UBS verdient im Sommerquartal trotz schwierigem Umfeld mehr als erwartet
Zürich – Die UBS hat im dritten Quartal 2019 zwar deutlich weniger verdient als im Vorjahr, die Erwartungen des Marktes aber dennoch übertroffen. Die Grossbank spricht von einem «soliden Ergebnis in einem schwierigen Umfeld». An der Sparschraube dreht sie aber weiter und restrukturiert dazu ihre Investmentbank.
Das Umfeld für Banken ist global kein einfaches und in diesem Jahr zudem sehr volatil. Einem sehr schwachen Start ins Jahr folgte eine deutliche Verbesserung ab März und dann wieder eine klare Verlangsamung im Sommerquartal. Die Stichworte sind hier etwa die unsägliche Brexit-Geschichte, der Handelsstreit zwischen den USA und China, die Unruhen in Hongkong oder das Impeachment-Verfahren gegen US-Präsident Trump.
Und nicht zuletzt haben sich die wirtschaftlichen Aussichten massiv verschlechtert. Der Währungsfonds (IWF) nahm zuletzt seine Prognose für die Weltkonjunktur stark zurück – China etwa schwächelt, Deutschland steht kurz vor der Rezession, und das Risiko für einen starken globalen Wirtschaftsabschwung ist zuletzt deutlich grösser geworden.
Ein Fünftel weniger Vorsteuergewinn
Das geht auch an der UBS nicht spurlos vorbei: Bei der grössten Schweizer Bank sank der Vorsteuergewinn in der Periode von Juli bis September im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal um gut ein Fünftel auf 1,35 Milliarden US-Dollar, wie die grösste Schweizer Bank am Dienstag bekanntgab. Unter dem Strich verblieben mit 1,05 Milliarden rund 16 Prozent weniger.
Trotz des Rückgangs hat die Bank die Märkte mit ihren Zahlen allerdings positiv überrascht und die Konsensschätzungen in der Grössenordnung von 5 bis 10 Prozent übertroffen. Die Aktie legte zwar im Tagesverlauf zwischenzeitlich zu, schloss aber unverändert bei einem Kurs von 11,45 Franken.
Stellenabbau in der Investmentbank
Dass der Gewinn deutlich sank, hat vor allem damit zu tun, dass die Bank zwar einen Rückgang der Erträge hinnehmen muss, die Kosten aber nicht in gleichem Ausmass oder Tempo reduzieren kann. Entsprechend ist das für Banken wichtige Verhältnis aus Kosten und Erträgen – die sogenannte Cost/Income-Ratio – deutlich angestiegen auf (bereinigt) 79 Prozent. Ihr mittelfristiger Zielwert liegt hier bei deutlich tieferen 70 Prozent. Das würde bedeuten, dass sie pro eingenommenen Dollar lediglich noch rund 70 Rappen statt fast 80 Rappen als Kosten ausweisen müsste.
Da dieser Wert aber noch weit weg ist, tritt die UBS weiter auf die Kostenbremse. Wegen der Zurückhaltung der Kunden hatte die Bank bereits Anfang Jahr Kosteneinsparungen taktischer Art (Verschiebung von Projekten oder Neueinstellungen etc.) von rund 300 Millionen US-Dollar in Angriff genommen. Diese seien nun implementiert worden, hiess es.
Neu dazu kommen nun auch so genannte strategische Abbaumassnahmen. So steckt derzeit die Investment Bank der UBS in einer grösseren Restrukturierung. Bereiche werden zusammengelegt, und die Effizienz soll deutlich verbessert werden. Kosteneinsparung heisst bei Banken meist beim Personal zu sparen, was auch hier nicht anders ist: Die UBS gibt zwar keine Details bekannt, es dürfte sich aber insgesamt um einen grösseren Stellenabbau handeln. Am Vortag schrieben internationale Medien etwa über eine Streichung von ein paar Dutzend Jobs in Asien.
Von der UBS hiess am Dienstag lediglich, dass vor allem höher dotierte Posten in der Investment Bank abgebaut würden und dafür im vierten Quartal ein Restrukturierungsaufwand von rund 100 Millionen US-Dollar verbucht werde. Insgesamt sollen damit 90 Millionen an Kosten eingespart werden.
Wieder neue Gelder angezogen
Gut lief es bei der UBS in der globalen Vermögensverwaltung für reiche Kunden, ihrem eigentlichen Kerngeschäft. Hier verdiente sie mit 919 Millionen US-Dollar ähnlich viel wie im starken Vorjahr und übertraf auch die Schätzungen – im Gegensatz zum Investment Banking – relativ deutlich. Analysten lobten denn auch explizit die Performance dieser Division im vergangenen Quartal, nachdem in den vorherigen Quartale zumeist Kritik geäussert worden war.
Positiv war vor allem auch, dass der Bank nach einem Abfluss im zweiten Quartal netto wieder neue Gelder zuflossen, sind diese doch die Basis für Einnahmen in der Zukunft. Die Kerndivision verbuchte im Sommerquartal Neugelder von netto 15,7 Milliarden Dollar. Ein grosser Teil davon kam aus dem asiatischen Raum (10,9 Mrd), aber auch in der Schweiz (1,9 Mrd) und im EMEA-Raum (3,2 Mrd) war die Bank recht erfolgreich. Einzig in Amerika fiel der Neugeldzufluss schwach aus.
Vorsichtiger Ausblick
Für den weiteren Geschäftsverlauf gibt sich die Bank angesichts der vielen geopolitischen Krisenherde, der Rezessionsgefahr und der anhaltend tiefen Zinsen vorsichtig. Sie sieht sich immerhin dank ihrer guten Diversifizierung in Bezug auf Regionen und Geschäftstätigkeit gut aufgestellt. Und sie will weiterhin für ihre Aktionäre «nachhaltigen, langfristigen Wert» schaffen. (awp/mc/ps)