Sonova präsentiert am Investorentag Updates zu Marvel und zur Strategie
Stäfa – Alle Augen auf Marvel lautet auch am diesjährigen Investorentag von Sonova die Devise, nachdem der Hörgerätehersteller aus Stäfa kürzlich die Generation 2.0 dieser Hörgeräte-Plattform lanciert hat. Das Unternehmen bestätigte ausserdem die Mittelfristziele.
Der Hörgerätemarkt ist im Wandel. Die Digitalisierung stellt die Hersteller vor neue Herausforderungen. Sonova reagierte auf diese Entwicklung vor knapp einem Jahr mit der Lancierung seiner Marvelplattform.
Hörgerate, die auf Marvel setzen, machen eine direkte Übertragung von Musik, Telefonaten oder Video-Inhalten via Bluetooth auf beide Hörgeräte eines Nutzers möglich. Die Kunden hören die Geräusche also mit beiden Ohren und telefonieren auch direkt mit dem Hörgerät.
Und diese Features scheinen im Markt anzukommen. Bereits jetzt sei Marvel der «erfolgreichste Sonova-Produkte-Launch aller Zeiten», betonte Jason Mayer, Vice President Commercial Sales, vor den Analysten und Investoren.
«Mehr als eine Million Geräte»
So habe man in den ersten zehn Monaten seit Verkaufsstart mehr als eine Million Marvel-Geräte verkauft. Damit Marvel den bisherigen Schwung beibehalten kann, hat Sonova das auf der Plattform basierende Produktportfolio nun weiter verbreitert und vor kurzem neue Hörgeräte lanciert.
Neu ist unter anderem, dass man im Rahmen von Marvel 2.0 gewisse Hörhilfen mit zwei verschiedenen externen Geräten statt wie bisher nur mit einem verbinden kann. Ein Beispiel hierfür ist eine Verbindung mit dem Handy und dem Fernseher gleichzeitig, wie Mayer an seiner Präsentation ausführte.
Wie sich der Verkauf der Marvel-Hörgeräte auf die Zahlen von Sonova auswirkt, wollte das Management am Dienstag allerdings nicht verraten. Man befinde sich aktuell in der «Quiet Period» und werde keine neuen Zahlen kommunizieren, hiess es.
Allerdings liess CEO Arnd Kaldowski es sich nicht nehmen, die aktuell geltenden Mittelfristziele des Unternehmens zu bestätigen. Dabei geht Sonova von einem jährlichen Umsatzwachstum von 5 bis 7 Prozent aus. Das organische Wachstum wird derweil mit 4 bis 6 Prozent veranschlagt.
Dass das Management sehr darauf bedacht war, die Vorteile der eigenen Produkte zu betonen, führte auch zu kritischen Nachfragen von Analystenseite. Wieso es dem Unternehmen nicht gelinge, den Markt mit den eigenen Wachstumsraten noch deutlicher zu schlagen, wurde etwa gefragt.
Rolle der Audiologen
Hier kommt gemäss CEO Kaldowski den Audiologen eine zentrale Rolle zu. Diese müssten die Kunden noch stärker von den Vorteilen der Marvel-Geräte überzeugen.
Kaldowski wiederholte dabei auch, was er zu früheren Zeitpunkten schon gesagt hatte: Sonova setzt auf ein Geschäftsmodell, bei dem der Kunde auf die Hilfe eines Audiologen setzt. Denn alleine oder übers Internet liessen sich Hörgeräte nicht ideal einstellen.
Allerdings brauche es den sogenannten «Omni-Channel Approach» – der Kunde muss das Unternehmen also auf verschiedenen, auch digitalen Kanälen erreichen können, wenn er das möchte. Hier habe Sonova gar keine andere Wahl, schliesslich sei dies heute das normale Shopping-Verhalten der Konsumenten.
Sie informierten sich über verschiedene Kanale und wollten dann aber auch die Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch wahrnehmen können, sagte denn auch Christophe Fond, der Chef des unter dem Namen Audiological Care bekannten Retail-Geschäfts von Sonova.
Was dies konkret heisst, führte Fond am Beispiel der Generation der sogenannten Baby Boomer aus, die nun ins Hörgeräte-Alter kommt. «Die Baby Boomers informieren sich im Internet, kaufen dann aber ihr Gerät nach wie vor im Geschäft.»
Sein Chef Kaldowski selbst legte den Fokus seiner Präsentation am Morgen auch auf die anderen Aspekte der aktuellen Strategie von Sonova. Diese basiert auf sechs Säulen. Nebst dem Multi-Channel-Vorgehen gehören hierzu auch Akquisitionen, der Ausbau von Audiological Care, Investitionen in Wachstumsmärkte, die Prozessoptimierung und schliesslich schlicht und einfach das Ziel, technologisch am Markt eine führende Position einzunehmen.
Wichtiger Kongress
An der Börse schlugen die Neuigkeiten am Dienstag keine grösseren Wellen. Zu Handelsschluss standen die Papiere mit 228,20 Franken 0,4 Prozent über ihrem Schlusskurs vom Vortag.
Für die Performance der Aktien in den nächsten Tagen könnte entscheidend sein, wie das gesamte Portfolio an Produktneuheiten aller Sonova-Marken auf dem EUHA-Kongress in Hannover aufgenommen wird. Dieser dauert vom 16. bis zum 18. Oktober und gilt als wichtiger Gradmesser in der Branche. (awp/mc/ps)