VP Bank Finanzmarkt-Kommentar: SNB entlastet Banken

VP Bank Finanzmarkt-Kommentar: SNB entlastet Banken
Von Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank. (Foto: VP Bank)

Vaduz – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Leitzins diese Woche auf -0.75 % belassen. Es kommt neu aber zu Entlastungen bei der Zahlung des Negativzinses.

Im Vorfeld des Zinsentscheids war es zu Spekulationen gekommen, ob die SNB aufgrund der Vorgaben der Europäischen Zentralbank (EZB) ebenfalls handeln würde. Die EZB hatte in der Woche zuvor den Einlagesatz um 10 Basispunkte auf minus 0.5 % runtergenommen. Doch diese Erwartungen an die SNB waren aus unserer Sicht verfehlt, weil es keinen Automatismus zwischen der SNB und der EZB gibt. Im Fokus der eidgenössischen Währungshüter ist noch immer die Entwicklung des Frankens. Sollte sich an der gegenwärtigen Wechselkurssituation keine signifikante Änderung ergeben, wird die SNB weiterhin an ihrem eingeschlagenen Pfad festhalten. Vorerst dürften keine weiteren Zinssenkungen auf der Agenda stehen.

Höherer Freibetrag für Banken
Die SNB entlastet neu aber den Bankensektor. Sie überprüft jetzt die Berechnungsgrundlage für den Negativzins regelmässig. Wörtlich heisst es in der Medienmitteilung: «Die Negativzinsbelastung soll auf das Nötigste beschränkt werden.» Zum 1. November tritt eine neue Freibetragsberechnung in Kraft. Der Freibetragsfaktor wird von 20 auf 25 der Mindestreserve angehoben. Das heisst konkret, dass Schweizer Banken weniger Negativzins bezahlen müssen.

Hinsichtlich des wirtschaftlichen Ausblicks betont die Nationalbank die gestiegenen wirtschaftlichen Risiken. Damit würde es auch zu einer Wachstumsabschwächung in der Schweiz kommen. Im laufenden Jahr werde das Wachstum nach Schätzung der SNB nur noch zwischen 0.5 % und 1.0 % liegen. Auch die Inflationsprognosen wurden nach unten angepasst.

SNB hat richtig entschieden
Da sich der Franken gegenüber dem Euro zuletzt wieder leicht verbilligte, bestand kein akuter Handlungsbedarf. SNB-Präsident Thomas Jordan tat gut daran, eine ruhige Hand zu bewahren. In Anbetracht tief negativer Zinsen sollte die SNB ihre ohnehin begrenzte Munition für ernsthafte Krisensituationen trocken halten. Es ist wohltuend zu sehen, dass sich die eidgenössischen Währungshüter nicht dem internationalen Reigen von Zinssenkungen anschloss.

Auch die Entlastung für Banken ist zu begrüssen. Negativzinsen sollten ein Anreizsystem zur vermehrten Kreditvergabe sein. Ist die Nachfrage nach Finanzierungen aufgrund eines eingetrübten Konjunkturausblicks auf Seite der Unternehmen aber schwach, verfehlen Negativzinsen ihren Zweck. Damit entpuppt sich die Geldpolitik nicht als Anreizsystem, sondern nur noch als Belastungsfaktor. Finanzinstitute werden geschwächt und im schlimmsten Falle geschieht genau das Gegenteil dessen, was die Notenbank sich eigentlich wünscht. Verschlechtert sich nämlich die bilanzielle Situation des Finanzsektors aufgrund der Negativzinsen, kann das die Kreditvergabekapazität der Banken schmälern. (VP Bank/mc/ps)

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