CS trotzt im Abschlussquartal den Marktverwerfungen
Zürich – Die Credit Suisse hat im abgelaufenen Geschäftsjahr erstmals seit 2014 wieder etwas verdient. Gleichzeitig schloss die Grossbank die dreijährige Restrukturierung ab. Der Aktienkurs zeigt sich davon allerdings weiterhin unbeeindruckt und gibt deutlich nach.
Die Ergebnisse im Berichtsquartal machten deutlich, dass sich die Bank seit 2015 grundlegend verändert habe, sagte Konzernchef Tidjane Thiam am Donnerstag. Ziel sei es gewesen, die Risiken zu reduzieren, die Kosten zu senken und die Kapitalbasis zu stärken. Ausserdem wurde das marktabhängige Investment Banking verkleinert und die Vermögensverwaltung ausgebaut. «Wir haben diese Ziele weitgehend erreicht.»
Im Gesamtjahr 2018 machte die Grossbank einen Gewinn von 2,06 Milliarden nach einem Verlust von 983 Millionen Franken im Vorjahr. Der Gewinn vor Steuern lag bei 3,41 Milliarden Franken. Zuletzt hatte es geheissen, dass dieser zwischen 3,2 und 3,4 Milliarden liegen werde. Der Vorsteuergewinn blieb allerdings weit hinter den vor gut drei Jahren angepeilten bis zu 10 Milliarden Franken zurück.
10 Milliarden Vorsteuergewinn in weiter Ferne
Im Oktober 2015 sagte Thiam, der damals gerade erst den Chefsessel von seinem langjährigen Vorgänger Brady Dougan übernommen hatte, bis 2018 sei eine Steigerung des Vorsteuergewinns auf 9 bis 10 Milliarden möglich. Ein Jahr später ruderte er dann bei den Zielen zurück.
Dennoch: Thiam hat am Donnerstag nicht unrecht: Die Bank hat in den vergangenen drei Jahren ihre hohe Fixkostenbasis reduziert und die damals im Branchenvergleich schwache Kapitalisierung verbessert. Das Ziel, 2018 eine bereinigte Kostenbasis unter 17 Milliarden Franken zu erreichen, wurde unterschritten. Zudem lag die harte Kernkapitalquote (CET1) Ende Jahr bei 12,6 Prozent und die ungewichtete Leverage Ratio bei 4,1 Prozent.
Nun sollen die Aktionäre an den Erfolgen der Neuausrichtung teilhaben und in den Genuss einer um 5 Prozent höheren Dividende in bar von 0,2625 Franken je Aktie kommen. Zudem läuft bereits seit Jahresbeginn das für das laufenden Jahr angekündigte Aktienrückkaufprogramm von bis zu 1,5 Milliarden Franken. Im Januar seien 13,9 Millionen Aktien im Wert von 170 Millionen Franken zurückgekauft worden.
Stresstest für neues Modell
Gerade das letzte Quartal sei ein guter Stresstest für das neue Geschäftsmodell gewesen, hiess es. Im vierten Quartal 2018 litt die Bank stark unter der hohen Volatilität an den Märkten sowie einer geringen Kundenaktivität.
Die Grossbank übertraf im ohnehin saisonal schwierigem Weihnachtsquartal mit einem Vorsteuergewinn von 628 Millionen und einem Reingewinn von 292 Millionen Franken jedoch die Markterwartungen. Und das Management wurde am Donnerstag nicht müde zu betonen, dass in einem sehr schwierigen Quartal die Widerstandsfähigkeit unter Beweis gestellt worden sei und man besser abgeschnitten habe als die Konkurrenz.
Die Marktverwerfungen schlugen im Investment Banking (Global Markets und APAC Markets) durch. Die unter anderem zum Kerngeschäft erklärten Bereiche Internationale Vermögensverwaltung und die Schweizer Einheit, Swiss Universal Bank, konnten ihre Gewinne hingegen steigern.
Mit Blick auf das Vermögensverwaltungsgeschäft flossen der Bank im vierten Quartal Nettoneugelder in Höhe von lediglich 0,5 Milliarden Franken zu verglichen mit 15,7 Milliarden im dritten Quartal. Man habe sich jedoch besser behauptet als viele Konkurrenten, welche Abflüsse erlitten haben, hiess es von der Credit Suisse.
Noch keine Entwarnung
Nach dem schwierigen vierten Quartal und einem besonders schwierigen Dezember habe sich im neuen Jahr bereits eine Verbesserung an den Märkten gezeigt, hiess es von der Bank. Das Handelsumfeld sei jedoch immer noch nicht annähernd so gut wie vor einem Jahr zur gleichen Zeit.
An der Börse standen die CS-Aktien am Donnerstag unter Druck. Nach einer zunächst freundlichen Eröffnung fielen sie recht bald und verloren bis Börsenschluss 3,4 Prozent auf 11,60 Franken.
Die Gruppe habe ein «respektables Ergebnis im widrigen Umfeld» publiziert, kommentierte die ZKB. Mehr erwartet haben sich die Investoren allerdings von der Dividende. Auch das Nettoneugeld sei geringer als erwartet. (awp/mc/pg)