Kahlschlag bei Swiss: 5000 Stellen weg, Flotte fast halbiert
Swiss-CEO André Dosé bestätigte die schlimmsten Befürchtungen: Der Swiss-Abbaukostet voraussichtlich 5000 Arbeitsplätze bei der Airline und den Zulieferern. Die um einen Drittel verkleinerte Swiss setzt jetzt auf Kooperationen.
Swiss-CEO André Dosé spricht von «Kulturwandel»: 5000 verlieren ihren Job. (keystone)
Mit einem Befreiungsschlag, der einen Abbau von rund 3000 Stellen sowie die Reduktion der Flugzeugflotte um 34 auf 74 Maschinen vorsieht, will die Swiss die Basis für eine profitable Zukunft legen. Die Gewerkschaften haben jedoch bereits erbitterten Widerstand gegen den Kahlschlag angekündigt.
Grossbaustelle Swiss: Kampf an vielen Fronten
Die Baustelle im Swiss-Hauptgebäude am EuroAirport, die als Kulisse für die mit Spannung erwartete Medienkonferenz diente, habe durchaus Symbolkraft, sagte Verwaltungsratspräsident Pieter Bouw am Dienstag. In der Tat kämpft die Swiss nach wie vor an vielen Fronten: Luftfahrtkrise, Pilotenstreit, abschmelzende Liquidität.
Dosé: Swiss mit «grundlegendem Kulturwandel»
Das Bild der Swiss werde nach der drastischen Redimensionierung, die in den nächsten zwölf Monaten durchgezogen werden müsse, völlig anders aussehen, sagte Konzernchef André Dosé. Nötig sei ein grundlegender Kulturwandel. Die Swiss müsse radikal mit der Vergangenheit brechen. Nur dann werde sie überleben. Flotte um einen Drittel verkleinert
Der Schnitt geht in der Tat tief. Die Langstreckenflotte wird von 25 auf 18 Flugzeuge verringert. Im Mittelstreckenbereich wird die Flotte leicht von 24 auf 21 Maschinen reduziert. Massiv von 59 auf 35 Flugzeuge sinkt dagegen die Zahl der im Regionalverkehr eingesetzten Maschinen. Stellenabbau trifft alle Abteilungen
Der Personalabbau trifft praktisch sämtliche Abteilungen der Swiss. Im Cockpit werden rund 700 Stellen, in der Kabine rund 830, beim Overhead (inklusive Aussenstationen) rund 850, in der Flugzeugwartung (Maintenance) rund 350, beim Groundservice rund 140 und bei Cargo rund 130 Stellen abgebaut. Insgesamt will die Swiss mit den Massnahmen jährlich Kosten von total 1,6 Milliarden Franken einsparen. Davon entfallen 600 Millionen auf echte Kosteneinsparungen und rund 1 Milliarde auf den Volumeneffekt. Sozialpartnerschaftliche Lösungen angestrebt
Mit den Gewerkschaften strebe die Swiss sozialpartnerschaftliche Lösungen an, sagte Dosé. Die Arbeitnehmervertreter haben am Rande der Medienkonferenz jedoch bereits harte Töne angeschlagen. Das lässt zähe Verhandlungen erwarten. Damit tut sich eine weitere Front auf, die Management-Kapazitäten binden wird. Streit mit Crossair-Piloten verschärft
Eher verschärft hat sich der Streit mit den ehemaligen Crossair-Piloten (Swiss Pilots), nachdem das Schiedsgericht in den letzten Tagen ein Urteil zugunsten der Pilotengewerkschaft gefällt hatte. Bouw nahm kein Blatt vor den Mund: Mit ihren Forderungen gefährdeten die Piloten das Überleben der Swiss. 2005 in die schwarzen Zahlen
An hochgesteckten Erwartungen fehlte es der Swiss einmal mehr nicht. Der Businessplan sieht eine Ebit-Marge von 5 bis 7 Prozent ab 2004 vor. Der operative Cash-Flow soll im gleichen Jahr wieder positiv ausfallen, dies bei einem Umsatz von 3,2 Milliarden Franken. Ab 2005 will die Swiss wieder schwarze Zahlen schreiben.Liquidität gefährlich geschrumpft
Ziele sind das eine, die realen Fakten das andere. Die bereits angespannte Liquidität ist weiter geschrumpft. Die kritische Marke beim Working Capital liege bei 500 Millionen Franken, sagte der Swiss-CEO. Eine zusätzliche Finanzierung über 500 Millionen sei nötig, um die für die Restrukturierung nötige finanzielle Stabilität zu erreichen. Swiss fehlt eine halbe Milliarde
Da der Bund kategorisch ausgeschlossen hat, weitere Mittel einzuschiessen, die meisten Konzerne ihre Mittel für die Swiss bereits abgeschrieben haben und die Banken den Kredithahn sperren dürften, bleibt der Swiss nur der Gang an den Kapitalmarkt, um die zusätzlich benötigte halbe Milliarde hereinzuholen. Mit dem Businessplan im Rücken plant die Fluggesellschaft eine Roadshow in den nächsten Monaten. Details zu einer allfälligen Kapitalmarkttransaktion nannte Dosé zwar nicht. Eine Kombination von Aktienemission und neuen Schulden sei denkbar. Vor kurzem seien Verhandlungen in dieser Sache aufgenommen worden. (awp/scc/lek)