Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Deutschland verschläft seine Zukunft
Von Robert Jakob
Wer in Deutschland einen Minijob, Hartz IV oder ein KMU hat, reibt sich die Augen. Da wird seit Jahren über den Wirtschaftsaufschwung geredet, als wäre es ein Mantra. Gemeint ist damit nicht etwa die Auferstehung aus Ruinen nach dem zweiten Weltkrieg, sondern die Zeit nach der letzten grossen Finanz-und Wirtschaftskrise. Kumuliert über das laufende Jahrzehnt hat sich das Bruttoinlandsprodukt um sage und schreibe 15 Prozent nach oben bewegt. Nur. Davon geht mehr als die Hälfte auf den Rebound nach dem Krisenjahr 2009, als das Inlandsprodukt um 5,6 Prozent zusammenbrach. Doch seither ist das Wachstum anämisch. Gerade einmal ein Prozent pro Jahr.
Für den Rest des Jahres sieht es düster aus. Technisch gesehen wird der Maschinenbau als wichtigster deutscher Industriezweig in die Rezession abrutschen. Geht man davon aus, dass gut 10 Prozent des „Jobwunders“ und Wirtschaftsaufschwungs auf die Exportförderung durch den schwachen Euro zurückzuführen sind, kann kritisch auch von einem verlorenen Jahrzehnt gesprochen werden. Wären noch D-Mark-Zeiten, hätte das ganze Jahrzehnt wohl im Zeichen des Nullwachstums gestanden.
Eher alte Dampflok als Wachstumslokomotive
Zwar kann man reife Volkswirtschaften wie die Bundesrepublik Deutschland nicht mit Schwellenländern wie China oder Zuwanderungsländern wie den USA oder der Schweiz vergleichen, welche naturgemäss eine höhere Schlagzahl generieren. Aber die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands verlief deutlich unter ihren Möglichkeiten. Als Wachstumslokomotive der EU ähnelt es eher einer alten Dampflok. Selbst das für reife Volkswirtschaften normale lineare statt exponentielle Wirtschaftswachstum wurde nicht geschafft, wenn man den Rückenwind aus der Euroabwertung herausrechnet.
Vieles von diesem versteckten Elend ist Managementversagen. Statt den Geldsegen der EZB zu nutzen und die serbelnde Infrastruktur auf Vordermann zu bringen, wird Geld im Sumpf von Prestige- und Subventionsmonstern versenkt. Aus der Managementlehre kennt man den etwas überstrapazierten Begriff des „Benchmarking“. Damit ist gemeint: über den Tellerrand blicken und bei Nachbarn nachzuschauen, was die vielleicht besser machen. Während beispielsweise der Schweizer Ständerat allein für den Bahnausbau 2035 fast 13 Milliarden Franken gesprochen hat, muss in Deutschland erst einmal der vernachlässigte Unterhalt nachgeholt werden.
Vom deutschen Bundesverkehrswegeplan 2030, der für die Verkehrsträger Strasse, Schiene und Wasser zusammen 270 Milliarden Euro verplant sehen will, muss das Gros für den Bestandschutz eingesetzt werden. In Deutschland hat man im Gegensatz zur Schweiz den Unterhalt sträflich vernachlässigt. Staus auf der Strasse und Verspätungen bei den Zügen sind nicht nur ein gravierendes Ärgernis, sie sorgen für grosse volkswirtschaftliche Nachteile. Deutsche Pünktlichkeit und Verlässlichkeit war gestern.
Fehlende Wirtschaftskompetenz in der gesamten Parteienlandschaft
Die politischen Entscheidungsträger ergehen sich währenddessen in populistischen Scheingefechten, aber keine Partei zeigt nur einen Funken an Wirtschaftskompetenz. Das betrifft nicht nur die SPD, sondern auch die CDU/CSU, die vollkommen ideenlos und mit hohlen PR-Phrasen auf die Herausforderungen der wirtschaftlichen Zukunft reagiert. Bei Fragen zur Umwelt und Energie hat man das Feld fast kampflos den Grünen überlassen, und bei der Digitalisierung hat man dem Einfluss der US-Internetkonzerne und der aufkommenden Technologieführerschaft Chinas nichts entgegenzusetzen als Bedenkenträgertum und Bürokratismus im luftleeren Raum.
Symptomatisch für das Politversagen steht die gescheiterte Deutsche Autobahnmaut. Statt vernünftiger Verkehrspolitik wurde stur ein auch noch teures „Buebetrickli“ durchgezogen, mit dem man die ausländischen Autofahrer zur Kasse bitten wollte. Der Europäische Gerichtshof hat dem zu Recht einen Riegel vorgeschoben. Besser als vermeintliche Bauernschläue wäre eine unbürokratische länderübergreifende europäische Industriepolitik, um bei Robotik, Digitalisierung, Biotechnologie weiter vorne mit zu mischen. Was einst mit dem Airbus-Konzern geklappt hat, kann auch in anderen Branchen gut gehen.
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Zum Autor:
Robert Jakob ist promovierter Naturwissenschaftler und Buchautor und arbeitete sowohl in der Grundlagenforschung als auch für Verlage, Versicherungen und Banken. Seit Jahrzehnten ist der Wissenschaftler und Kommunikationsspezialist ein ausgewiesener Kenner der Finanzszene. Er leitete nicht nur die Redaktion des Swiss Equity Magazins (einem Tochterunternehmen der NZZ), sondern dortselbst auch das Team der Aktienanalysten.