Fiat glaubt nicht an Verkauf an General Motors


Der italienische Automobilkonzern Fiat wird nach Ansicht Klaus Fricke, Geschäftsführer der deutschen Tochter, die im kommenden Jahr fällige Verkaufsoption für die Auto-Sparte an General Motors (GM) nicht ziehen.

Die Signale der Fiat-Aktionäre und -Gläubiger aus Italien zeigten derzeit eindeutig in die Richtung einer «italienischen Lösung» für die Sparte. General Motors hätte von einer Übernahme kaum einen Mehrwert, der über die derzeitigen Kooperationen hinausgeht, so der Deutschland-Chef von Fiat. «Aus betriebswirtschaftlicher Sicht hat GM-Chef Rick Wagoner keinen Grund, Fiat zu übernehmen,» sagte Fricke am Rande der Internationalen Automobilausstellung IAA in Frankfurt.


Der US-Konzern hatte die Verkaufsoption zuletzt als nicht «rechtsgültig bezeichnet». Ein Streit über diese Frage wird sich nach Ansicht von Fricke zwischen den beiden Autobauern aber nicht entwickeln. GM ist nach der jüngsten Kapitalerhöhung bei Fiat nurmehr mit 10 Prozent nach zuvor 20 Prozent an der Autosparte beteiligt.

Kooperation auf drei Gebieten
Derzeit arbeiten GM und Fiat beim Einkauf, der Motoren und Getriebeentwicklung sowie im Plattformbereich zusammen. Diese Zusammenarbeit schaffe Skaleneffekte, von denen sowohl Fiat als auch GM in Zukunft profitieren werde. Ein darüber hinaus gehendes Engagement hätte nach Ansicht von Fricke für die Amerikaner kaum Sinn.

Eine Übernahme würde für GM zusätzliche Investitionsanforderungen bedeuten, die die durch hohe Pensions-Rückstellungen ohnehin strapazierte Bilanz des grössten Automobilbauers der Welt zusätzlich belasten würde, ergänzte ein Unternehmenssprecher. Für die angeschlagene Fiat-Autosparte schafften die Kooperationen aber ein enormes Potenzial wieder zu gesunden, sagte Fricke.

Strecke der Anstrengung
Bis dahin aber müsse Fiat noch eine grosse «Strecke der Anstrengung» überwinden. Der Konzern, der sich in diesem Jahr von zahlreichen Unternehmensteilen wie etwa dem Turbinenhersteller Fiat Avio getrennt hat, will 2003 seinen Verlust reduzieren.

Im ersten Halbjahr war der operative Verlust bereits von 426 Millionen auf 367 Millionen Euro gesunken, wie der Konzern in Mailand mitteilte. Der Nettoverlust stieg hingegen von 563 Millionen auf 708 Millionen Euro. Die Nettoschulden (30. Juni) sanken von 5,788 Milliarden auf 4,812 Milliarden Euro. Auch hier rechnet Fiat mit einer weiteren Verbesserung am Jahresende.

Der Umsatz schrumpfte im Halbjahr allerdings um 13,8 Prozent auf 24,7 Milliarden Euro. Der Rückgang sei jedoch fast ausschliesslich auf die kürzlichen Veräusserungen von wichtigen Unternehmensteilen, wie Toro Assicurazioni und Fiat Avio, zurückzuführen. Die Autosparte verbuchte einen Umsatz von 10,1 Milliarden Euro nach 11,7 Milliarden Euro im Vorjahr. An der Mailänder Börse sank die Fiat-Aktie am Mittwoch um 1,42 Prozent auf 6,27 Euro.

Mit Panda offene Türen einlaufen
Von seinem zur IAA präsentierten Nachfolgemodell des früheren Kassenschlagers Panda will Fiat wieder zurück auf die Erfolgsstrasse kommen. Die Erneuerung der Produktpalette hat erst vor kurzem begonnen, als der neue Fiat Punto und der neue Alfa 156 auf den Markt kamen. Mit den neuen Modellen Lancia Y, Panda und Fiat Idea, die ab Herbst zum Verkauf stehen, erwarte Fiat Auto eine deutliche Verbesserung des Umsatzes, hiess es.(afx/dpa/mc)


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Int. Automobil-Ausstellung 
Die 60. Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) soll endlich die erhoffte Konjunkturwende bringen. Drei Jahre mit rückläufigem Absatz, die Flaute auf dem wichtigen US-Markt und zuletzt der Nachfrageeinbruch im August haben die Manager der deutschen Autoindustrie verunsichert. Auf dem Heimatmarkt müssen teilweise erhebliche Rabatte eingeräumt werden, um noch Kunden zu gewinnen. Die schlechte Käuferstimmung soll nun mit der weltgrössten Autoschau in Frankfurt aufgebrochen werden.

Zwei Tage vor der offiziellen Eröffnung durch Bundeskanzler Gerhard Schröder stand deshalb schon am Dienstag «Optimismus» auf dem Pflichtprogramm der Auto-Vorstände. «Ein noch nie da gewesenes Innovations-Feuerwerk», «60 Weltneuheiten», «Neue Modelloffensive» und «das Duell zwischen VW-Golf und Opel-Astra» waren deshalb die Schlagworte in den Frankfurter Messehallen. Die rund 1000 Aussteller setzen auf die geballte Berichterstattung der mehr als 12.000 angemeldeten Journalisten, um den Geschmack an einem neuen Auto zu steigern. Darüber hinaus werden mindestens 850.000 Besucher erwartet. (awd/mc/mad)

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