Nationalbank dürfte am Devisenmarkt interveniert haben
Bern – Die Schweizerische Nationalbank dürfte jüngst wieder am Devisenmarkt interveniert haben. Der Anstieg der Sichtguthaben von Banken bei der SNB deutet laut Marktteilnehmern darauf hin. Sie erwarten aufgrund der Situation um das Coronavirus ausserdem bald weitere Interventionen.
Konkret ist der Durchschnitt der Franken-Sichtguthaben bei der SNB für die vergangene Woche (Mittwoch bis Mittwoch) um 2,2 Milliarden auf 592,3 Milliarden Franken gestiegen, wie die SNB am Montag mitteilte. Die Entwicklung der Sichtguthaben gilt als guter Indikator für mögliche Interventionen der SNB zur Frankenschwächung. Sie kauft dann etwa Fremdwährungen und schreibt den Banken den entsprechenden Franken-Betrag auf deren SNB-Konten gut.
Der Anstieg der Sichtguthaben sei «ein deutliches Indiz» für eine Intervention, sagte UBS-Ökonom Alessandro Bee auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Zu Beginn des Jahres sei es normal, dass die Sichtguthaben aus saisonalen Gründen anstiegen. «Wenn Mitte Februar die Sichtguthaben hingegen um zwei Milliarden steigen, lässt dies klar auf Devisenmarktinterventionen schliessen, insbesondere in der momentanen Situation.» Zwei Milliarden seien allerdings kein besonders hohes Volumen, meinte er.
Zahlen von nächster Woche spannender
«Die Zahlen von nächster Woche werden daher interessanter sein, weil sie dann das Verhalten der SNB in der jetzigen Situation aufzeigen, in der das Coronavirus der europäischen und der Schweizer Wirtschaft deutlich näher gerückt ist», so der Ökonom weiter. So gilt die Verunsicherung wegen des Virus als Grund für die Aufwertung des Frankens. Denn die Schweizer Währung hat international Bedeutung als sicherer Hafen in Krisenzeiten.
In der Nacht auf Montag – nach Bekanntwerden eines drastischen Anstiegs der Anzahl an Infizierten – war der Euro-Franken-Wechselkurs im asiatischen Handel erstmals seit Sommer 2015 unter die Schwelle von 1,06 Franken gefallen. Mittlerweile notiert das Währungspaar aber wieder leicht darüber.
Hohe Interventionen von 2015 bis 2017
Intervenieren im grossen Stil musste die SNB zuvor etwa in den Jahren 2015 bis 2017. Nach Aufhebung des Euromindestkurses durch die Nationalbank am 15. Januar 2015 war der Franken bekanntlich massiv in die Höhe geschossen und hatte die Schweizer Exportwirtschaft dadurch vor massive Probleme gestellt.
Allein 2015 kaufte die SNB Devisen für 86,1 Milliarden Franken, 2016 waren es dann 67,1 Milliarden und 2017 48,2 Milliarden. Aber auch schon 2014, also im Jahr vor der Aufhebung des Mindestkurses, hatte sie Devisen in Höhe von 25,8 Milliarden erworben.
Keinen grossen Bedarf mehr für Interventionen gab es dann im vergangenen Jahr mit Käufen im Gegenwert von lediglich noch 2,3 Milliarden Franken. Grund war vor allem die relative Schwäche des Frankens, wobei der Euro-Franken-Wechselkurs im April kurzfristig gar die Marke von 1,20 überstiegen hatte.
Von der EZB waren damals mittelfristig Zinserhöhungen erwartet worden, während die die SNB weiterhin die Bereitschaft zu Interventionen betont und damit keine Anzeichen einer Normalisierung der Geldpolitik ausgesendet hatte. (awp/mc/pg)