Salt will aus eigener Kraft wachsen
Renens – Noch drückt der Verlust der Grosskunden UPC und Coop Mobile beim Mobilfunkanbieter Salt aufs Geschäft. Doch die Nummer Drei am Schweizer Markt bläst zum Angriff und will in allen drei Bereichen – Mobile, Festnetz und Geschäftskunden – einen Gang zulegen.
Seit geraumer Zeit telefonieren die Mobilfunkkunden von UPC und Coop Mobile nicht mehr über das Salt-Netz, sondern über jenes der Swisscom. Das bekommt Salt zu spüren, wie die am Freitag publizierten Halbjahreszahlen zeigen.
Der Umsatz nahm um 2,4 Prozent auf 500 Millionen Franken ab und der Betriebsgewinn (EBITDA) schrumpfte um 9 Prozent auf 215 Millionen. Unter diesen Umständen fiel der Gewinn bei der Salt-Mutter Matterhorn Telecom um gute 10 Millionen auf 23 Millionen Franken zurück. Ohne die Abgänge von UPC- und Coop-Kunden wäre der Umsatz mit knapp einem Prozent gewachsen und der EBITDA hätte sich lediglich um 2,5 Prozent reduziert. Auf dem Ergebnis lasteten höhere Aufwendungen zur Bindung und Gewinnung von Kunden sowie Investitionen in den Betrieb, hiess es.
Kein Interesse an UPC
Mit Blick nach vorne sieht Firmenchef Pascal Grieder grossen Spielraum für Salt. «Unsere Ambition ist es, in allen Segmenten zu wachsen», sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Dies soll das Unternehmen, das dem französischen Milliardär Xavier Niel gehört, aus eigener Kraft schaffen.
Auf die Frage, ob Salt sich allenfalls für UPC interessiere, sollte der Kabelnetzbetreiber nicht an Sunrise verkauft werden, sagte Grieder: «Wir fokussieren uns auf unsere Strategie und die ist auf drei Segmente und den Alleingang ausgerichtet.» Die geplante Übernahme von UPC durch Sunrise ist Gesprächsthema Nummer Eins in der Telekombranche. Sunrise hat sich im Vorfeld der dazu geplanten Generalversammlung mit Grossaktionär Freenet zerstritten. Der Deal steht nun auf der Kippe.
Auf Kundenseite sei mit Blick auf die unklaren Verhältnisse bei UPC/Sunrise eine gewisse Verunsicherung zu spüren, stellte der Salt-Chef fest. Zudem habe UPC die Preise erhöht, was am Markt zusätzlich für Unruhe sorge. «Davon können wir nur profitieren», fuhr er fort.
Wachstum an allen Fronten
Grieder will im Mobile-Geschäft die Kundenbasis ausweiten. Nach dem Rückgang zu Jahresbeginn, nahm die Zahl der Mobile-Postpaid-Kunden im zweiten Quartal netto um 1’200 auf 1,23 Millionen zu. Dieses Wachstum gelang, obwohl über 5’000 Coop-Kunden abgesprungen waren.
Der Coop-Effekt dürfte Grieder zufolge bis im ersten Quartal 2020 ganz abklingen und den Weg für weiteres Wachstum frei machen.
Einen Erfolg verbuchte Salt beispielsweise mit Lidl Schweiz. Der Discounter stieg gemeinsam mit Salt in das Mobilfunkgeschäft ein und lancierte das Mobilfunk-Abo «Lidl Connect». Über diese Schiene sollen weitere Kunden dazukommen.
Preiskampf bei Geschäftskunden
In den noch sehr kleinen Bereichen Festnetz und Geschäftskunden geht es in erster Linie darum, die Bekanntheit von Salt zu steigern. Das scheint mit dem Glasfasernetzangebot Salt Fiber zu gelingen. Da zählte man Ende Juni bereits mehr als 50’000 Kunden.
Im Schweizer Geschäftskundenmarkt versucht Grieder, Salt in dem von Preiskampf geprägten Marktumfeld zu etablieren. «Wir haben im B2B-Geschäft noch einen ziemlich kleinen Marktanteil. Das erlaubt es uns, am Markt aggressiver aufzutreten als die Konkurrenz», zeigte sich der Salt-Chef kämpferisch.
Salt will bei den Geschäftskunden aber nicht nur mit dem Preis punkten. «Wir haben die Organisation neu aufgestellt, in Service und IT investiert und ein Produktportfolio mit Neuheiten für den Schweizer Markt lanciert», ergänzte er.
5G-Start steht bevor
Nach wie vor unklar bleibt, wann Salt den neuen Mobilfunkstandard 5G lancieren wird. Während Konkurrenten wie die Swisscom oder Sunrise den 5G-Ausbau vorantreiben, laufen bei Salt noch die Vorbereitungen dazu.
«Auch wir werden in den nächsten Monaten unser 5G-Netz der Öffentlichkeit zugänglich machen», versprach Grieder. Über die detaillierten Pläne dazu werde Salt zu einem späteren Zeitpunkt informieren. (awp/mc/pg)