Ascom-CEO Juhani Anttila: «Wir wollen nicht nur schrumpfen»


Der Turnaround bei Ascom ist noch nicht geschafft, schon befasst sich das Management bereits mit neuen Wachstumsstrategien. Einen ersten Hinweis darauf gibt Konzernchef Juhani Anttila im Interview mit Moneycab.

Von Florian Adank


Ascom-Chef Juhani Anttila denkt bereits über Wachstumsstrategien nach. (keystone)
Moneycab: Herr Anttila,was haben Sie sich gedacht, als vor drei Wochen in den USA und in Kanada die Lichter ausgingen?
Juhani Anttila: Sie meinen den Stromausfall in den USA…


..genau!
Ich habe daran gedacht, dass dies genau ein Vorfall ist, den niemand in dieser Gesellschaft für möglich gehalten hat. Es entstehen gravierende Kommunikationsprobleme: Selbstverständliches ist plötzlich in Frage gestellt, Menschen können nicht mehr telefonieren. Rettungsmannschaften können nicht einfach informiert werden. Verkehrsregelsysteme fallen völlig aus. Inzwischen hat es ja auch in Europa ähnliche Vorfälle gegeben. Sie zeigen anschaulich, wie eng die Kommunikationssysteme untereinander vernetzt sind.


Sehen Sie hier nicht auch Geschäftsmöglichkeiten für Ascom?
Sicher. Ascom hat ja Erfahrung in Kommunikationsnetzwerken für Polizei- und Rettungsdienste, Militär, Industrie und für den öffentlichen Verkehr. Dieses Know-how kann man bündeln.Das heisst konkret?
Es eröffnen sich neue Geschäftsmöglichkeiten in der Verknüpfung verschiedener Kommunikationssysteme.Aber die Restrukturierungsphase ist bei Ihnen noch nicht abgeschlossen. Gegenwärtig arbeiten Sie an einer entsprechenden Lösungen in ihrer Manufacturing-Sparte in Frankreich.
Wir wollen diese Sparte in die schwarze Zahlen bringen. Leider müssen wir dort auch einen Personalabbau vornehmen und stehen deshalb in Verhandlungen mit den französischen Gewerkschaften. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Denken Sie daran, diese Sparte zu verkaufen?
Solche Pläne haben wir schon im Juni 2002 kommuniziert. Wir halten daran weiterhin fest, denn die Sparte gehört nicht zu den Kernbereichen von Ascom. Können Sie uns einen ungefähren Zeitpunkt geben?
Dafür ist es noch zu früh. Wie gesagt: Wir stehen in Verhandlungen mit den Gewerkschaften. In der Schweiz führen Sie auch noch eine Manufacturing-Sparte. Gibt es dort auch ähnliche Pläne?
Also zunächst möchte ich sagen, dass diese Sparte im Vergleich zu Frankreich besser abschneidet. Ferner geht es hier darum, mehr in den Medizinaltechnik- und Automotive-Markt einzusteigen. Das sind stabilere Märkte. Mit diesem Vorstoss versprechen wir uns deshalb mehr Unabhängigkeit von der Telekombranche und letztlich einen Mehrwert…….den Sie dann einfacher verkaufen können?
Sicher. Das haben wir auch schon im Juni 2002 gesagt. Wir legen aber Wert darauf, dass der Käufer auch die Interessen des Standorts berücksichtigt und Entwicklungsmöglichkeiten anbietet. In der Medienkonferenz haben Sie gesagt, dass Ascom nicht nur schrumpfen sondern auch wachsen will. Ist das Ascom-Management mehr auf Wachstum fokussiert?
Wir haben noch Hausaufgaben im Bereich Devestitionen zu machen. Zusätzlich stehen Kostenkontrolle und Effizienzsteigerung bei uns im Vordergrund. Ich würde aber sagen, dass neben diesen Überlegungen Wachstumsstrategien die Kräfte im Management verstärkt in Anspruch nehmen. So haben wir in den letzten drei bis vier Monaten intensiv an operativen Plänen für die nächsten drei Jahre gearbeitet.Sie haben auch schon einen EBIT-Marge angegeben
Genau! Wir gehen für den Gesamtkonzern von einer Ebit-Marge von 7 bis 8 Prozent nach der Restrukturierung aus. Dann bestätigen Sie ihre Prognose, dass Ascom 2004 schwarze Zahlen schreiben wird?
Das hängt davon ab, ob wir unsere Aufgaben, sprich die vorgenommenen Restrukturierungen und Devestitionen erfolgreich abschliessen. Also: An der Zielsetzung hat sich nichts geändert – wir sind auf dem richtigen Weg.Florian Adank (swisscontent)

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