Greenspan: Hoffnung auf Aufschwung «nicht unvernünftig»
Die Erwartung, dass die US-Wirtschaft wieder Tritt fasse, sei «nicht unvernünftig». Doch der Zeitpunkt und die Stärke der Belebung blieben weiter unsicher. Dies erklärte US-Notenbankchef Alan Greenspan vor dem Kongress in Washington.
Fed-Chef Alan Greenspan: «Zu ungenügende Datenlage für sichere Prognose.» (pd)
Die in den letzten Wochen veröffentlichten Konjunkturdaten zum US-Arbeitsmarkt und zur Produktion seien zwar ernüchternd ausgefallen. Die grundlegenden Faktoren wie die verbesserten Bedingungen an den Finanzmärkten und das anhaltende Produktivitätswachstum seien jedoch unverändert positiv, meinte der US-Notenbankchef.
Deflationsgefahr höher als Inflationsrisiken
Greenspan erwartet daher weiterhin, dass die Wirtschaft noch im Verlauf dieses Jahres an Schwung gewinnen wird. Zudem spiegeln die Zahlen nach seinen Worten «wahrscheinlich Unternehmensentscheidungen, die grösstenteils vor Kriegsbeginn getroffen wurden». Greenspans Einschätzung wurde in ersten Kommentatoren als «verhalten optimistisch» eingestuft.
Greenspan wiederholte die Aussagen der Fed vom 6. Mai, dass das Risiko eines «unwillkommenen substanziellen Inflationsrückgangs» jenes eines Inflationsanstiegs übersteige. Die Inflation sei inzwischen so tief, dass sie in den Überlegungen von Haushalten und Unternehmen keine gewichtige Rolle mehr spiele. Befürchtungen, Greenspan könne über seine Anfang Monat gemachten Aussagen zur Deflationsgefahr hinausgehen, bestätigten sich nicht.Fed hat Munition noch nicht verschossen
Greenspan sieht die geldpolitischen Möglichkeiten der Zentralbank um die Wirtschaft zu stützen, nicht gefährdet: «Wir glauben nicht, dass uns an irgendeinem Punkt die Munition ausgeht, um Probleme wie Inflation oder etwas Ähnliches anzugehen.» Auch wenn die Zinsen nahe Null seien, könne die US-Notenbank ihre Geldpolitik noch weiter lockern. Die Fed habe noch merklichen Spielraum, die Langfristzinsen zu senken.Der Fed-Chef gab vor dem Gemeinsamen Wirtschaftsausschuss des US-Kongresses aber nicht zu erkennen, ob die Chancen einer weiteren Zinssenkung gestiegen sind. In ersten Kommentaren meinten jedoch Ökonomen, dass die Chancen einer schnellen Zinssenkung gesunken seien. Die Fed wolle erst einmal die weitere Entwicklung abwarten und erst dann entscheiden. Bei ihrem Zinstreffen Anfang Mai hatte die Fed den US-Schlüsselzins mit 1,25 Prozent unverändert auf dem tiefsten Stand seit 41 Jahren gelassen. (awp/scc/ve)