US-Schluss: Dow tritt vor der Fed auf der Stelle
New York – An der Wall Street haben die Anleger am Montag ihr Pulver weiter trocken gehalten. Wie so oft vor wichtigen geldpolitischen Ereignissen hielten sie sich zurück, sagte Analyst Craig Erlam vom Währungsbroker Oanda mit Blick auf den am Mittwoch anstehenden Zinsentscheid der US-Notenbank Fed. Der Leitindex Dow Jones Industrial fuhr mit 26 112,53 Punkten ein knappes Plus von 0,09 Prozent ein. Er konnte sich so den sechsten Tag in Folge nicht gross von den 26 000 Punkten absetzen.
Eingetrübte Stimmungsdaten aus der Industrie im US-Bundesstaat New York waren dem US-Aktienmarkt keine Stolperfalle. Von der Fed-Sitzung am Mittwoch erwarten Ökonomen trotz der Spekulationen auf baldige Zinssenkungen im laufenden Jahr noch keinen Zinsschritt. Experten setzen eher darauf, dass die Währungshüter die Anleger argumentativ auf Zinssenkungen vorbereiten.
Der marktbreite S&P 500 legte auf Augenhöhe mit dem Dow um 0,09 Prozent auf 2889,67 Punkte zu. Deutlich besser als die Standardwerte entwickelten sich in New York die Technologiewerte, deren Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,63 Prozent auf 7526,52 Punkte stieg.
Den Takt vor gaben an der Nasdaq die steigenden Facebook-Aktien, die angetrieben von der Euphorie um eine erwartete eigene Digitalwährung um 4,2 Prozent stiegen und so ein Hoch seit einem Monat erreichten. Nach Einschätzung eines Experten ist die am Dienstag vermutete Vorstellung einer Kryptowährung namens «Libra» eine bedeutende Initiative, die die Wachstumsperspektiven des Social-Media-Unternehmens dramatisch verbessern könne.
Ansonsten machten einige Übernahmen von Nebenwerten Schlagzeilen. Weil Pfizer nach dem Biotechnologie-Spezialisten Array greift, schossen dessen Aktien um 57 Prozent auf 46,44 US-Dollar nach oben. Pfizer bietet 48 Dollar je Aktie in bar, um mit dem Zukauf sein Biopharmazeutika-Geschäft zu stärken. Die Aktien des Pharmakonzerns wurden davon aber nur wenig bewegt.
Ähnlich deutlich war der Kurssprung bei Sotheby’s wegen eines Gebots des Medien- und Telekomunternehmers Patrick Drahi, der das bekannte Auktionshaus nach 31 Jahren mit der Zustimmung des Sotheby’s-Managements wieder von der Börse nehmen möchte. Die Aktie schoss um 58,6 Prozent auf 56,13 Dollar hoch, lag damit aber knapp unter dem Gebot von 57 Dollar je Aktie.
Im Dow wurde ein Analystenkommentar zum grössten Aufreger: Aktien des Chemiekonzerns Dow Inc sackten als Schlusslicht im Leitindex um 3,5 Prozent ab, nachdem sich das Analysehaus BMO wegen konjunktureller Unsicherheiten und erwartetem Gewinndruck dazu durchrang, die bisherige optimistische Einschätzung aufzugeben.
Auf der anderen Seite des New Yorker Kursbarometers standen die Aktien von Boeing mit einem Anstieg um 2,2 Prozent. Der Flugzeugbauer hatte am Montag von einer möglichen Umbenennung seines Krisenjets 737 Max gesprochen. Der Konzern wolle alles tun, um den Ruf des Flugzeugs wieder herzustellen, hiess es auf der weltgrössten Luftfahrtmesse im französischen Le Bourget.
Ein zwischenzeitlicher Kursanstieg beim Euro ist am Montag wieder abgeflacht. Im späten US-Handel kostete die Gemeinschaftswährung 1,1216 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zwischenzeitlich auf 1,1234 (Freitag: 1,1265) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8902 (0,8877) Euro gekostet. Richtungweisende zehnjährige Anleihen verharrten bei 102 19/32 Punkten. Sie rentierten mit 2,08 Prozent. (awp/mc/ps)