Thomas Schmidheiny: «Wir haben Fortschritte gemacht — das macht Spass»


Mit einem um knapp 13 Prozent höheren Konzerngewinn hat Holcim ein gutes Resultat erwirtschaftet. Doch Holcim-Hauptaktionär Thomas Schmidheiny dämpft im Moneycab-Interview den Optimismus.

Von Herbert Lanz


Thomas Schmidheiny (Foto: pd)
Moneycab: Thomas Schmidheiny, das Holcim-Ergebnis übertrifft die Erwartungen der meisten Analysten. Sie selber sprechen jedoch nur von einem ansprechenden Finanzresultat. Müssten Sie nicht mehr als zufrieden sein?
Thomas Schmidheiny: Ich bin an und für sich schon zufrieden. Aber wie wir Schweizer nun mal sind, ist man eben auch sehr vorsichtig, was die Zukunft noch bringen wird. Und in der zweiten Hälfte 2001 erwarten wir einen schwächeren Baumarkt. Das dämpft den wirklich grossen Optimismus. Aber ich bin überzeugt: wir haben beachtliche Fortschritte gemacht. Und das macht natürlich Spass.

Vor kurzem haben Sie erklärt, dass Sie für das gesamte Geschäftsjahr von einem EBIT-Wachstum von 5 Prozent ausgehen? Im ersten Halbjahr haben Sie jetzt schon deutlich mehr, knapp 7 Prozent, geschafft. Passen Sie Ihre EBIT-Wachstums-Prognose nach oben hin an?
Ich glaube, das sollte man nicht machen. Weil das zweite Semester wirklich mit Unsicherheiten belastet ist.

Sie halten also am 5-Prozent-EBIT-Wachstum fest?
Das dürfte in diesem Bereich liegen, ja.

Holcim ist in rund 70 Ländern präsent. In welchen Märkten wollen Sie zulegen?
Wir haben ein Portfolio, das sehr ausbalanciert ist. Wir schauen nun, wo Wachstum vor allem wertgenerierend ist. Qualitativ wachsen wollen wir mit neuen Anlagen in den USA. Dann haben wir im Norden Mexikos eine Anlage in Bau. Und wir wollen sicher noch in Brasilien wachsen.

Stichwort Expansion: Wo tut sich konkret was?
Ende Jahr werden wir in Indonesien mehrheitlich den Semen-Cibinong-Konzern übernehmen. Ein interessanter Markt übrigens, der pro Jahr um 10 bis 12 Prozent wächst. Zudem will sich die Nummer eins in Indien, Larsen & Toubro, dem Markt öffnen und sucht einen strategischen Partner. Da wir in Indien nicht präsent sind, steht dieser Konzern auf unserer Prioritätenliste. Doch der Preis muss vernünftig sein.


«Bei uns stehen Rentabilität und Wertschöpfung im Vordergrund» Thomas Schmidheiny, Konzernchef Holcim



In Portugal wollten Sie eine grössere Beteiligung an Cimpor. Das ist misslungen. Wann werden Sie hier Ihre 10-Prozent-Beteiligung abstossen und zu Geld machen?
Grundsätzlich ist zu sagen: Cimpor ist eine gute Firma mit überdurchschnittlichen Margen. Deshalb haben wir sie angeschaut. Das Problem ist: das Aktionariat ist sehr heterogen, hat sich noch immer nicht beruhigt. Wir sind momentan auf Stand by. Wenn sich die Konstellation ergibt, dass jemand klar die Mehrheit übernimmt, dann sind wir allenfalls bereit, unsere Beteiligung abzugeben.

Holcim, sprich die ehemalige Holderbank, galt jahrelang weltweit als die Nummer eins der Branche. Kürzlich wurden Sie, zumindest was die Produktionsmenge betrifft, von Ihrem französischen Konkurrenten Lafarge überholt. Hat Sie das gefuchst?
An und für sich nicht. Weil wir immer gesagt haben, dass bei uns Rentabilität und Wertschöpfung im Vordergrund stehen. Und da haben wir die Konkurrenz in den letzen 10 Jahren deutlich geschlagen. Und wenn wir so etwas wie die indonesische Cibinong und noch ein, zwei, Sachen akquirieren, dann sind wir wieder an der Spitze. Wichtig ist aber letztlich, dass man beim Spitzen-Trio dabei ist.

Ihre Doppelfunktion, CEO und Präsident des Verwaltungsrats zugleich, soll intern in Ihrem stark gewachsenen Konzern zur Diskussion stehen. Wann treten Sie ab und präsentieren einen neuen CEO?
Wichtig ist, dass wir in dieser Frage in Diskussion miteinander stehen. Klar ist, dass angesichts unserer Ausdehnung in Asien unsere Organisation angepasst werden muss. Wir werden dann informieren, wenn wir einen Entscheid getroffen haben.

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