Union Investment: Aktienkurse folgen den Gewinnen der Unternehmen

Union Investment: Aktienkurse folgen den Gewinnen der Unternehmen
Von Benjardin Gärtner, Leiter Portfoliomanagement Aktien, Union Investment. (Foto: Union Investment)

Frankfurt – Die aktuellen konjunkturellen Daten und die zurückliegende Berichtssaison sprechen für ein solides Aktienjahr. Für den Anlageerfolg müssen aber auch die langanhaltenden gesellschaftlichen und technologischen Trends identifiziert werden.

Eigentlich ist die Gesamtsituation ganz zufriedenstellend: Nach dem miserablen Jahresende 2018 hat sich an den Märkten wieder ein Stück Hoffnung breit gemacht, auch wenn niemand himmelhoch jauchzt. Die Angst, dass die Notenbanken ihre Geldpolitik straffen und damit die Konjunktur abwürgen, hat sich nicht materialisiert. Eine Zinssenkung in den USA gilt aktuell als wesentlich wahrscheinlicher als eine Erhöhung. Dementsprechend ist die Rezessionsangst aus dem Markt gewichen, unterstützt durch einige positive Frühindikatoren und stellenweise auch schon erste „harte Daten“, die durchaus Mut machen. Doch noch wichtiger als die Beurteilung der Rahmenbedingungen ist für den Anlageerfolg, die langanhaltenden gesellschaftlichen und technologischen Trends zu identifizieren.

Die Analyse der Unternehmenszahlen stimmt recht optimistisch. In der Summe blicken wir für das erste Quartal auf eine solide Berichtssaison zurück. Die Analystenprognosen für Umsatz und Gewinn wurden meistens übertroffen: So konnten in den USA 77 Prozent der Adressen aus dem S&P 500-Index die Erwartungen hinsichtlich des Gewinns schlagen, bei den Umsätzen waren es 57 Prozent. Auch in Europa war die Situation ordentlich, hier berichteten 57 Prozent der Konzerne höhere Gewinne als prognostiziert, 60 Prozent höhere Umsätze.

Lage immer noch komfortabel
Für Aktieninvestoren wichtiger ist die Frage, wie die Unternehmen die Welt und die Zukunft sehen. Da muss man festhalten: Die Ausblicke der Gesellschaften sind nicht mehr so positiv, wie sie das in weiten Teilen des Jahres 2018 noch waren. Der Optimismus hat sich ein Stück weit gelegt. Gekippt ist die Stimmung allerdings nicht. Im Vergleich mit den Jahren 2013 bis 2015 hingegen ist die Lage immer noch komfortabel. Upgrades und die Downgrades halten sich mittlerweile eher die Waage, was für ein durchschnittliches Aktienjahr spricht.

Ein zweiter Schlüsselfaktor für den breiten Markt sind die Bewertungen. Der Blick auf die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) der grossen Indizes zeigt: Hier ist noch Luft nach oben. Der S&P 500-Index in den USA beispielsweise ist noch etwa zehn Prozent von der Bewertungsspitze aus Dezember letzten Jahres entfernt, beim STOXX Europe 600 sind es fast 20 Prozent, bis die Wertpapiere ihre Rekord-KGV von April 2015 erreicht haben. Aktien scheinen insofern nicht schwindelerregend teuer zu sein. Allerdings ist die Welt insbesondere in den vergangenen Wochen auch wieder etwas riskanter geworden. Die Verschärfung im Handelsstreit zwischen den USA und China belastet die Notierungen. Sollte US-Präsident Donald Trump ernst machen und für die verbleibenden Einfuhren aus China wie angedroht Zölle in Höhe von 25 Prozent erheben, dann werden viele Endprodukte wie das iPhone oder Laptops für Verbraucher teurer. Dementsprechend müssten die Analysten die Gewinnerwartungen deutlich reduzieren.

Ob es soweit kommt, ist offen. Die ökonomische Vernunft legt einen Kompromiss nahe, denn Handelskriege kennen nur Verlierer. Auszuschliessen ist eine weitere Verschärfung im Konflikt aktuell aber nicht, auch mit Blick auf die handelnden Charaktere. Der G20-Gipfel in Osaka Ende Juni dürfte also auch an den Märkten viel Beachtung finden. Denn hier bietet sich für Trump und sein chinesisches Pendant Xi Jinping noch einmal die Möglichkeit, den Schalter umzulegen und Konfrontation in Richtung Kooperation zu steuern.

Kurse folgen den Gewinnen
So viel zum grossen Bild. Ungeachtet dieser Kennziffern sollten Anleger eines beherzigen: Die Aktienkurse folgen langfristig immer den Gewinnen der Unternehmen. Gerade Privatinvestoren, die ihr Geld langfristig anlegen, sollten sich also von den täglichen Schlagzeilen, von schnellen konjunkturellen Trendwechseln oder politischen Risikofaktoren nicht zu sehr verunsichern lassen. Vielmehr lautet die zentrale Frage: Wer wird in den kommenden Monaten und Jahren die höchsten Gewinnsteigerungen haben? In der Regel landet man dann relativ schnell bei den grossen und entscheidenden Trends der Zeit. Das ist, ganz nebenbei, heute nicht anders als früher. Nur die Themen haben sich verschoben.

Wo also findet man die Geschäftsmodelle der Zukunft? Der demografische Wandel verändert sich. Dementsprechend steigt der Bedarf an bestimmten medizinischen Produkten wie künstlichen Hüft- und Kniegelenken. Wer diese herstellt, dabei nachhaltig profitabel und gut gemanagt ist, dessen Aktien sollten auch überdurchschnittlich an der Börse abschneiden. Das gleiche gilt für den Bereich Automatisierung: Unternehmen, die intelligente Roboter etwa für das Segment Industrie 4.0 produzieren, sollten sich in den kommenden Jahren kaum über mangelnde Nachfrage beklagen können. Weitere Megatrends betreffen die Veränderungen in den Mobilitätsgewohnheiten, also etwa den Trend zur Elektromobilität, dem Vernetzten und dem Autonomen Fahren. Und Luxusgüter mit erstklassigen Renommees profitieren von dem gesellschaftlichen Wunsch nach einem höheren und sichtbaren Status, der mit den aufstrebenden Mittel- und Oberschichten in den Schwellenländern einhergeht.

Wandel macht gewisse Modelle obsolet
Ein Mangel an aussichtsreichen Investmentideen besteht also keinesfalls. Aber in einer wechselhaften Zeit ist es essenziell, die langlebigen Trends zu identifizieren und darauf aufbauend ein Portfolio mit wirklich aussichtsreichen Aktien zu formen.

Denn klar ist: Der Wandel macht auch einige Geschäftsmodelle obsolet, etwa im Bereich der Automobilzulieferer oder der Chemie. Deren Aktien zu identifizieren und konsequent zu meiden, ist nicht minder wichtig. Die Branchenzugehörigkeit und die Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle sind dabei freilich nur zwei von vielen Faktoren. Entscheidend für die Qualität einer Aktie sind die Ertragskraft, Rentabilität und eine attraktive Bewertung. Idealerweise kommt noch ein positiver fundamentaler Faktor oder Wendepunkt wie beispielsweise ein Wechsel im Management oder ein neues Produkt hinzu. Dann stehen die Chancen auf Kurssteigerungen schon ziemlich gut. (Union Investment/mc/ps)

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