Christian Wenger, Partner wenger & vieli, im Video-Interview
Von Helmuth Fuchs
Im Video-Interview nimmt Christian Wenger, Partner wenger & vieli, Stellung
- zum Swiss Entrepreneurs Fund und der Finanzierung von Startups
„Der Swiss Entrepreneurs Fund ist gut unterwegs, braucht aber noch sehr viel Unterstützung und Investoren. Die Schweiz braucht noch mehr Wachstumskapital.“
- dazu, weshalb nur wenige Pensionskassen die Tiefzinsphase nutzen, um zum Beispiel Jungunternehmen zu fördern
„Die Pensionskassen sind immer noch ein bisschen gebrannt von der Internetbubble anfangs 2000.“
«Alternative Investments sind eine anspruchsvolle Klasse, das Produkt ist nicht einfach, aber ich bin überzeugt, dass wir in den nächsten drei bis vier Jahren eine substantielle Verbesserung sehen werden.»
- dazu, weshalb Wachstumskapital jenseits der 5-Millionen-Grenze immer noch knapp ist und wie das behoben werden kann
„Ich glaube, der Swiss Entrepreneurs Fund ist ein Mittel dagegen.“
„Wir sehen definitiv eine Bewegung im Wachstumsfinanzierungs-Markt, die Schweiz hat einfach noch nicht diese Kultur, wir haben auch noch zu wenige «role models».“
„Der schweizerische Weg geht sehr viel solider, ein bisschen behäbiger, langsamer als die schnell wachsenden amerikanischen Software Companies.“
- zur Kritik, dass Schweizer Gründeroft einen zu kleinen Exit anstrebten und zu wenig hungrig seien
„Dass wir hier eine andere Kultur haben als die Amerikaner oder vielleicht auch die Berliner, glaube ich. Wir sind in der Schweiz nicht weniger hungrig, aber vielleicht ein bisschen zurückhaltender, oder haben auch gerne mal eine gewisse Sicherheit. Das ist in unserer DNA.“
„Wenn wir das Wachstumskapital haben, werden wir auch grosse Wachstums-Firmen sehen, mit Leuten, die auch wirklich grosse Ambitionen haben.“
- zur Begeisterung für Startups und seine möglicherweise verfehlte Berufung
„Ich bin sehr zufrieden als Anwalt und Partner bei wenger & vieli, ich fühle mich menschlich und intellektuell sehr wohl.“
„Ich bin ein Mensch, der halt breit aufgestellt ist, der sehr viel Interessen hat. Die Passion für Startups kommt von der Passion für Neues, für junge Leute.“
- zum Status seines neuesten Projekts, dem Swiss Autonomous Valley
„Das Swiss Autonomous Valley ist eine Frucht von digitalswitzerland, wo ich das als eine Spontan-Idee lanciert habe.“
„Die Idee ist, dass wir die Schweiz und all ihre technologischen Kapazitäten nutzen, um autonome Systeme zu entwicklen und zu testen. Wir wollen eine Plattform bauen, die das ermöglicht. Es gibt schon unendlich viele spannende Ansätze mit armasuisse und grossen Technologie-Providern. Die Post, die ETH, ist dabei, die Swisscom, Skyguide, das BAZL. Es ist ein wirklich spannendes, tolles Projekt.“
- wie die Schweiz ihre gute Ausgangslage bei Drohnen besser nutzen kann, um auch führende Unternehmen im Land zu entwicklen
„Wir dürfen nie vergessen: Die Schweiz ist ein kleines Land, ein kleiner Consumer Market. Die Schweiz ist ein perfektes Gebiet, um zu testen. Wir müssen realistisch sein: Das Wachstum kommt in ausländischen Märkten.“
„Wir brauchen Manager, die wissen, wie man eine Firma von 15 zu 150, zu 1’500 Mitarbeitern aufbauen und entwickeln kann.“
- dazu, nach welchen Kriterien er seine eigenen Investitionen in Startups vornimmt
„Erstens, aus welcher Quelle der Dealflow kommt. Ich bin da sehr wählerisch. Dann das wichtigste Kriterium die Persönlichkeit und der Hunger des Gründers.“
„It’s all about people.“
- zu seinen Zukunftsvisionen in Zeiten der Umweltkrisen, zunehmender Globalisierungskritik und zunehmendem Nationalismus
„Für mich sind all diese Themen wiederum Business Opportunities. Insbesondere die ganze Umweltthematik, CO2, Renewable Energies, nachhaltige Energieversorgung sind für uns endlose Business Opportunities.“
„Ich bin zusammen mit dem WWF an einem Projekt, das schweizerische Technologien nutzt, um die Aufforstung von Wäldern zu überwachen und zu kontrollieren.“
„Wir müssen schauen, dass wir inklusiv sind, nicht exklusiv, dass die Digitalisierung, die ganze Bevölkerung erreicht, nicht nur Einzelne, dass alle davon irgendwie profitieren können.“
- dazu, welche Technologie das grösste Potential hat, unser Leben mittelfristig fundamental zu verändern
„Ich glaube, es ist Quantum Computing. Quantum Computing wird unsere ganze Medizin verändern, mit der Fähigkeit, grosse Datenmengen mit unseren Gesundheitsdaten zu verbinden und wirklich personalisierte Medizin zu betreiben. Das wird uns fundamental verändern.“
- zu seinen beiden Wünschen am Schluss des Interviews
„Der erste Wunsch ist, dass das schweizerische Parlament und der schweizerische Bundesrat sich ernsthaft mit den Folgen der Digitalisierung für unserer Demokratie auseinander setzen, sich bewusst werden, dass die Digitalisierung eine Veränderung insbesondere auch des Medienkonsums zur Folge hat.“
„Der zweite Wunsch: Ich wünsche mir eine Schweiz mit einem grossen Mittelstand, der sehr vielen Leuten die Möglichkeit gibt, von der Digitalisierung zu profitieren, dass wir eine Gesellschaft sind, die inklusiv ist und auch denjenigen schaut, die nicht so von dieser Entwicklung profitieren können.“