US-Schluss: Zurückhaltung vor G20-Gipfel hält an
New York – Vor dem am Freitag beginnenden G20-Gipfel haben die Anleger an der Wall Street letztlich nur wenig Kaufbereitschaft gezeigt. Als Kursstütze erwies sich am Donnerstag immerhin ein Pressebericht, wonach sich die USA und China in ihrem Handelsstreit auf einen «vorläufigen Burgfrieden» geeinigt haben.
Der US-Leitindex Dow Jones Industrial gab nach einer zwischenzeitlich freundlicheren Entwicklung seine moderaten Gewinne wieder ab. Er schloss 0,04 Prozent tiefer bei 26 526,58 Punkten. Etwas besser behaupteten sich die anderen Indizes, die aber ebenfalls unter ihren Tageshochs blieben: Der marktbreite S&P 500 stieg um 0,38 Prozent auf 2924,92 Punkte und der Auswahlindex Nasdaq 100 gewann 0,39 Prozent auf 7657,05 Zähler.
Die zwei weltgrössten Volkswirtschaften wollten ihre Verhandlungen wieder aufnehmen, berichtete die Hongkonger Zeitung «South China Morning Post» gemeinsam mit der US-Publikation «Politico». Unter Berufung auf nicht genannte Quellen hiess es, US-Präsident Donald Trump habe zugesagt, die angedrohte Ausweitung der Strafzölle auf alle Importe aus China zu verschieben. Das sei Bedingung von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping für das Treffen am Samstag im japanischen Osaka gewesen.
Die Finanzmärkte erhofften sich eine Lösung aller Probleme, schrieb Sintje Boie von der Hamburg Commercial Bank. Ein wirklicher Durchbruch sei jedoch nicht in Reichweite, zu weit lägen die Positionen auseinander. Der Handelskonflikt werde auch in den kommenden Monaten wesentlicher Risikofaktor bleiben. Für dessen Ende fordert Xi laut «Wall Street Journal» unter anderem die Aufhebung aller Strafzölle und der US-Blockade gegen Geschäfte von US-Unternehmen mit dem chinesischen Telekomriesen Huawei.
Im Dow waren Boeing-Titel mit einem Minus von fast drei Prozent Schlusslicht. Dem Flugzeughersteller droht eine weitere Verschiebung des Flugverbots für seine Maschinen der Baureihe 737 Max. Die US-Luftfahrtbehörde FAA fand nach eigenen Angaben bei den Unglücksjets ein mögliches Risiko, das zunächst entfernt werden müsse. Kreisen zufolge braucht der Airbus-Konkurrent bis zu drei Monate, um dieses Problem zu lösen.
Dagegen führte Walgreens Boots Alliance mit einem Kursanstieg von rund vier Prozent die Gewinnerliste im US-Leitindex an. Die Drogerie- und Apothekenkette hatte im vergangenen Geschäftsquartal zwar die schwierigen Marktbedingungen zu spüren bekommen, wie der um fast ein Viertel gesunkene Nettogewinn zeigte. Bereinigt um Sondereffekte fiel dieser aber besser aus als erwartet.
Für die Aktien der Autobauer General Motors (GM) und Ford ging es um ein halbes beziehungsweise fast drei Prozent hoch, nachdem die schweizerische Bank Credit Suisse deren Beobachtung mit dem Anlagevotum «Outperform» aufgenommen hatte. Ford profitierten zusätzlich von der Ankündigung eines umfassenden Stellenabbaus in Europa.
Der Eurokurs zeigte sich wenig bewegt: Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,1370 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1370 Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,8795 (0,8801) Euro gekostet. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen stiegen um 9/32 Punkte auf 103 7/32 Punkte. Sie rentierten mit 2,01 Prozent. (awp/mc/pg)