Peter Brabeck: «Nestlé hatte nie Interesse an Hershey Foods»


Nestlé-CEO Peter Brabeck setzt mit dem Fokus auf Functional Food weiter auf Wachstum. Der ideale Markt dafür seien die USA. Im Moneycab-Interview spricht er über Marktlücken und Akquisitionen.

Von Connie Voigt


Peter Brabeck (Foto: Keystone)
Moneycab: Herr Brabeck, das interne, reale Wachstum liegt im dritten Quartal mit 3,4 Prozent an der untersten geschätzten Limite. Was sind die Gründe?
Peter Brabeck: Die Einbussen in Südamerika sind enorm. Früher hatten wir in den südamerikanischen Ländern Wachstumsraten von sechs Prozent. Heute sind wir auf zwei Prozent abgerutscht. In Argentinien haben wir sogar Negativ-Wachstum. Der Kontinent ist krank, er ist für uns zum Wachstumsbremser geworden. Vorher haben wir in Südamerika das schwache Wachstum Europas ausgleichen können. Und der europäische Markt wächst heute unterschiedlich stark. Deutschland ist schwierig, Frankreich und Spanien laufen sehr gut. Unsere Zielmarge von vier Prozent ist ein langfristiges Ziel, an dem wir festhalten und das wir im Laufe der Jahre erreichen werden.


Wie?
Wir investieren ganz gezielt in Produkte für die gesundheitsbewusste Ernährung. Für Functional Food wird es weltweit einen hohen Bedarf geben – sowohl für die Kinderernährung als auch für die stetig grösser werdende, ältere Generation. Und die haben das Geld für den Konsum.

Wenn der L’Oréal-Vertrag von Liliane Bettencourt im März 2004 ausläuft, wird Nestlé die Anteile an L´Oréal übernehmen müssen?
Nein, überhaupt nicht. Das bedeutet dann nur, das beide Anteile offen sind.

Aber L’Oréal passt in Ihr Akquisitionsschema, wenn Sie von gesundheitsbewussten Produkten reden…
Liliane Bettencourt möchte aber, solange sie lebt, ihr Mehrheitsaktienpaket an L’Oréal von 51 Prozent nicht verlieren. Und sie ist bei bester Gesundheit.


«In den USA haben wir längerfristige Wachstumschancen» Nestlé-Konzernchef Peter Brabeck



Nach welchen Kriterien akquirieren Sie?
Zunächst demografisch: In Europa ist die Marktentwicklung nur sehr schwer vorherzusagen. Das Wachstum mag hier mässig sein, aber die Wertschöpfung wäre für uns durch die zunehmende Zahl der älteren Bevölkerung positiv. In den USA hingegen erleben wir ein erneutes Bevölkerungswachstum durch Neugeborene und Immigration. Die ideale Voraussetzung ist natürlich Wert und Volumen. Demnach haben wir in den USA längerfristige Wachstumschancen. Zudem ist der US-Markt sehr viel offener für Umstrukturierungen.

Dann hätte die Akquisition von Hershey Foods grossen Sinn gemacht…
Ich möchte nochmals betonen, dass Nestlé nie Interesse hatte, Hershey Foods zu übernehmen. Wir hätten mit dieser Akquisition auch unser Triple A-Rating verloren.

Worauf legen Sie mehr Wert: Die gute Geschäftsentwicklung oder das hohe Rating?
Ich erachte die Geschäftsentwicklung für viel wichtiger, da sie mehr Langzeiteffekt bedeutet. Wenn die Akquisition von Hershey für uns von grösserer Bedeutung gewesen wäre, hätten wir sie vorgenommen.

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