Grosse Unsicherheit bei der Atisholz AG: Der Direktor geht – was plant Blocher?
Die Übernahme der Atisholz durch die Ems zieht Veränderungen nach sich. Die örtliche Gewerkschaft wird Ende September informiert. 400 Mitarbeiter stehen vor einer unsicheren Zukunft. Der Direktor springt ab.
Von Karin Müller
Das Logo der Atisholz AG
Im Dezember jubelte die Belegschaft der Atisholz AG noch. Im Zuge der Übernahme der Axantis-Holding durch die Ems-Chemie Holding, ging die Axantis-Tochterfirma Atisholz AG an Christoph Blocher über. Der andere Interessent, Daniel Model von der Model-Gruppe in Weinfelden und früherer Hauptaktionär, war elegant ausgebootet worden.
Durch die Fusion der Axantis Holding AG mit der Ems-Chemie Holding AG, wurde die Axantis-Aktie an der SWX dekotiert. Die Atisholz AG agiert künftig als Geschäftsbereich der Ems-Gruppe.
Gewerkschaft wartet auf ZeichenDoch wie geht es weiter in der Atisholz AG? Die Ems-Gruppe überprüft jetzt das Produkteprogramm des Unternehmens. «Denn nur mit erfolgreichen Produkten können wir auf dem Markt bestehen», so Ems-Sprecher Eberle. Auch sei kein Geheimnis, dass der Preis für Zellulose um rund 40 Prozent gesunken sei. Die Ems hofft, bis Ende Oktober weitere Schritte bekannt zu geben.
Unterschiedliche AuffassungInzwischen herrscht Krisenstimmung im Unternehmen. Der bisherige Direktor, Beat Lorétan, muss seinen Sessel freigeben. Dies nach 21 Dienstjahren, 10 davon als Geschäftsführer. Über die Gründe, die zu seinem Abgang führten, existieren verschiedene Versionen. Aus Lorétans Umfeld heisst es, Blochers monarchistischer Führungsanspruch vertrug sich nicht mit Lorétans offenem und kooperativem Stil. Die Entscheidungskompetenz für neue Investitionen seien ihm abgenommen worden. Lorétan sei zum Handlanger degradiert worden.
«Ich kann keine Auskunft geben, das haben wir so vereinbart.» Beat Lorétan, Ex-Direktor Atisholz AG
Max Oswald übernimmt Alles Unsinn, meint der Sprecher der Ems-Gruppe, Walter Eberle. «Herr Lorétan hat ganz normal gekündigt. Von Zerwürfnis mit Herrn Blocher keine Spur.» Lorétans Nachfolger ist ein Mann aus der Blocher-Gruppe, Max Oswald. Er hat seine Stelle als Unternehmensbereichsleiter der Atisholz bereits angetreten. Oswald war bis Ende 2000 Leiter des Bereichs Ems-Chemie. Er verliess das Blochersche Unternehmen, nachdem die Ems-Chemie in drei selbständige Bereiche ausgegliedert wurde. Die Neuorganisation schaffte damals auch flachere Hierarchien.
Es gibt nur einen KönigBeat Lorétan selbst erklärte heute gegenüber Moneycab, dass er keine Stellung beziehen dürfe, da Stillschweigen vereinbart worden sei. Das genaue Datum seines Abgangs ist noch nicht bekannt. Es wird wahrscheinlich zu einem «Gentlemen Agreement» kommen. Da Max Oswald die Leitung bereits übernommen hat, wird Beat Lorétans Anwesenheit überflüssig.
Konsquenzen für die MitarbeiterOb es bei der Atisholz zu Entlassungen kommen könnte, ist noch unklar. Für Vincenzo Giovannelli, Sekretär der Gewerkschaft Bau und Industrie (GBI) in Solothurn, wäre dies ein schlechtes Zeichen für den Wirtschaftsstandort Solothurn: «Die Ems hat uns per Ende September Informationen in Aussicht gestellt. Auf den ersten Blick sehen wir den Sinn in möglichen Entlassungen nicht. Wenn einmal mehr Arbeiter zugunsten der Gewinnoptimierung ihre Stelle verlieren, ist dies doch mehr als bedenklich.»
Die Axantis erwirtschaftete im Geschäftsjahr 1999/2000 einen Umsatz von rund 150 Millionen Franken, einen Betriebsgewinn von 39 Millionen Franken und ein Cash flow von 50 Millionen Franken.