Sybille Sachs: Mit Stakeholdern Wohlstand schaffen
Die Entwicklung und Pflege von Beziehungen zu den Bezugsgruppen eines Unternehmens schafft Mehrwert. Welchen Beitrag zu organisationalem Wohlstand Stakeholder-Management liefert lässt sich beispielhaft für fünf wichtige Gruppen aufzeigen.
Investoren – die Anteileigner und Darlehensgeber
Viele Unternehmensinvestoren nehmen ihre Interessen durch treuhänderische Institutionen (gemeinsame Fonds, Pensionskassen etc.) wahr, und diese wiederum haben ihre eigenen Investitionskriterien, die kaum Verbindungen zu den Interessen oder Anliegen ihre passiven Kunden haben. Wie auch immer die Investorenbeziehung ausgeübt wird, vorteilhafte Investorenbeziehungen stabilisieren tendenziell die finanziellen Strukturen und Pläne der Unternehmung. Die Reduktion der Finanzierungskosten – und in den Kosten und Medienangelegenheiten, die mit schlechten Investorenbeziehungen verbunden sind – tragen direkt zum Wohlstand und der Sicherheit der Organisation bei.
Angestellte – die Macher
Vorteilhaften Angestelltenbeziehungen auf allen Ebenen helfen, die Fluktuation zu reduzieren und ermutigen langfristige und kooperative Verpflichtungen zur Organisation. Engagierte Angestellte verstehen und akzeptieren die Ziele der Organisation, und sie versuchen, sie durch die Entwicklung von persönlichen Fertigkeiten, Teamwork, konstruktive Vorschläge und Bereitschaft zur Kooperation bei der Anpassung an den Wandel zu verbessern. Eine Reputation für gute Angestelltenbeziehungen ist natürlich ein grosser Vorteil bei der Rekrutierung, der Verbesserung des Pools von möglichen Angestellten, der Reduktion von Rekrutierungskosten und möglicherweise beider Senkung oder Kontrolle von direkten Arbeitskosten.
Kunden und Benutzer – die Zielgruppe
Eine Reputation für Produktqualität, die den Bedürfnissen der Käufer entspricht, zuverlässigen und kompetenten Service und fairen Preisen zahlt sich tendenziell in Kundentreue aus. Und Kundentreue zum Markenname und zur Firma reduziert die Marketingkosten, stabilisiert Produktion und Verkaufsvolumen. Vorteilhafte Kundenbeziehungen können auch zu Kollaboration bei Produkt und Servicedesign führen, mit dem möglichen Nutzen, dass andere Kunden angezogen und gehalten werden durch die Firma.
Joint Ventures und Allianzen – die Partner
Formale Joint Venture-Partner und vertragliche Beziehungen können Anlass geben zum gleichen wohlstandserhöhenden Nutzen, wie Versorgungsketten-Partner. Sie können auch zur Diversität der physischen und intangiblen Ressourcen beitragen, die für die Firma erhältlich sind. Solche Allianzen können auch die finanziellen und nicht-finanziellen Risiken durch nähere, fachkundigere Managerkontrolle reduzieren.
Lokale Gemeinschaften – die Nachbarn
Die wohlstandserhöhenden Vorteile von guten Beziehungen zu lokalen Gemeinschaften kann kaum überbewertet werden. Der Satz „license to operate“ häufig gebraucht in der chemischen, Bergbau- und Ölbranche, sagt mehr als nur „gute Bürgerpflichten“. Er impliziert, dass die Firma akzeptiert ist als integrale und wertvolle Einheit innerhalb der unmittelbaren politischen und institutionellen Umgebung und die Unterstützung der Öffentlichkeit geniesst. Eine Firma, die vorteilhafte Gemeinschaftsbeziehungen geniesst, kann regelmässiger Teilnehmer sein bei lokalen Planungen der Gemeinschaft und Problemlösungen.
In der nächsten Kolumne: Lernen in Organisationen geschieht auf viele unterschiedliche Arten– manche unbeabsichtigt und sogar unbewusst, einige beabsichtigt. Die Stakeholder View gibt neue Einsichten für Manager (und für Berater). Manager müssen darüber nachdenken, welche Art Lernprozess am besten geeignet ist für ihr Unternehmen, um eine umfassende Stakeholder-Managementperspektive einzunehmen.
Die Autorin
Sybille Sachs
Sybille Sachs (Jahrgang 1959) ist Professorin für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule für Wirtschaft und Verwaltung Zürich (HWV) sowie Titularprofessorin an der Universität Zürich. Sachs studierte Ökonomie an der Universität Zürich, wo sie 1991 mit einer Dissertation über Public Relations promovierte. Praktische Tätigkeit sammelte sie in der Modebranche und interimsweise als Leiterin des Uni-Pressedienstes an der Universität Zürich. Im Jahr 1994 bildete sie eine Forschungsgruppe mit dem Thema ‹Business and Society›, die der Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung unterstützt. Sie hat zahlreiche Publikationen auf den Gebieten ‹Strategisches Management› und ‹Business und Society› veröffentlicht.Kontakt:
[email protected]