Vorschau Nestlé: Mit stabilem Wachstum ins nächste Quartal
Nestlé gibt am Donnerstag die Verkaufszahlen für das dritte Quartal bekannt. Im Fokus sind das interne Realwachstum, die steigenden Verkaufspreise und -versteckte Anteile an L´Oréal.
Von Connie Voigt
Der grösste Nahrungsmittelkonzern der Welt bleibt als Schwergewicht weitgehend vom schlechten Börsenklima verschont. Seit Januar 2002 sank der Aktienkurs um «nur» 11 Prozent. Mit ein Grund: Nestlé hat sich grösstenteils von Investitionen in Aktien ferngehalten. Deshalb sitzt das Unternehmen auf einigen Milliarden Franken Cash, die investiert werden möchten.
Akquisitionen in GrenzenDoch mit Akquisitionen hat Nestlé noch nicht das gewünschte Ausmass erreicht. Nach den Gerüchten über eine Akquisition des US-Süsswaren-Giganten Hershey Foods, segnete die amerikanische Handelskommission die Akquisition von «Chef America» ab, dem fünftgrössten Hersteller von Tiefkühlware in den USA. Darauf folgte nur die Vereinbarung mit L´Oréal, das gemeinsame Unternehmen «Laboratoires INNEOV» zu gründen. Mit diesem Joint Venture will Nestlé «weltweit einen Markt für Nahrungsergänzungsmittel mit positiver kosmetischer Wirkung entwickeln», heisst es in einer Mitteilung. Der endgültige Abschluss dieses Vorhabens hängt jedoch noch von der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden ab.
Nestlé hat versteckte Anteile an L´OréalAuf dieses Joint Venture hin kursierten Gerüchte, dass Nestlé an einer Akquisition von L´Oréal Interesse hätte. Dies wurde jedoch von CEO Peter Brabeck klar bestritten. Nestlé hat durch seine 49-Prozent-Anteile an der Gesparal Holding Kapitalanteile an L´Oréal von 26,3 Prozent. Die anderen 51 Prozent an Gesparal gehören der 79-jährigen Liliane Bettencourt.
Klarheit über Bettencourt-Anleihe gefordertZum Erstaunen vieler Analysten wurde erst an einem Investorenseminar am 9. Oktober über eine angebliche Put-Option auf Bettencourts Anteilee informiert. Nun wird in Analystenkreisen über die Anteile nach dem Tod von Bettencourt spekuliert: Denn keiner weiss Genaueres über die Verknüpfungen: «Nestlé sollte bald Klarheit über mögliche Haftungen schaffen, die mit einer Verpflichtung Nestlés gegenüber Bettencourts Anteilen verbunden sein könnten», so Patrick Hasenböhler, Analyst der Bank Sarasin. Laut Hasenböhler wurde diese Option 1974 unterzeichnet und läuft 2004 aus. L´Oréal hatte per 30. September 2002 einen Gewinn von 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erwirtschaftet, was die Experten in ihrem «Buy»-Rating für Nestlé bestärkt.
Nestlé: Quartalsergebnis Analystenprognosen 9-Monats-UmsatzRIG 9-MteRIG 3-MteRatingpubliziert 9.200162,4 Sarasin65,63,74BuyZKB66,33,94,6UntergewichtenGoldman Sachs66,083,64,7—Deutsche Bank66,13,84,3HoldPictet66,233,74,2BuyLODH66,343,63,9BuyVontobel66,33,7—BuySal. Oppenheim66,553,7——RIG = Reales Internes Wachstum in %
Umsatz in Mrd. Franken
Internes Wachstum im gesunden RahmenNestlé wird weiter an dem avisierten internen Wachstum von jährlich 4 Prozent festhalten. Analysten halten in ihren Studien fest, dass dieses Ziel für das Gesamtjahr 2002 nur knapp erreicht wird, was aber in der gesamten Bewertung als unwesentlich gilt. Für das dritte Quartal gehen die Konsensus-Schätzungen von einem realen internen Wachstum (RIG) von 3,4 Prozent bis 4,5 Prozent aus. Für das Gesamtjahr prognostizieren sie ein RIG von durchschnittlich 3,8 Prozent.
Preiserhöhung macht sich bezahlt Laut Pictet wirkt sich die Preispolitik im dritten Quartal günstig aus. Im Bereich Süsswaren dürfte Nestlé den Umsatz gesteigert haben, so die Schätzungen. Pictet rechnet mit einem Umsatz nach neun Monaten in der Grössenordnung von 66,1 Milliarden Franken: Den Anstieg schätzen die Analysten auf 5 bis 6,7 Prozent. Zudem hätten sich die gefallenen Währungen in Südamerika positiv ausgewirkt, heisst es bei Pictet. Denn auch die Konkurrenz hat davon profitiert. So konnten sowohl Unilever und Danone verbesserte Quartalszahlen gegenüber dem ersten Halbjahr 2002 vermelden.