Sergio Marchionne: «In einem Jahr wird die Organisation umgebaut sein»


Seit Sergio Marchionne die SGS führt, ist der Aktienkurs explodiert. Auch nach der GV vom 2. Mai legt der Kurs wieder deutlich zu. Im Moneycab-Interview sagt Marchionne, wie es mit dem Konzern weitergehen soll.

Von Laurent Buschini


Sergio Marchionne (Foto: Keystone)
Moneycab: Ihre ersten 100 Tage an der Spitze der SGS sind fast um. Welche Bilanz ziehen Sie?
Sergio Marchionne: Nun, ich bin viel gereist, habe mich vor Ort umgesehen und die Strukturen unter die Lupe genommen. Dabei bin ich wunderbaren Menschen begegnet, die nichts anderes als ihre Ideen weiterentwickeln wollen.

Sie möchten die Mentalitäten verändern. Wie wollen Sie das erreichen?
Wir haben bei den obersten Kadern begonnen. Anschliessend werden wir die Reformen auf die tieferen Ebenen übertragen. Gerade habe ich das Direktionskomitee gebildet, das mit mir zusammenarbeiten wird. Diese Einheit von 26 Personen wird alle Geschäftseinheiten der Gruppe gesamthaft leiten. Wir müssen die Wände zwischen den Bereichen niederreissen. Künftig wird eine Leitidee vorherrschen: Die Arbeit, die vor Ort durch das bestehende Netzwerk in über 130 Ländern getan werden kann, soll auch für alle internen Bereiche dort erledigt werden. Dadurch werden wir wettbewerbsfähiger und profitabler.

Werden Sie Mitarbeiter entlassen?
Dieser Frage möchte ich nicht ausweichen, doch zur Zeit kann ich nichts dazu sagen. Sicher ist, dass die Genfer Zentrale mit 300 Mitarbeitern nicht speziell umgebaut wird.


(Foto: Keystone)
Sie sprachen von fünf Hierarchie-Ebenen zwischen einfachem Mitarbeiter und Ihnen. Wann werden Sie dieses Ziel erreichen?
In einem Jahr wird die Organisation vollständig umgebaut sein.

Wie sieht es mit den angekündigten Unternehmenskäufen aus?
Wir werden die für SGS notwendigen Akquisitionen zu einem günstigen Zeitpunkt durchführen. Zunächst sollen die taktisch wichtigen Sektoren verstärkt werden. Aber – ich wiederhole es – wir müssen selbst erst gut sein, bevor wir wachsen. Wir dürfen nicht immer nur auf dem dritten Platz landen, wenn es um die Rentabiltät gegenüber unseren wichtigsten Konkurrenten Intertek und Veritas geht. Die Übernahme anderer Unternehmen würde uns zum jetzigen Zeitpunkt vor zu grosse Probleme bei der Integration stellen.

Dennoch haben Sie kürzlich Unternehmen gekauft, warum?
Wir haben günstige Gelegenheiten ausgenutzt, SSL und dann Lakefield Research gekauft. Aber diese Unternehmen sind eher kleiner und werden sich bei uns integrieren können. Beide Gesellschaften sind im Sektor Bergbauprodukte tätig.

Gibt dies einen neuen Schwerpunkt von SGS?
Nein, der Bereich wird wachsen, mehr nicht. Wir konnten diese Akquisitionen nicht verpassen, weil sie unsere geographische Abdeckung vervollständigen. Aber unser Wachstumsschwerpunkt ist im Konsumgüterbereich, wo ich auf eine Wachstumsrate von 20 Prozent setze.

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