, was auf den Tellern liegt. Wir versuchen auch immer wieder, an Firmenessen und Parties aussergewöhnliche Leistung zu erbringen. Und wir sprechen die Leute bewusst drauf an.
Wie oft essen Sie selber in Ihren Restaurants?
So oft es geht – was immer noch viel zu wenig ist. Leider hat es ausgerechnet hier, bei unserem Hauptsitz, kein SV-Restaurant. Ich nehme mir immer wieder vor, mindestens zwei Mal im Monat in einem unserer Restaurants zu essen – aber ich bekomme das mit meinen Terminen nicht in Einklang. Dabei würde ich das gerne viel öfter machen. Schliesslich esse ich ja gerne.
«Führungsstil ist eine Frage der Persönlichkeit und nicht des Geschlechts.» Susy Brüschweiler
Gehen Sie heimlich in Ihre Betriebe essen – quasi als Gastrokritikerin?
Nein, das käme für mich nicht in Frage. Und es wäre auch unmöglich. Unsere Leute kennen mich und kommen auf mich zu. Das ist auch gut so. Ich möchte nicht, dass die Hierarchie ein Hindernis für die Begegnung mit Menschen ist.
Sie setzen auf offene Komunikation?
Als ich hier anfing, waren alle Bürotüren den ganzen Tag über geschlossen, und die Mitarbeiter sind mit ernsten «ich-schaffe-vill»-Gesichtern über die Gänge gelaufen. Heute stehen die Türen auf, und man hört die Mitarbeiter auch mal lachen.
Ist Ihre kommunikative Ader eine Ihrer Stärken?
Ich denke schon. Sie erlaubt mir, glaubwürdig zu vermitteln, was ich mit unserem Unternehmen vor habe, wo ich hin will, was für Zielsetzungen wir haben. Gerade wenn man die Kultur eines Unternehmens antastet, ist es besonders wichtig, offen und ehrlich zu kommunizieren.
Was für Schwächen haben Sie?
Ich bin manchmal ungeduldig. Administrative Aufgaben sind nicht gerade meine grosse Leidenschaft. Ich bin nicht chaotisch, ich verliere auch nichts. Aber gelegentlich «verschwinden» in meinem Arbeitszimmer Dossiers für ein paar Tage. Aber sie tauchen immer wieder auf.
Sie sind eine der wenigen Frauen an der Spitze eines grossen Unternehmens. Gibt es einen spezifisch weiblichen Führungsstil?
Führungsstil ist eine Frage der Persönlichkeit und nicht des Geschlechts. Den Führungsstil, den wir hier bei der SV Group haben, hätte auch ein Mann einführen können.
Glauben Sie an die gläserne Decke, an die Frauen während ihrer Karriere stossen?
Sagen wir mal, es ist für einen Mann immer noch einfacher, Karriere zu machen. Eine Frau braucht Durchhaltevermögen, sie muss sich eine dicke Haut zulegen, wenn sie in eine Männerdomäne einbrechen will, denn die Männer werden ihr nicht freudig die Türe dazu aufhalten. Ein gutes Selbstbewusstsein ist unabdingbar. Ausserdem ist es in der Schweiz immer noch sehr schwierig, Karriere und Kinder unter einen Hut zu bringen.
Beides zusammen geht nicht?
Nicht in der Schweiz. Hier hat es zu wenig Möglichkeiten, das zu verbinden. Ich bin der Meinung, es müsste für junge Frauen möglich sein, nach einer Pause von drei oder vier Jahren wieder in ein Unternehmen einzusteigen, sich dort einzuleben und die Karriere fort zu setzen. In Amerika und Deutschland sehe ich deutlich mehr Frauen, denen dieser Spagat gelingt. Ich hoffe, das wird auch in der Schweiz einmal möglich sein.
SV-Group
Meilensteine
1914
Gründung Schweizer Verband Soldatenwohl als Non-profit-Organisation.
1918
Erster Auftrag aus der Industrie: Übernahme der Betriebsführung der «Arbeiterstube» für die Maschinenfabrik Gebr. Bühler, Uzwil
1920
Umwandlung des Schweizer Verband Soldatenwohl in Schweizer Verband Volksdienst
1924-30
Erste Betriebsführungen für die Eidgenossenschaft, Kantone und Gemeinden, PTT und ETH Zürich
1939-45
Während des zweiten Weltkriegs werden rund 650 Soldatenstuben geführt
1973
Umbenennung in SV-Service Schweizer Verband Volksdienst
1992
Übernahme KGS Klinik- und Gastronomie-Service GmbH in Deutschland
1994
Aufhebung des Alkoholverbots
1995
Gewinnorientierung
1996
Einführung der Geschäftsfelder Care Catering und Messe & Event Catering
1997
Gründung der KGS Catering GmbH in Österreich und der KGS AG in der Schweiz
1999
Umwandlung des SV-Service in eine AG. Die SV-Service AG wird Stammhaus der neu gegründeten SV-Group.
2000
Übernahme der Culinarium AG