US-Schluss: Späte Gewinne
New York – Erst kurz vor der Schlussglocke haben sich am Freitag die Anleger an den US-Börsen ein wenig aus der Deckung getraut. Der Dow Jones Industrial ging mit einem Plus von 0,31 Prozent auf 26’543,33 Punkte in das Wochenende. Auf Wochensicht trat das Börsenbarometer damit auf der Stelle, die Rally der vergangenen Monate geriet zuletzt ins Stocken.
Nach einer Gewinnwarnung von Intel einerseits und auf den ersten Blick starken Konjunkturdaten andererseits hatten sich Investoren lange Zeit zurückgehalten. Hohe Kursverluste in der Chip-Branche nach der herben Enttäuschung von Intel liessen den technologielastigen Nasdaq 100 lediglich um 0,12 Prozent auf 7826,68 Punkte zulegen.
Der marktbreite S&P 500 rückte um 0,47 Prozent auf 2939,88 Zähler vor und verpasste einen erneuten Höchststand nur um Haaresbreite.
Die Wirtschaft der USA hatte sich zu Beginn des Jahres von der schwächeren Weltkonjunktur abgekoppelt und weiter robust zugelegt. Das Wachstum in den Monaten Januar bis März übertraf die Erwartungen. Ökonom Jan Hatzius von Goldman Sachs wies jedoch darauf hin, dass das Wachstum zum grossen Teil einem Aufbau von Lagerbeständen und geringeren Importen geschuldet sei. «Die Inlandsnachfrage ist so schwach gewachsen wie seit drei Jahren nicht mehr», warnte Hatzius.
Der Technologieriese Intel hatte am Vorabend die Jahresziele für Umsatz und Gewinn in diesem Jahr gekappt. Das Geschäft mit Chips für Rechenzentren war zuletzt erstmals seit Jahren zurückgegangen. Anleger werteten das als Alarmsignal, der Kurs büsste abgeschlagen am Ende des Dow neun Prozent ein. Das zog auch andere Branchentitel wie Micron, Nvidia und Intuit nach unten.
Tech-Analyst Stacy Rasgon vom Investmenthaus Bernstein riet Anlegern, Intel-Aktien im Portfolio geringer zu gewichten. Es erfordere nun «schon eine sehr starke Erholung im zweiten Halbjahr, um auch nur die gesenkten Prognosen zu erreichen». Der Wettbewerb im Geschäft mit Rechenzentren nehme zu, gleichzeitig gebe es konjunkturelle Risiken für dieses Segment.
Der grösste US-Ölkonzern ExxonMobil hatte zu Jahresbeginn kräftige Abstriche bei Gewinn und Umsatz machen müssen. Besonders stark litt die Bilanz unter dem schwachen Raffinerie-Geschäft. Der Kurs sank um 2,1 Prozent. Der am Freitag unter Druck geratene Ölpreis belastete die Aktien von Chevron, der Kurs fiel um 0,7 Prozent.
Amazon kletterten um 2,5 Prozent auf den höchsten Stand seit Oktober vergangenen Jahres. Der weltgrössten Online-Händlers sei im ersten Quartal deutlich profitabler gewesen als erwartet, lobte Analyst Heath Terry von Goldman Sachs.
Der zweitgrösste US-Autobauer Ford hatte zu Jahresbeginn trotz anhaltender Probleme besser abgeschnitten als erwartet. Im ersten Quartal war der Gewinn deutlich weniger stark als befürchtet gesunken. Ford-Anteile zogen um fast elf Prozent auf den höchsten Stand seit neun Monaten an.
Bei American Airlines hatte das Startverbot für Boeings 737-Max-Jets und teures Kerosin die Gewinnziele durchkreuzt. Das vorläufige Aus für Flüge mit dem Boeing-Typ dürfte den Gewinn der Fluggesellschaft in diesem Jahr schmälern. Die Aktien verloren 1,1 Prozent.
Der Konsumgüterhersteller Colgate-Palmolive hatte dank guter Geschäfte in Nordamerika die Erwartungen für den Gewinn deutlich übertroffen. Der Kurs stieg um 3,8 Prozent.
Der Euro legte nach den Wachstumszahlen aus den USA leicht zu. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,1150 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1133 (Donnerstag: 1,1123) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8982 (0,8990) Euro gekostet. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen stiegen um 9/32 Punkte auf 101 2/32 Punkte und rentierten mit 2,50 Prozent. (awp/mc/ps)